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Impostor Syndrom

Impostor-Syndrom – doch keine Hochstapler:innen

Der Begriff Impostor-Syndrom, auf Deutsch «Hochstapler-Syndrom», macht immer wieder die Runde. Er gibt einem Gefühl, das viele Menschen fühlen, eine Definition. Doch was bedeutet das Impostor-Syndrom und wer ist meistens davon betroffen?

Von Sina Schmid

Definieren lässt sich der Begriff folgendermassen: Das Hochstapler-Syndrom beschreibt ein Gefühl oder eine Haltung gegenüber sich selbst, in welcher Mensch davon überzeugt ist, jederzeit als weniger kompetent, als vom Umfeld vorerst wahrgenommen, entlarvt zu werden. Besser gesagt: Eine Person denkt, weniger kompetent zu sein, als sie wirklich ist, und dass sie von ihrem Umfeld, ob privat oder beruflich, überschätzt wird. Oder es besteht die Haltung, dass gewisser Lob unverdient ist.

Das Gegenstück dazu wäre der Dunning-Kruger-Effekt, welcher sich bei Menschen zeigt, die sich selbst weitaus über ihr eigentliches Potenzial verkaufen und die eigenen Fähigkeiten überschätzen. 

Die einen denken also, ihre Kompetenzen sind schlechter als sie in Wirklichkeit sind, die anderen überschätzen sich gewaltig.

Doch wer ist eigentlich vom Impostor-Syndrom betroffen?

Früher wurde angenommen, dass besonders viele Frauen unter dem Impostor-Syndrom leiden. Heute wird jedoch davon ausgegangen, dass dieses Gefühl unabhängig von Geschlecht eintreffen kann. Das Ganze lässt sich meistens, wie so vieles, auf die Kindheit zurückführen, wo kein gesunder Selbstwert etabliert wurde.

Bei Betroffenen fehlt es an gesundem Selbstwert, der unabhängig von äusserlicher Validierung vorhanden sein sollte. Zudem sind solche Personen entweder umso härtere Arbeitstiere, aus Angst, «aufzufliegen», oder sie bremsen sich selbst aus und bleiben im vertrauten Umfeld, ohne Angst vor dem Scheitern haben zu müssen.

Beides wird schlussendlich zum Nachteil für die Betroffenen: Im ersten Szenario riskieren diese Personen Burnout oder ähnliche Stress-Erscheinungen, im zweiten lässt sie ihr fehlender Selbstwert ihr Potenzial nie vollständig ausschöpfen.

Impostor-Syndrom überwinden

Wie so oft ist es wichtig, gewisse Dinge nicht nur zu erkennen, sondern auch zu benennen. So lassen sie sich weniger gut ignorieren, und indessen besser in Angriff nehmen. Wenn wir das Impostor-Syndrom überwinden können, steht jeder und jedem die Tür zur Welt offen, denn das Impostor-Syndrom schadet im Endeffekt nur uns selber.

Gemeint sind hier nicht Karriereerfolge. Eine gesunde Selbsteinschätzung und ein gesundes Selbstwertgefühl helfen uns im Umgang mit uns selbst, aber auch mit unseren Mitmenschen. So kann ein harmonischeres Zusammenleben für alle garantiert werden.

Zudem ist wichtig, zu erkennen, dass Selbstwert nie von extrinsischen Faktoren abhängig gemacht werdend darf. Selbstwert ist intrinsisch.

Übrigens: Arbeitgebende nutzen das Impostor-Syndrom gerne zu ihrem Vorteil. Menschen, die diese «Symptome» aufweisen, neigen dazu kompetenter zu sein, als sie selber annehmen, das eignet sich super zur Ausbeutung von Arbeitnehmenden. Denn wer Angst vor dem Auffliegen hat, arbeitet härter als nötig. Im Gegensatz zum Dunning-Kruger-Effekt, welcher bei Arbeitnehmenden für Arbeitgebende einen Nachteil darstellt. 

Fazit ist: Wer unter dem Impostor-Syndrom leidet, sollte sich schnellstmöglich damit befassen und sich aus diesem Teufelskreis lösen. So machtvoll unsere eigenen Gedanken sind, wenn sie uns zurückhalten, so sehr können wir sie als Waffe gegen diese Selbstzweifel nutzen. Und keiner will sich vom Chef oder der Chefin ausbeuten lassen, stimmt’s?

27. März 2022

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