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«Kurds & Bündig» – Serhat und Yoldaş im Interview

Zwei junge Männer, zwei Mikrofone und ausreichende technische Fähigkeiten, um einen Podcast auf Spotify zu stellen. Die Podcast-Landschaft ist überfüllt mit Männer-Duos, die ihre Meinungen und problematischen Ansichten kundtun. Doch bei «Kurds & Bündig» ist es anders: Die Hosts sind zum einen Migra-Kids, zum anderen auf einer Mission: Menschen eine Stimme geben, die in der Schweiz lange nicht gehört wurden. Wir haben mit Serhat und Yoldaş gesprochen.

Von Sina Schmid

Wir sitzen im BRIDGE in der Europaallee. Ich kenne Yoldaş schon seit einiger Zeit und wusste bereits vor seinem Podcast Erfolg, wie lustig er ist. Von Serhat habe ich in verschiedenen Anekdoten gehört und freue mich, ihn persönlich kennenzulernen. Die zwei jungen Herren haben in den letzten Monaten Wellen geschlagen. Eine gute Marketingstrategie, lustiger und spannender Content, das richtige Publikum und schon entsteht ein Hit. Aber ist es wirklich so einfach? 

«Kurds & Bündig» hat sich auf den Podcast-Charts von Spotify längst ein Plätzchen gesichert. 2022 gehörten sie zu den am häufigsten geteilten Podcasts in der Schweiz. Auf Tiktok, Instagram und Co. haben sie eine treue Anhänger:innenschaft. Aber das hat den Männern mit kurdischen Wurzeln nicht gereicht: Ihre erste Live-Show war ein voller Erfolg. Nach eineinhalb Stunden war sie restlos ausverkauft und wurde anschliessend mit grossartigen Rückmeldungen gelobt. Momentan sind die Beiden auf Tour; vier Live-Shows im Januar und Februar, sind bereits ausverkauft. 

Yoldaş & Serhat von «Kurds & Bündig»

Welche Motivation steckt hinter dem Podcast, und was ist ihr Rezept zum Erfolg? Yoldaş und Serhat plaudern aus dem Nähkästchen.

Fangen wir mit den Basics an – wie seid ihr dazu gekommen, einen Podcast zu starten?

Sero: Es gibt zwei Versionen dieser Geschichte, aber eigentlich zählt nur eine. Yoldaş meinte, es wäre cool einen Podcast zu machen. Das war 2021. Wir haben intensiv darüber gesprochen, aber haben die Idee auf Eis gelegt. Dann habe ich eines Tages gerade meinen Starbucks-Kaffee geholt, es ist wichtig, dass es Starbucks war, und Yosh meinte nur, ich solle zu ihm kommen. Dort angekommen, sehe ich ein ganzes Podcast Set-Up. Dann haben wir einfach angefangen und jetzt sind wir hier. Also Yoldaş hat das Ganze ein wenig in die Hand genommen.

Yoldaş: Ich denke ich war der Initiator, ja. Ich wollte schon immer über mich selbst sprechen (lacht). Aber eigentlich ist es wichtig zu erwähnen, dass es den Podcast gibt, weil es den Namen gibt. Wenn der Name nicht so gut wäre, gäbe es den Podcast vielleicht nicht.

Wieso denkt ihr, dass es noch einen weiteren Podcast von zwei jungen Männern braucht? Was unterscheidet euch von anderen Podcasts?

Yoldaş: Ein wichtiger Punkt ist sicher unser Publikum. Wir sprechen gezielt Migra-Kids an, diese Zielgruppe wird sonst in der Medienlandschaft Schweiz gerne ausgelassen. Unsere Geschichten und Anekdoten gehen an die Migra-Kids, sie können sich damit identifizieren. Wir konnten eine Plattform schaffen, um auch anderen eine Bühne zu bieten. Zudem habe ich gemerkt, dass wir mehr Medien als lediglich Apple Music oder Spotify nützen müssen. Deshalb posten wir viel auf Tiktok und Reels auf Instagram. Ich habe viel Erfahrung in dieser Branche, das hat bestimmt geholfen. 

Ihr habt immer wieder Gäst:innen. Wer wäre euer Traumgast oder eure Traumgästin?

