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Taoistische Brustmassage: Hintergründe, Benefits und Anleitung

Wo liegt der Ursprung der taoistischen Brustmassage, wie funktioniert sie und welche positiven Wirkungen hat dieses alte Gesundheitsritual? Seit knapp einem Jahr habe ich diese Massagetechnik in meine Routinen integriert und gemerkt, dass diese Praxis nicht nur der Selbstfürsorge dient, sondern auch Empowerment für gelebte Lust und eine erfüllende Sexualität mit sich bringt.

Von Janine Friedrich

Eine Brustmassage bringt viele Benefits – seit ich sie in mein Leben integriert hab, nehme ich mir dafür ein- oder auch zweimal pro Woche Zeit. Dadurch habe ich schnell gemerkt, wie positiv sich diese Praxis auf Körpergefühl, Sexualität, Gesundheit, Lebensenergie und meine emotionale Balance auswirkt. Solche Erfahrungen machte ich bereits mit anderen (Selbst- oder Paar-)Übungen aus dem Buch «The Art of Sexual Ecstasy» von Margo Anand. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns und das Leben viel intensiver spüren können, wenn wir mal über unsere bekannten Horizonte hinausgehen und uns auf tiefergehende Erlebnisse einlassen. Denn wenn wir nur an der Oberfläche kratzen, limitieren wir uns. Es ist ja fast schon absurd, wie wenig Liebe und Aufmerksamkeit wir unseren Brüsten und unserem Herzzentrum schenken. Dabei ist dieser Bereich der Schlüssel zu wahrhaft erfüllter Lust, Wohlbefinden und so vielem mehr. Neu ist das nicht, doch öffnen wir uns in der westlichen Welt eben erst jetzt dafür.

Der Taoismus (auch Daoismus) ist eine uralte, chinesische Philosophie, dessen Wurzeln bis in das 4. Jahrhundert vor Christus zurückreichen. Das Konzept des Qi, was sich um die Kultivierung der Lebensenergie im Körper dreht, ist für den Taoismus ebenso zentral wie für die Lehren der TCM. So beschreibt Stephen T. Chang im Buch «Das Tao der Sexualität», dass ungesunde Sexualpraktiken eine der Hauptursachen vergeudeter Lebensenergien seien, und dass es darum ginge, die sexuelle Energie zur Verbesserung der Gesundheit, zur Harmonisierung von Körper und Seele und für eine höhere geistige Klarheit zu nutzen. 

Das ist auch die Intention, die der taoistischen Brustmassage zugrunde liegt: Sie weckt die sexuelle, sinnliche Energie in uns, lässt sie zirkulieren, bereichert unsere intimen Erfahrungen und verbessert unser Körpergefühl und soll zudem sogar die Fruchtbarkeit steigern. Schon seit etwa 2000 Jahren praktizieren viele Frauen in fernöstlichen Ländern diese Selbstmassagetechnik, um gesund und jung zu bleiben. In der Ansicht des Taoismus spielen die Brüste zusammen mit Vulva, Vagina, Gebärmutter und den Eierstöcken nicht nur eine sehr wichtige Rolle bei der Fortpflanzung, sondern auch für die allgemeine Gesundheit und Erfüllung.

Die Brüste sind stets durch Nervenbahnen und Hormone mit dem Genitalsystem verbunden und gelten daher im Tao als Portal zum weiblichen Orgasmus. Schenkt man ihnen Beachtung, so öffnet man den Herzraum, wodurch der Schossraum erst empfänglich wird. Liebevolle Berührungen der Brüste, wie etwa durch die taoistische Brustmassage, erhöhen zudem deren Sensibilität und Erregbarkeit. Ein wunderbarer Nebeneffekt, durch den es durchaus auch mit dem Nippel-Orgasmus klappen könnte. 

Als bewusster Akt der Selbstliebe hilft diese Praktik also, die Verbindung zu uns selbst, unserer weiblichen Stärke und Intuition zu vertiefen. Dadurch finden wir mehr Selbstbestimmung und neues Selbstvertrauen, sodass wir uns mit mehr Akzeptanz annehmen können. 

Weitere positive Aspekte der taoistischen Brustmassage:

