Musik überwindet Grenzen – von Alter, Klasse und Kultur – und sie hat die Kraft, mehrere Generationen durch eine gemeinsame Erfahrung zu vereinen. Dies war auch Claude Nobs, dem Gründer des Montreux Jazz Festivals, mehr als bewusst. 1967 organisierte er zusammen mit dem Journalisten und Saxophonisten Géo Voumard und dem Pianisten René Langel das erste Montreux Jazz Festival mit einem bescheidenen Budget von knapp 10’000 Schweizer Franken.
Heute zählt das im Juli stattfindende Festival unter der Leitung von Mathieu Jaton mit jährlich mehr als 250’000 Besucher:innen zu den wichtigsten Veranstaltungen Europas, wenn nicht sogar der Welt. Das Festival beschäftigt das ganze Jahr über 30 Personen, deren Zahl während des Events auf über 2000 steigt, und hat ein Budget in Höhe von 28 Millionen Franken. Trotzdem ist das Montreux Jazz Festival seinem Wesen treu geblieben: Improvisation und die Nähe der Künstler:innen zum Publikum stehen noch immer im Fokus.
Dies zeigt sich auch beim «Winter-Projekt» den Spotlight Sessions des Montreux Jazz Festivals. Die Spotlight Sessions, die bereits der argentinischen Grammy-Preisträgerin Nathy Peluso und dem britischen Eurovisions-Zweitplatzierten Sam Ryder eine Plattform geboten haben, verkörpern in ihrem Kern eine Vereinigung durch innovative, genreübergreifende Musik, tiefe Ticketpreise (man bezahlt 35 Franken pro Ticket) und offene 5-Sterne-Hotel-Türen. Bereits im vergangenen Winter hat das Montreux Jazz Festival sein Projekt MJF Spotlight nach Villars gebracht, nachdem es zuvor in London, Hamburg und Zürich zu Gast war. Das Festival wiederholt diese Erfahrung: Von Anfang Februar bis Anfang März werden an drei Wochenenden aufstrebende junge Künstlerinnen und Künstler zu Auftritten im historischen Villars Palace eingeladen. Das Villars Palace versteht sich nicht nur als Luxushotel, sondern auch als inspirierender kultureller Hub und Begegnungsort für Kulturinteressierte und möchte seine Türen für ein breiteres Publikum öffnen.
Das Programmteam des Festivals hat für dieses Jahr sechs der vielversprechendsten internationalen Künstler:innen der Gegenwart ausgewählt. So stehen Tony Ann (09.02), kanadischer Pianist mit berauschenden, melancholischen Melodien, Marguerite Thiam (10.02), französische Sängerin mit gequälten Texten und Lo-Fi-Produktionen, Yamê (16.02), französisch-kamerunischer Sänger, Rapper und Pianist, dessen unklassifizierbarer Stil bis in die Vereinigten Staaten für Furore gesorgt hat, María José Llergo (17.02), spanische Sängerin, die sich auf die Flamenco-Tradition beruft, Holly Macve (01.03), Folksängerin, die mit Lana Del Rey zusammengearbeitet hat und Victor Ray (02.03), ein kraftvoller Soulsänger, der zunächst auf den Strassen Londons auftrat, bevor er Millionen von Streams erreichte auf der Bühne des Théâtre du Villars Palace.
Um uns selbst ein Bild von den Spotlight Sessions zu machen, besuchten wir am vergangenen Wochenende das Konzert von María José Llergo. Die Crowd war zu unserer grossen Freude tatsächlich sehr durchmischt. Familien, Jugendliche, Pärchen und Rentner:innen feierten gemeinsam unter dem Dach des 5-Sterne-Hotels die Klänge und Energie der jungen Künstlerin. Beim anschliessenden DJ-Set, das die Hotelbar mit einer ungewohnt coolen Atmosphäre erfüllte, trank man gemeinsam ein Glas Wein oder einen Signature Cocktail, ehe sich die einen auf den Heimweg mit dem Bus machten und die anderen sich in die weichen Federn der 5-Sterne-Hotelbetten fallen liessen.
Wer sich noch ein Ticket für die letzten zwei Abende der diesjährigen MJF Spotlight Sessions sichern möchte, kann das hier tun.
20. Februar 2024