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Wie die Pandemie die Tradinglandschaft verändert hat

Mehr Menschen denn je beschäftigen sich mit verschiedensten Anlageformen. Die Pandemie hat viele die Existenz gekostet, andere hat sie reich gemacht. Seit Beginn der Pandemie investieren vermehrt Laien. Was sind die Gründe für diesen Wandel in der Finanzwelt?

Von Sina Schmid

Während der Corona-Krise haben immer mehr Leute das Investieren in verschiedene Anlagen entdeckt. Was sonst nur von Studierten oder stark Interessierten gemacht wurde, wurde zum Mainstream. Krypto-Währungen haben an enormer Beliebtheit gewonnen, das vermeintlich einfache Kaufen und Verkaufen davon besonders bei Laien beliebt. Wie kam es aber zu dieser explosiven Veränderung der Finanzwelt? Eine kurze, unvollständige Aufstellung von Gründen.

Die freie Zeit

Während der ersten Lockdown-Welle waren viele mit Nichts-Tun beschäftigt. Von Bananenbroten zu selbstgemachten Fitnesscentern bis hin zur Tiktok-Sucht: Zeit hatten die meisten genug. Diese wurde auch für weiterbildende Zwecke verwendet: auf verschiedensten Kanälen begannen sich plötzlich eine Masse an Menschen für Trading und Anlagen zu interessieren.

Tiktok und Reddit

Schwer vorstellbar, aber die Social Media-Plattform hat besonders den Krypto-Markt neu geformt. Vermeintliche Experten erklären, wie was funktioniert, welcher Coin explodieren wird und animieren zum Investieren. Jüngstes Beispiel: Safemoon. Innerhalb von zwei Monaten sprang der Wert um zig Kommastellen. Zur Veranschaulichung: Hätte jemand am 19. März 2021 50 Euro investiert, dann hätte dieser Glückspilz einen Monat später sage und schreibe 50’000 Euro gehabt. Eine Steigerung von 1000%. Durch Tiktok konnten diese Erfolgsgeschichten an die breite Masse gebracht werden, was einen Dominoeffekt auslöste. Jede:r wollte auf den Anlage-Zug des schnellen Erfolges aufspringen. Zudem gewannen Reddit Gruppen an enormer Beliebtheit und Followerschaft: Tausende von Menschen folgten den Vorschlägen von Einzelpersonen, was beispielsweise die Game-Stop Aktien zum explodieren, und indessen einen Hedgefonds in die roten Zahlen brachte. Diese Dimensionen und Gewinnchancen waren vielen vor Corona nicht bewusst.

Professionalismus und Kampf gegen herkömmlichen Kapitalismus

Denjenigen, denen es zuvor schon bewusst war, konnten als Minderheit lange vor der Pandemie von diesem Wissen profitieren, der Grossteil der Bevölkerung wurde aussenvorgelassen. Ein Grund war die Zugänglichkeit des Wissens sowohl als auch der Märkte. Nicht ausser Acht zu lassen ist, dass das Metier der Anlagen oft von Studierten ausgeübt wird und das Investieren an sich teurer war (Courtagen, Verwaltungskosten, usw.). Die späten Millennials und die Gen Z jedoch, drehen den Spiess um. Ein Studium scheint nicht mehr ausschlaggebend für Anerkennung und Kompetenz. Demnach kann jede:r tun und lassen was sie oder er will und selbst davon profitieren. Viele belassen es nicht beim privaten Erfolg, sondern teilen ihre Erfahrungen freudig auf Social Media – anders als viele Gate-Keeper der alten Schule. Trotzdem ist dieser Wandel mit Vorsicht zu geniessen, bei den vielen Vorteilen der freien Anlagelandschaft gibt es auch Gefahren, wenn jede:r Tipps rausposaunen kann, ohne wirklich ein grosses Wissen zu besitzen. Bestimmt auch der Kampf gegen den 0815 Kapitalismus wird für so manche:n attraktiv gewesen sein. Für tendenziell wenig Geld konnte man schon investieren und dort mitmischen, wo sonst nur die Reichen ihre Finger im Spiel hatten. Wenn man dann selbst plötzlich auf der Überholspur war, schien man leicht zu vergessen, dass man genauso vom Kapitalismus profitiert wie diese verhassten Mitmenschen.

Negativzinsen

Die gesamtwirtschaftliche Lage und gegenwärtige Finanzpolitik animiert allgemein zu Anlagen. Viele Banken führen Negativzinsen ein. Sprich; herkömmliches Sparen lohnt sich nicht mehr. Wer Investiert, wird belohnt. Ziel ist es zudem die Wirtschaft nach Covid wieder anzukurbeln, was bisher in vielen Ländern gelungen ist.

Schlechte Zeiten, gute Chancen

Für Anleger lohnt es sich dann einzusteigen, wenn die Märkte schlecht sind, so wie Mitte März 2020. Dann können Anlagen mit Potenzial für wenig Geld gekauft werden und Profit wird dann gezogen, wenn es um die Märkte wieder besser steht. Das hat man besonders bei Covid erneut gesehen, bei denjenigen, die Mitte März 2020 bis Mitte Mai 2020 neu investiert haben. Am meisten konnten die Schlauköpfe profitieren, die in Pharma-Unternehmen investiert hatten. Impfungen, Schutzmasken und sonstige Arzneimittel höchst gefragt, was sich beim Wertanstieg der grossen sowohl als auch kleinen Pharmaunternehmen und Zuliefernden klar gezeigt hat. Im Sommer 2020 erholten sich die Märkte langsam wieder. Bis Dezember 2020 stand es bei den meisten sogar besser als im Dezember 2019.  

Es ist bestimmt nie zu früh, sich mit Anlagen auseinanderzusetzen. Da es aber eine sehr breite Auswahl an Anlageprodukten gibt, und viele davon nicht so leicht verständlich wie Namenaktien sind, bedingt es Eigeninitiative. In etwas zu investieren, das man nicht versteht, kann sehr lukrativ, jedoch auch sehr gefährlich sein. Die Märkte sind zurzeit zwar im Aufschwung, dennoch bleibt die Lage auch wegen der Pandemie angespannt. Es empfiehlt sich immer noch nicht alle Eier in einen Korb zu legen und besonders bei Anlagen nie emotional zu handeln.

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