Josephine Weber ist Fotografin und Künstlerin. Die Fotografiekarriere der gebürtigen Baslerin begann schon im Gymnasium, wo sich die Begeisterung für Kameras und die Möglichkeiten der Fotografie ganz plötzlich ergeben habe, erzählt uns Josephine. Für ihre Maturaarbeit realisierte sie ihr erstes grösseres fotografisches Projekt im Bereich Lightpainting. Danach entschied sich Josephine für ein Studium am Institut HyperWerk der Fachhochschule für Kunst und Gestaltung in Basel. Für ihre Bachelorarbeit widmete sie sich dem Thema Selbstinszenierung, das bis heute bedeutend für ihre Werke ist.
Nach dem Studium machte die Künstlerin eine Reise durch Südamerika, wo sie sich mehr und mehr mit dem Fotografieren auseinandersetzte und wichtige Momente analog festhielt. Josephine entschied sich, alle Karten auf die Fotografie zu setzen und absolvierte nach ihrer Rückkehr ein Praktikum in der Werbebranche. «Ich wollte die Arbeitsabläufe kennenlernen, im Studio arbeiten und bei Shoots assistieren. Nochmals in die Schule zu gehen kam für mich nicht in Frage, ich wollte Arbeitserfahrung sammeln.» Nach ihrem Praktikum nahm Josephine erste eigene Aufträge an.
Im Moment sei sie noch in der Findungsphase ihres fotografischen Stils. Für ihre Bilder experimentiert Josephine gern mit Licht, Farben und bunten Requisiten, manchmal entscheidet sie sich aber auch für ruhigere, inszenierte Settings.
Ruhig ist sicherlich auch der Akt der Selbstinszenierung in Josephines Fotografien. Die Auseinandersetzung mit sich selbst ist ein tiefer und eigenständiger Prozess, der sich zu einem wichtigen Werkzeug für ihre Arbeit entwickelt hat. Sich selbst zu erkunden, ist Josephine bei ihrer Kunst weitaus wichtiger, als das Ergebnis zu zeigen oder zu veröffentlichen. Ihre Fotografien sind eine Suche nach Identität und ein Erforschen der unterschiedlichen Rollen, die eine Person einnehmen kann. «Unser Ego hat verschiedene Stimmen, und wir haben verschiedene Stimmen in uns, die unterschiedliche Prägungen erlebt haben. Wir sind es, die entscheiden, welcher Rolle oder Persona wir am meisten Raum in unserem Leben schenken.»
Josephine bietet vor allem Nacktshootings an. Der Prozess der Selbstinszenierung soll die starre Rollenverteilung von Fotografin und fotografierter Person brechen, Dualität und Hierarchien auflösen. So könne sie viel empathischer auf die Person vor der Kamera eingehen und sich besser in diese hineinversetzen. Besonderen Spass mache es ihr, die Individualität jeder einzelner Person zu erkennen und diese in eine einzigartige Bildsprache zu transformieren. Oft entsteht so ein ganz natürliches Zusammenspiel zwischen Fotografin und Modell. Zudem helfe es enorm, selbst neue Dinge vor der Kamera auszuprobieren und diese dann beim Shooting anzuwenden, oder sich davon anregen zu lassen. Inspiriert hat Josephine dafür insbesondere der Fotograf Ryan McGinley. Dessen Fotografien entstehen auf Roadtrips und zeigen Menschen nackt vor der Kamera und in einem harmonischen Zusammenspiel mit der Natur.
«Ich habe nicht den Anspruch, einzigartig zu sein», antwortet Josephine, als wir sie auf die Themen Identität und Individualität ansprechen. «Ich sehe in meinen Fotografien sehr viele Parallelen zu anderen Fotograf:innen und lehne das Konzept der Einzigartigkeit sogar ganz ab.» Zu Beginn ihrer Karriere hätte aber auch sie das Bedürfnis gehabt, herauszustechen. Doch inzwischen möchte sie mit ihrer Fotografie vor allem einen Beitrag für eine alternative Gesellschaft leisten, die Selbstliebe zelebriert und keine Angst vor Veränderungen hat.
Leider gibt es aber immer noch viele Vorurteile im Zusammenhang mit Nacktheit – vor allem Sexualisierung ist ein Problem. Bilder von nackten Körper werden auf den meisten Plattformen zensiert und als pornografischer Inhalte eingestuft. Das sei keineswegs der Sinn von Josephines Arbeit, was es für sie schwierig mache, den Menschen einen authentischen Einblick in ihre Projekte zu verschaffen. Ihre Nacktshootings sollen Safe Spaces sein, die Person vor der Kamera entscheidet dabei, was für sie okay ist und was nicht. Es gehe ihr darum, die eigene Nacktheit erforschen zu können, ohne dass ein sexualisierter Blick darauf geworden wird.
Die Nackshootings sind Josephines aktuelles Lieblingsprojekt. Sie sieht darin eine Sinnhaftigkeit, die sie stets motiviert, und eine Schnittstelle zwischen Dienstleistung und künstlerischem Schaffen bietet. Sie möchte untersuchen wie Fotografie als Methode für mehr Selbstakzeptanz und Selbstliebe angewandt werden kann.In Zukunft würde sie gern mehr interaktive Ausstellungen wie die «Mondo Erotica» veranstalten. Eine Performance-Installation, die Nacktheit zelebriert, bei der man sich nackt fotografieren lassen, etwas über den Körper lernen und sich begegnen kann.
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26. Oktober 2023
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