Ivana, Yvee, Melinda und Nina. Vier junge, selbstbewusste und vor allem mutige Frauen, die bis vor Kurzem so gar nichts mit Fingernägeln zu tun hatten – ausser sie abzukauen. «Als ich meinem Mami von meiner Nagelstudio-Idee erzählt habe, meinte sie nur so: Was du und Nägel?», erzählt Gründerin Ivana. «Aber an irgendeinem Punkt musst du einfach aufhören über etwas nachzudenken, und machen». Und genau das tat sie.
Gemeinsam mit Yvee startete Ivana das unkonventionelle Projekt. Zuerst wurden Nägeli von Freund*innen in deren Wohnzimmer modelliert, gefeilt und bemalt, im Mai 2020 folgte der Umzug ins Rothaus an der Zürcher Langstrasse, wo es dann richtig losging. Das Team wurde durch Melinda und Nina, die das Handwerk ebenfalls neu erlernten und sich zuvor nie bis ganz selten in einem Nagelstudio aufgehalten haben, vergrössert. Nach dem Rothaus-Rauskick im November, öffnete sich, dank enSoie, eine neue, temporäre Tür im Rindermarkt 23. Und nun ist «Hotmailhotnail» endlich angekommen: An der Stationsstrasse 21 im Kreis 3 dürfen die vier Frauen nun bleiben.
Den Space teilen sie mit Allda – einem Zürcher Kunstkollektiv. Dort beweist das kreative Team nun, dass lange, lackierte und verzierte Acrylnägel viel mehr mit Selbstbestimmung, Kunst und Persönlichkeit zu tun haben, als mit irgendetwas anderem.
Die Emanzipation schreitet voran. Langsam, aber voran. Mit ihr auch die Entwicklung weiblicher Attribute. Denn diese schien Frau für eine lange Zeit ablegen zu müssen, wenn sie in einer patriarchalischen Gesellschaft ernstgenommen werden oder sich nicht jeden Tag mit Fudiklatscher und Zweideutigkeit rumschlagen wollte. «Wenn du emanzipiert bist, spielst du weniger mit deiner Emanzipation. Das kenn ich von mir selbst. Wenn wir als Gesellschaft weiter kommen möchten, geht es darum ein neues Bild von Weiblichkeit zu kreieren und sich nicht mehr dafür zu schämen», so Melinda.
Es geht also darum alles umzukehren – die Feminität als Stärke zu nutzen und eine Ausdrucksform dafür zu finden. «Es ist spannend, mit diesen Merkmalen und Klischees zu spielen», so Yvee. Dieses Spiel der Emanzipation findet sich auf den Kreationen der vier Girls wieder. Ihre Nailart setzt Statements. Die Nägel erzählen Stories und sehen nicht nur hübsch aus. «Die Geschichten der einzelnen Kundinnen anzuhören und ihre Absichten für die ausgewählten Motive zu erfahren, ist extrem inspirierend», erzählt Melinda.
Und genau diese Inspiration möchten die vier Frauen künftig noch mehr nutzen. «Wir möchten ein bisschen weg kommen von der Dienstleistung und mehr in Richtung Happening, Performance gehen. Und dabei den Fokus auf den künstlerischen und gesellschaftlichen Aspekt legen», so Ivana. Dies möchten sie mit kreativen Zusammenschlüssen, Events und einzigartigen Projekten erreichen.
«Hotmailhotnail» ist ein hübschverpackter Denkanstoss and die Gesellschaft. Ein eigensinniges Projekt, von jungen, starken Frauen, mit jeder Menge Potential für ganz Grosses.
19. März 2021
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