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BOYY – Taschen mit mehr Persönlichkeit als du

Es gibt Labels, die mehr zu bieten haben als Produkte. Eines davon ist «BOYY». Wir haben das Gründerehepaar Jesse Dorsey und Wannasiri Kongman zum Gespräch getroffen, um die Gedanken und die Story hinter ihrem Unternehmen kennenzulernen.

Von Vanessa Votta

«BOYY» wurde 2006 in New York gegründet, zwei Jahren nachdem Jesse Dorsey and Wannasiri Kongman sich kennengelernt haben. Das heute in Mailand wohnhafte Paar hat sich in den letzten 15 Jahren mit ihrem Brand ganz nach oben gearbeitet. Mit ihren Taschen tragen sie schon seit Beginn zu einer geschlechtsneutralen Modewelt bei und lassen sich ihre zeitlosen Pieces auch von Trends nicht nehmen.

«BOYY» ist ein genderneutraler Brand. Könnt ihr mir die Geschichte zu diesem Entscheid erzählen? 

Jesse: Wir haben «BOYY» 2006 gegründet – also vor 15 Jahren. Die Zeiten damals waren sicherlich anders als heute, was die Genderless Fashion angeht. Wir haben bei uns schon seit Beginn die Philosophie, dass Accessoires eine Balance zwischen den Geschlechtern sein sollen. 

Das Design hat bei uns Priorität. Das bedeutet; wir stellen uns nicht die Frage, was würde einer Frau gefallen oder einem Mann, sondern lassen und von der Designwelt inspirieren. Kunst, Architektur, Fotografie und Möbeldesign zählen zu unserer Hauptinspirationsquellen. Dabei fragt man sich auch nicht, ob der Stuhl nun für eine Frau oder einen Mann designt wird – er gefällt einem einfach oder nicht. Wer unser Piece tragen möchte, weil es den persönlichen Stil widerspiegelt, der oder die sollte es dann auch ohne Weiteres tun können. Das war schon von Beginn an so und ist Teil unserer Brand-DNA. Aber ich bin natürlich froh zu sehen wie sich genderneutrale Mode etabliert.

Wannasiri: Ich bin in Bangkok geboren und habe viele Freunde, die sich schon damals gekleidet haben, wie sie es für schön und richtig gehalten haben – unabhängig vom Geschlecht. Für mich war das also nie ein Problem oder ein Thema von grosser Bedeutung, es war eher Teil meines normalen Lebens. Das Ungewöhnliche war das Gewöhnliche.  

Wie denkt ihr wird sich der Genderless Fashion Markt in den nächsten Jahren entwickeln und was trägt «BOYY» dazu bei?

Wannasiri: Ich glaube ganz allgemein wird sich der Markt normalisieren. Die strickte Unterteilung wird sich langsam aber sicher ineinander verlaufen, was dazu führen wird, dass Shops sich nicht mehr so sehr an diesen zwei Geschlechtern festhalten, um ihre Kleider zu designen und vor allem auch zu verkaufen. Wir bei «BOYY» werden sicherlich so weitermachen wie bisher und Taschen für alle fertigen, die gutes und schönes Design schätzen. 

Jesse: Ich denke ich spreche für uns beide wenn ich sage, dass wir uns gerne gegen den Geschlechterstrom kleiden. Oftmals gefällt Wannasiri die Männerkollektion viel mehr, als die der Frauen und bei mir zum Teil genau umgekehrt. Dann beschleicht viele das Gefühl, dass es aber eigentlich gar nicht so sein sollte und es bestimmte Unterteilungen gibt. Nicht alle trauen sich, diese Trennung zu durchbrechen. Ich persönlich interessiere mich wie schon erwähnt für das Design. Ich sammle Handtaschen, weil ich den Brand und deren Designs unterstützen möchte. Dann interessiert es mich auch eher wenig, ob diese nun für eine Frau gedacht ist oder nicht. Das Design sollte immer an erster Stelle stehen.

Wannasiri: Persönlich trage ich sehr oft Kleidung aus Männerkollektionen oder der Männerabteilung. Ich fühle mich dabei wohl und schön. Oft passt diese um einiges besser zu mir, als die für mich vorgesehene Damenkollektion. Und das ist absolut okay. Unser kleiner Sohn ist zum Beispiel ein riesiger Lila und Pastell-Fan. Warum sollten wir ihm diese Freude nehmen, nur weil die Farbe im Mainstream oftmals mit Mädchen in Verbindung gebracht wird? Schlussendlich ist es doch nur eine Farbe.

Ihr befasst euch nicht mit Trends. Wie schwer ist es den eigenen Stil zu behalten, ohne sich von aussen beeinflussen zu lassen? Unter anderem zeitlose Pieces zu kreieren.

Wannasiri: Wir lassen uns selten von Trends mitreissen und konsumieren davon eher weniger. Wir besuchen zwar ab und zu Ledermessen, so erkennen wir gut was sich zum Trend entwickelt, welche Farben gerade in sind und wie die Materialien aussehen. Bei den Farben setzen wir zum Beispiel eher auf individuelle Farben, die wir in unserer Ledergerberei erstellen lassen. Durch das hebt sich unser Brand ab und geht nicht im Trend-Gewimmel unter. 