  • Eine regelmässige Brustmassage macht nicht nur auf mögliche Veränderungen des Brustgewebes aufmerksam, sondern reduziert sogar durch die Ausschüttung der weiblichen Hormone das Brustkrebsrisiko
  • Die verbesserte Blut- und Lymphzirkulation fördert die Heilungsprozesse des Körpers und hilft dabei Giftstoffe, die unser Körper in unseren Fettzellen (u.a. in den Brüsten) speichert, auszuleiten. Noch dazu wird die Lebenskraft und das allgemeine Wohlbefinden gesteigert. 
  • Das bei der Brustmassage produzierte Liebeshormon Oxytocin lindert bekannterweise Stress. Gleichzeitig stärkt die Praktik die emotionale Stabilität und führt uns zu unserer inneren Mitte.
  • Durch die Anregung des endokrinen Systems werden weitere kraftvolle Hormone wie Östrogen ausgeschüttet, die wie ein natürlicher Anti-Aging-Cocktail wirken und uns strahlen lassen. Auch das Brustgewebe inklusive Sehnen und Muskeln wird gestärkt und gestrafft.
  • Insbesondere für Frauen, die stillen möchten, kann die taoistische Brustmassage Schmerzen und Brustschwellungen reduzieren. Auch der Natriumgehalt in der Muttermilch wird durch die Massagetechnik verringert und die Muttermilchproduktion angeregt. 
  • Die Praktik kann ausserdem zur Linderung bestimmter körperlicher Beschwerden, beispielsweise PMS, eingesetzt werden und fördert die Entspannung.

So gelingt die Selbstmassage (die Tipps sind übrigens übertragbar auf eine Paarmassage):

  1. Schaffe eine Wohlfühl-Atmosphäre in einem warmen Raum, in dem du ungestört bist. Entspannende Musik oder Kerzen können dazu beitragen. Ein erwärmtes Öl deiner Wahl (zum Beispiel Kokos- oder Sesamöl) kannst du dir schon bereitstellen. Da die Massage nackt praktiziert wird, lege deine Kleidung und deinen Schmuck ab (bestenfalls bist du frisch geduscht).
  2. Nimm die einfache Yoga-Haltung Sukhasana ein. Das ist die bequeme Sitzposition, bei der die Beine voreinander überkreuzt sind. Die untere Ferse drückt dabei sanft gegen die Vulva. Sollte dies nicht möglich sein, kannst du auch einen kleinen Ball, der nicht allzu hart ist, an die Vagina-Öffnung legen. Dadurch sollte ein gleichmässiger, angenehmer Druck entstehen. Wer möchte, kann zusätzlich ein Yoni Ei verwenden.
  3. Gib nun etwas Öl in deine Hände und reibe sie für eine Weile gegeneinander, um die Energie in den Handinnenflächen zu aktivieren. Lege deine erwärmten Hände anschliessend sanft und achtsam auf deine Brüste und halte sie dort. Schliesse dabei gern die Augen und nimm ein paar tiefe Atemzüge, um im Moment anzukommen und deinen Körper wahrzunehmen. 
  4. Kreise nun zuerst mit deinen Handinnenflächen langsam und bewusst nach aussen um deine Brüste bzw. Nippel, sodass sich deine linke Hand von dir aus gesehen im Uhrzeigersinn dreht und die rechte entgegengesetzt. Das Kreisen nach aussen wird auch «Dispersion» genannt und bezeichnet die Richtung der Erde. Diese Richtung sollte immer zuerst durchgeführt werden, da sie dazu beitragen kann, mögliche Knoten in der Brust zu beseitigen, zu entgiften, emotionale Blockaden zu lösen und Krebs vorzubeugen. Gleichzeitig sollen, gemäss «Das Tao der Sexualität» von Dr. Stephen T. Chang, die Brüste durch diese Bewegung straffer werden. Wiederhole die kreisförmigen Bewegungen mindestens 36 und höchstens 360 Mal. Dabei ist es nicht wichtig, haargenau mitzuzählen; stattdessen solltest du dich einfach auf die Empfindungen konzentrieren. Wenn du mit der «Dispersion» fertig bist, lasse beide Hände nochmal für einen Moment auf deinen Brüsten verweilen und spüre nach.
  5. Anschliessend folgt die Richtung des Himmels, die auch «Stimulation» genannt wird: Nun erfolgen die kreisförmigen Bewegungen um die Brüste nach innen, sodass die rechte Hand mit dem Uhrzeigersinn und die linke Hand entgegengesetzt kreist. Dies weckt die sexuelle Energie. Auch hier gilt: mindestens 36 und höchstens 360 Mal. Versuche ungefähr ähnlich viele Wiederholungen zu machen wie bei der vorherigen Richtung. Lege abschliessend wieder deine Hände auf deine Brüste, um nachzuspüren. Beende die Praktik dann auf die Weise, die sich für dich gut anfühlt.

Wichtig: Während der Periode sollte die taoistische Massage nicht durchgeführt werden, da sie wegen der hormonellen Wirkung den natürlichen Fluss durcheinanderbringen kann. In der Schwangerschaft oder bei gesundheitlichen Problemen der Brüste sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden, bevor man diese Massagetechnik in seine Routinen integriert. 

Der Vollständigkeit halber ist zu erwähnen, dass die taoistische Brustmassage auch ein Teil der traditionellen Hirschübung für die Frau (Deer Exercise) ist und sie entsprechend erweitert werden kann. Die Hirschübung umfasst zusätzlich zur Brustmassage ein spezifisches Beckenbodentraining (abwechselnde An- und Entspannung der vaginalen und analen Muskulatur). 

09. April 2024

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