Zimt-Challenge, Tide-Pod-Challenge, Dance-Challenges. All diese Begriff sind besonders jüngeren Generationen bekannt. Sie haben eines gemeinsam: Alle sind kurzlebige Trends auf den sozialen Medien, gewisse dümmer und gefährlicher als andere, aber allesamt selten langlebig.
Meist grundlose Bewegungen in den sozialen Medien generieren viel Wirbel und hegen grossen Einfluss auf Nutzende. Die Plattform TikTok ist die wahrscheinlich schnellste Plattform was Trends betrifft. Sie generiert schnell viel Aufmerksamkeit und macht etwa gleich schnell wieder Platz für neue Trends. Eines der jüngsten Phänomene: das Teilen von Canon-Events.
Anders als die Tide-Pod-Challenge mit grossem Risikofaktor und noch grösserer Sinnlosigkeit ist der Trend mit den Canon-Events gar hilfreich. Verschiedene Nutzende posten auf selbstironische Art und Weise ihre lehrreichsten, peinlichsten oder schwierigsten Momente, welche sie im Weg zur Reife einen Schritt weitergebracht haben.
Canon-Events sind sogenannte Erlebnisse und Momente, welche eine Person selbst erleben muss, um zum einen reifer zu werden, und zum anderen die eigene Zukunft massgebend zu prägen. Kurz gesagt: es sind prägende Momente im Leben jeder einzelnen Person, welche sie aber selbst erleben muss.
Was Canon-Events zusätzlich ausmacht, ist der Multiplikationsfaktor. Viele Nutzer:innen haben das Gleiche erlebt, mussten es aber am eigenen Leibe erfahren, statt den Warnrufen anderer zu folgen. Wie sagt man so schön? Wer nicht hören will, muss fühlen.
Dieser Trend ist nicht nur amüsant, sondern für gewisse Nutzer:innen augenöffnend. Wie oft gehen wir durchs Leben, meist mit fehlender Distanz, und empfinden Erlebtes als schlimm oder unmöglich? Als wären wir der einzige Mensch auf der Welt mit genau diesen Gefühlen oder Erfahrungen. Dieser Trend beweist aufs Neue, dass wir doch nicht ganz so verschieden sind.
Egal wo oder wer man ist, gewisse Fragen und Probleme plagen uns alle.
Nebst dieser Erkenntnis zeigt auch dieser Trend wieder einmal wie uns belanglose Internet-Phänomene im Alltag beeinflussen können. In den letzten Wochen habe ich in analogen Gesprächen den Begriff «Canon-Event» nicht nur mehrfach erklärt, sondern auch unironisch in Analysen und Erzählungen reinfliessen lassen.
Ob es wohl ein Canon-Event war, diesen Artikel über Canon-Events zu schreiben? Wahrscheinlich nicht. Aber der Trend und die aktive Auseinandersetzung damit hat mir wieder einmal gezeigt, wie unterschiedlich und doch gleich wir Menschen sind.
26. Juni 2023