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Das böse, böse Gendersternchen

Die Retter:innen der deutschen Sprache würden diese Einleitung als rassistisch bezeichnen. Genau, denn laut jung SVPler:innen aus dem Kanton Aargau ist der Genderstern der wohl gefährlichste zu bekämpfende Feind. Wieso Sexismus zu Rassismus wird und um was es genau geht.

Von Sina Schmid

Gewisse Politiker:innen aus den Jung-SVP-Reihen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die deutsche Sprache zu retten. Lustigerweise wussten die meisten nicht, dass sich diese in Not befindet.

Das Gendersternchen, im Auftrag für Inklusion und Umdenken von alteingesessenen Konnotationen, oder eben «politisches und falsches Zeichen linker Idealisten». 

«In Tat und Wahrheit schadet es der deutschen Sprache, erschwert die Lesbarkeit und stempelt Andersdenkende als Rassisten ab!», so lautet es auf der frisch lancierten Website genderstern.ch, ins Leben gerufen von jungen Politiker:innen aus dem Aargau. Ja, der Begriff «Genderstern» und Rassismus wird hier in Zusammenhang gebracht.

Das Ganze ist spannend, genauso wie es fragwürdig und salopp gesagt ein wenig lachhaft scheint. Erstens die falsche Verwendung von ziemlich geladenen Begriffen, zweitens die Dringlichkeit den Genderstern zu verbieten und drittens die Argumentationen der jung SVPler:innen stechen ins Auge. 

Natürlich geht es beim Gendersternchen um die sprachliche Gleichstellung und Inklusion aller Geschlechter, nicht aller Hautfarben. Zudem ist das hoffentlich nicht das dringendste Thema, das es in der Schweiz zu verbieten gibt. Da wäre eine Reform des Sexualstrafrechts vielleicht wichtiger. Und zuletzt ist es fragwürdig, ob der Genderstern unserer Sprache, oder unseren Augen, so sehr schadet oder uns doch einfach nur ein wenig weiterbringt.

Weiter steht auf der Webseite dass «der Genderstern eine klar politische Botschaft ist, und somit dem Grundsatz der Neutralität widerspricht». Hier lässt sich eigentlich klar argumentieren, dass ohne den Genderstern gewisse Konnotationen gegeben sind, die gewiss nicht neutral sind.

Ob wir wollen oder nicht, unser Unterbewusstsein ist stärker als wir oft glauben oder hoffen. An wen denkst du, wenn du Banker, Arzt, Soldat oder Lehrer hörst? An Männer. Klar, wir könnten auch immer Arzt und Ärztin, Lehrer und Lehrerin schreiben. Doch effizient, einfach und übersichtlich wäre da der Genderstern oder Doppelpunkt.

Wie Inklusion der Sprache schaden soll, bleibt ein Rätsel. Dass die Hoffnung auf intrinsische Gleichstellung eine linke Ideologie ist, war den meisten wohl nicht bewusst. Wie will die Aargauer Jung-SVP ernst genommen werden, wenn sie sich wegen einem Sternchen so echauffieren? 

Und es sind eben nicht nur die jungen Politiker:innen der JSVP Aargau. Es sind viele Politiker:innen von rechten Parteien. Und ehrlich gesagt, wird es langsam aber sicher absehbar.

Alles, was irgendwie mit Geschlecht oder Hautfarbe zu tun hat, wird schnell als linke, idealistische Ideologie abgestempelt. Und gewiss; auch die linke Hälfte des politischen Spektrum kann noch einiges über Ignoranz und Intoleranz lernen. Kein Mensch ist diesbezüglich wohl ganz immun.

Doch was sicher scheint, ist folgendes: ein Genderstern wird keine Sprache verhunzen, wird keine Gesellschaft mit politischen Ideologien indoktrinieren, und wird gewiss nicht der Untergang der Schweizer Gesellschaft bedeuten. Im schlimmsten Fall werden wir inklusiver, was ja der beste Fall wäre.

Deshalb können wir nur hoffen, dass die Jung-SVPler:innen aus dem Aargau bald eine neue Agenda finden, und bedrohlichere Anliegen für die Bevölkerung beim Grossen Rat platzieren. 

Ah, und auf der Website gehört das Wort «Rassisten» mit «Sexisten» ersetzt. Auch wenn dies ja wohl nicht nur Männer sein können, oder?

03. Juli 2022

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