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Emma Kunz – die inspirierende Schweizer Visionärin des 20. Jahrhunderts

Bekannt war Emma Kunz zu Lebzeiten als Heilpraktikerin, sie selbst bezeichnete sich als Forscherin. Durch ihre aussergewöhnlichen Bildwerke, die sie der Nachwelt hinterliess, ist sie heute jedoch international als Künstlerin bekannt. In Anbetracht ihrer spannenden Lebensgeschichte wird schnell klar, dass ihre drei Tätigkeitsfelder stets Hand in Hand gingen.

Von Janine Friedrich

Erst kürzlich besuchte ich Würenlos – eine kleine Gemeinde im Kanton Aargau, in der sich das Emma Kunz Zentrum mit dem Museum und der Grotte befindet. Emma Kunz, die mit ihren Methoden vielen Menschen zur Genesung verhalf, wurde 1892 in Brittnau geboren und verstarb 1963 in ihrer Wahlheimat Waldstatt. Die Grotte in den Römersteinbrüchen in Würenlos war unter anderem ihr Kraftort, der heute zum friedlichen Energietanken einlädt. Besuchende können sich vorab «Grottenzeit» für sich allein oder als Gruppe buchen und den Vitalpfad entlang gehen. Die kraftvollen, energetischen Schwingungen in der Grotte waren auch für mich deutlich spürbar. Tatsächlich hat das gesamte Zentrumsgelände etwas Magisches an sich. Wer es betritt, scheint in eine andere Welt einzutauchen: Eine Welt, die heilsame Ruhe und geistige Verbundenheit ausstrahlt.

Gegründet wurde das Zentrum 1986 von Anton Meier (1936-2017). Seine Verbindung zu Emma Kunz ist eine ganz besondere. Als 5-jähriger Junge erkrankte er an Kinderlähmung. Da ihm keiner helfen konnte, brachte sein Vater ihn mit der letzten Hoffnung auf Heilung zu Emma Kunz. Sie war der Auffassung, dass eine Heilung immer die Behandlung des erkrankten Menschen in den Vordergrund stellen müsse, und nicht nur die Behandlung der Symptome oder der Krankheit an sich. Im Fall von Anton Meier war sich Kunz sicher, dass sein Heilmittel im Umfeld seines Heimatortes, Würenlos, zu finden sei. So entdeckte sie die Grotte und das Schweizer Heilgestein AION A, was noch heute abgebaut und in Pulverform verarbeitet wird. Nachdem der Junge regelmässige Wickel mit dem Gestein bekam, konnte er nach etwa acht Monaten wieder gehen.

Emma Kunz Zentrum © Emma Kunz Stiftung

Zu dieser Zeit widmete sich Emma Kunz insbesondere dem Verständnis von Naturgesetzen, dem Makro- und Mikrokosmos sowie der Heilkraft der Pflanzenwelt und der Kristalle. Für mich ist die Art, wie sie geforscht, geheilt und gezeichnet hat, unglaublich beeindruckend. Ihre Arbeit war immer eine ganzheitliche, die sich grenzenlos in die Weite der naturwissenschaftlichen, philosophischen und spirituellen Felder ausdehnte. Egal, ob sie Patienten behandelte, Forschungen anstellte oder zeichnete – alles schien ineinander überzugehen.

Für ihre heute berühmten Werke verfolgte sie damals wieder und wieder dieselbe Vorgehensweise. Bevor sie eine Zeichnung anfertigte, ging sie in einen tiefen meditativen Zustand. Dabei konzentrierte sie sich auf eine in dem Moment für sie präsente Frage oder Problemstellung, die sie an das Universum richtete. Die Antwort sollte sie in ihrer daraufhin entstandenen Komposition finden. Das Besondere am Zeichenprozess war ihr Jade-Pendel. Es gab ihr vor, wo sie auf ihrem grossformatigen Millimeterpapier Punkte zu setzen hatte. Intuitiv wusste sie dann, welche dieser Punkte sie miteinander verbinden müsse. Sie nutzte verschiedene Zeichenwerkzeuge wie Ölkreide, Farb- und Bleistifte, Lineal und Zirkel. Stück für Stück entstanden so komplexe, geometrische, bunte Formen, die ihr eine Antwort auf die vorangegangene Frage oder Problemstellung gaben. Freund:innen und Bekannte berichteten damals, dass Emma Kunz teilweise tagelang an ihrem Arbeitstisch in Waldstatt verbrachte. Sie zeichnete so lange, bis das Gebilde vollendet war, auch wenn sie schliesslich total entkräftet war. Was sie durch ihre Forschungsarbeit für Informationen erhielt, darüber gibt es keine von ihr aufklärenden Schriftstücke. Sie erzählte die Inhalte ihrem Bekanntenkreis und dadurch entstanden mündliche Überlieferungen. Ihre Bilder waren bei der Arbeit mit Patient:innen ein wichtiger Schlüssel im Heilungsprozess. Sie wusste damit zu arbeiten und die Ergebnisse zu begreifen. 

Und eines war sich Emma Kunz immer sicher: «Es wird die Zeit kommen, in der meine Bilder verstanden werden.»

22. September 2022

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