Sero: Enisa Amani. Ich glaube, mit ihr könnte ich problemlos vier Stunden lang sprechen.

Yoldaş: Also in der Schweiz: DJ Bobo. 

Sero: Aus der Schweiz hätte ich gerne zwei Gäste gleichzeitig: Alain Berset und diese Frau vom SRF, die früher Kindershows moderiert hat. Ich müsste ihren Namen suchen. Als Kind konnte man eine SMS schreiben und dann etwas gewinnen. Ich habe immer gedacht, sie ist Schuld, wenn ich nicht gewonnen habe.

Yoldaş: Oder die SRF Sternstunde Moderatorin. Sie wäre sicher spannend. Aber der Podcast hat eine gewisse Dynamik und dafür braucht es Gleichgesinnte. Das ist mit so Gästinnen schwierig. 

Und was würdest du mit DJ Bobo besprechen?

Yoldaş: DJ Bobo ist ein Macher, ihr habt keine Ahnung. Don’t hate the Boby. Er ist die Britney Spears der Schweiz. Er hat ausgebuchte Shows! Roger Federer spielt ein wenig Tennis, aber DJ Bobo? Die Leistung, die er mit seinen Live-Shows erbringt, ist bewundernswert.

Was würdet ihr selbst gerne in der Schweizer Podcast-Landschaft sehen und hören?

Yoldaş: Ich wünsche mir zwei Podcasts. Einen, der sich mit Mental Health beschäftigt. Und einen, der so ähnlich ist, wie das, was Schawinski gemacht hat. Einfach eine junge Person die ein Tête-à-Tête-Interview führt.

Sero: Das mit Mental Health würde ich unterschreiben. Wir haben schon einige Anfragen diesbezüglich erhalten, aber ich weiss nicht, ob wir die richtigen Personen dafür sind. 

Yoldaş: Es wäre halt ein kompletter Stilbruch. Wenn du eine Comedy-Show schaust, erwartest du auch nicht plötzlich eine Horror-Folge. Zudem kann man nicht das ganze Thema Mental Health in einer Folge besprechen. Das müsste und darf einen grösseren Raum einnehmen.

Welche Agenda möchtet ihr in eurem Podcast noch mehr pushen? 

Yoldaş: Zum einen, wie gesagt, selten gehörten Stimmen eine Plattform bieten. Zum anderen, die Akzeptanz der LGBTQ+ Community in Migra-Kreisen fördern. Wir erhalten des öfteren Anfragen, wie wir dazu stehen. Es ist kein Geheimnis, dass es in vielen Migra-Kreisen wenig Akzeptanz für die LGBTQ+ Community gibt, das wollen wir ändern. 

Sero: Ich habe eigentlich nichts Konkretes. Aber ich würde mir einfach wünschen, dass wir weiterhin junge Menschen erreichen und so bewirken, dass sie mehr reflektieren, mehr recherchieren und vielleicht ihre Meinungen positiv beeinflussen. Der Podcast hat auch in unserem Umfeld geholfen, um gewisse Gespräche ins Rollen zu bringen, die längst fällig waren. 

Was hört ihr selbst gerne?

Sero: Ehrlich gesagt höre ich selbst nicht viel anderes als «Kurds & Bündig», wir müssen den Podcast immer wieder hören um auch Content für Social Media kreieren zu können. 

Yoldaş: Ich höre oft Sternstunde Philosophie. Sonst höre ich viele amerikanische Podcasts. «Bad Friends» zum Beispiel. Für mich war «Bad Friends »auch eine grosse Inspiration für «Kurds & Bündig». Und zum Einschlafen gerne «Die Drei???».

Wo seht ihr bei eurem Podcast Entwicklungspotential?

Sero: Weg von der Garage. Ein Studio irgendwo wäre cool.

Yoldaş: Ich würde gerne einen Schritt weg von Audio-Podcasts und mehr in Richtung Talkshow gehen. Mehr Visuelles kreieren, unter anderem in Form von Live-Shows. Auch mehr Events – so Kulturevents wären cool.

Die zwei jungen Herren sind in den nächsten Wochen auf Tour durch die Schweiz. Und wir sind gespannt auf alles, was noch kommt.

22. Januar 2023

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