Jesse: Dass wir uns nicht auf Trends fokussieren, macht uns als Brand sicherlich einzigartig. Das erlaubt uns, etwas zu kreieren, das so noch nicht auf dem Markt ist. Speziell wenn man sich wie «BOYY» auf zeitlose Pieces und Designs konzentriert, sind Trends Gift und alles andere als Inspiration.

Was hebt euch noch von anderen Brands ab?

Wannasiri: Eher wenige Leder Accessoire-Brands sind im Einzelhandel verfügbar. Im Moment haben wir fünf Shops in Bangkok und zwei Stores in Mailand. Durch das wird die Neugier bei den Mensch geweckt und sie können sich direkt mit dem Brand auseinandersetzen und sich mit der Verkaufsperson unterhalten. So erfährt jeder mehr über die Produkte und die Personen dahinter. Ich denke die Story von «BOYY» weckt das Interesse der Menschen. Wir sind unabhängig und persönlich. 

Jesse: Wichtig, um einen Brand von den anderen abzuheben, ist der persönliche Touch und das Team dahinter. Wannasiri kam damals nach New York und hat als Kellnerin gearbeitet, gemeinsam haben wir dann «BOYY» von Grund auf gemeinsam aufgebaut.

Wir ergänzen uns super. Manchmal ecken wir an und haben komplett andere Vorstellungen, doch das macht es gerade so interessant und durch diese leichten Reibereien entstehen die einzigartigen Designs, wie wir sie heute haben. Zudem ist uns auch sehr wichtig, unsere Persönlichkeiten in den Designs nicht zu verlieren auch wenn wir wachsen. Für viele Menschen ist der Bezug zu «BOYY» und unserem Wachstum bis heute sehr stark gegeben. Das inspiriert Personen und vor allem auch die jüngere Generation, genau dasselbe zu tun und keine Angst zu haben, ihr Ding durchzuziehen. 

Wenn euer Brand eine Person wäre, wie würdet ihr sie oder ihn beschreiben?

Wannasiri: Sehr mutig.

Jesse: Mutig, intelligent, sexy, imperfekt und bescheiden.

Welche Bedeutung haben Accessoires für euch?

Wannasiri: Accessoires definieren in meinen Augen den Stil einer Person und machen einen unique. Personen tragen vielleicht dasselbe Outfit, doch dieselben Accessoires trägt in deiner Kombination garantiert niemand. Sie heben dich ab von allen anderen, was sie für mich so speziell machen. Ich trage fast täglich ein Halstuch oder einen Schal und eine Art Kopfbedeckung, ohne die wäre mein Look nicht komplett. Ich könnte im Pyjama rausgehen, denn wenn die Accessoires stimmen, dann stimmt der Look.

Jesse: Für mich sind Accessoires die Erweiterung von einem selbst. Ich kaufe nicht oft Accessoires, doch wenn ich es tue, dann habe ich mir dazu Gedanken gemacht. Meine Energie und Persönlichkeit überträgt sich auf diese Pieces, was es zum eigenen macht.

Wannasiri: Für uns als Accessoires-Brand sind sie natürlich umso eingebrannter. Unser Auge wandert in den Shops oder auf dem Gehweg, direkt ins Schaufenster zu den Taschen. Sie haben einen enorm hohen Stellenwert in unserem Leben und wir mögen das so. Es sollte aber natürlich jeder für sich selber entscheiden, wie wichtig Accessoires in ihren Augen sind.

Erzählt mir ein wenig über die kommende Cruise Collection und die Kampagne, die ihr in Mailand fotografiert habt?

Jesse: Ich habe 15 Jahre in New York gelebt, dadurch habe ich viele Menschen in der Fashionwelt kennengelernt, darunter viele Fotografen. Ich hatte persönlich immer ein grosses Interesse an der Fotografie, so richtig damit gestartet habe ich aber erst als ich Anfang 20 war. Ich entwickelte damals meine Bilder noch in der Dunkelkammer und habe es auch immer ein bisschen als Safe Space gebraucht. Das Interesse ist bis heute immer noch da, deswegen habe ich die neue Kollektion genutzt, um mich in diesem Bereich des Unternehmens zu etablieren. Wannasiri hat sich freundlicherweise als Model zur Verfügung gestellt.

Wannasiri: Ich hatte keine Wahl. (lacht)

Jesse: Sie hat das super gemacht. Wichtig für unsere Kampagnen ist unsere visuelle Identität. Welche:r Fotograf:in kennt diese besser als wir? Also wollte ich persönlich daran arbeiten und es richtig umsetzen. Ich hoffe damit eine neue Richtung einzuschlagen und mich in Zukunft mehr im visuellen Bereich bewegen zu können.

Wannasiri: Die Umgebung der Kampagne war sehr vertraut, denn wir haben sie bei uns Zuhause in Mailand fotografiert. Unsere momentane Lebenssituation wird dabei sehr gut eingefangen, was uns wichtig war. Wir haben uns vor kurzem entschieden Mailand zu unserem langfristigen Zuhause zu machen, haben dementsprechend ein Haus gekauft und uns eingelebt. 

Jesse: Die Kampagne dient auch ein bisschen als Dokumentation unseres Lebens. Wir können in einigen Jahren darauf zurückschauen, was das Ganze umso schöner macht.

Neu findet ihr «BOYY» auch im Globus Zürich.

21. Dezember 2021

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