Viele kennen Katerina Stoykova als charakteristische Frontfrau der Zürcher Band «Wolfman». Doch, ebenso viel Passion wie sie in die Musik steckt, steckt sie auch in ihre Tätigkeit als Juristin bei der Stiftung für das Tier im Recht (TIR). Das Rechtsgebiet, in dem sie tätig ist, mag keine klassische Wahl einer Juristin sein, jedoch eine sehr persönliche und wichtige.
Du bist sehr aktivistisch unterwegs – woher kommt das?
Katerina: Ich würde mich nicht als besonders aktivistisch bezeichnen, vor allem, wenn ich an andere Aktivist:innen denke, die ihr Leben riskieren, um Missstände aufzudecken oder dagegen zu protestieren. Ich empfinde es eher als meine Pflicht, mich für eine gerechtere Welt einzusetzen. Ich bin enorm privilegiert; es braucht keinen Mut, um mich in unserer Luxusgesellschaft zu engagieren – nur die Überwindung der eigenen Faulheit. Wir können uns in der Schweiz glücklich schätzen, dass wir politische Mitbestimmungsrechte haben, und sollten sie entsprechend nutzen – es ist das Mindeste.
Was hat dich dazu bewegt, dich so stark für die Tiere auf unserem Planeten einzusetzen?
Die vielen, hilflosen Strassentiere in Bulgarien, denen ich als Kind in den Ferien begegnet bin und mein Instinkt, ihnen helfen zu wollen. Es war bereits damals mein grösster Wunsch, allen ein warmes Zuhause, Nahrung und Schutz anbieten zu können.
Auch die unzähligen Dokumentationen über den Prozess von tierischen Produkten, bewegten viel in mir. Irgendwann wurde mir klar, dass es zwischen den Tieren, die auf meinem Teller landeten, und anderen Tieren eigentlich keinen Unterschied gibt. Die sogenannten Nutztiere gelten einfach als reine Rohstofflieferanten in unserer Gesellschaft und die Tiernutzungsindustrie tut ihr Bestes, um ihr Leid zu beschönigen und als natürlichen Lauf der Dinge zu verkaufen. Aber wer sind wir, um über die Daseinsberechtigung anderer zu bestimmen? Deshalb lebe ich vegan.
Warum sollte Mensch keine tierischen Produkte mehr verzehren oder nutzen?
Ich kann nicht für andere sprechen. Immer dort, wo Menschen nicht auf solche Produkte angewiesen sind, um zu überleben, ist deren Konsum aus meiner Sicht ethisch nicht vertretbar.
Lebst du komplett vegan?
Um sinnlosen Abfall zu vermeiden, habe ich noch von früher einige Sachen, die nicht vegan sind. Es wäre aus meiner Sicht nicht sinnvoll, diese Dinge zu entsorgen. Ansonsten lebe ich aber komplett vegan. Eine Möglichkeit wäre natürlich nicht vegane Pieces Second Hand zu kaufen, jedoch möchte ich die Nachfrage vermeiden, die durch den Besitz entstehen kann.
Du hast in Vergangenheit deine beiden Passionen, die Musik und den Tierschutz, kombiniert – glaubst du, das ist eine effektivere Methode als das klassische Missionieren?
Beide Methoden sind eine Einladung, um sich Gedanken über ein gewisses Thema zu machen. Jede:r macht es auf die eigene Art, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Es kann auch einfach im Gespräch passieren. Nichtsdestotrotz bin ich ein Fan von Künstler:innen, die ihre Reichweite nutzen und etwas Ernstes auf spielerische Weise zu übermitteln. Die Figur «Kate Raw», die ich damals gemeinsam mit Freund:innen erschaffen habe, um eine Stellung zu vermitteln, existiert leider nicht mehr, da ich mich mit ihr zu fest von mir selbst entfernt habe – damit schliesse ich einen erneuten Versuch aber nicht aus.
24. März 2022