Text von Laura Herter
Einschneidende Erfahrungen wie Geburt, Verlust und innere Zerrissenheit, aber auch das inszenierte Mutterbild, welches heute stark durch die sozialen Medien geprägt ist, werden in den Werken von Laura Herter reflektiert. Ihre Arbeiten erscheinen skizzenhaft, teils unfertig und fordern die Betrachtenden auf, innezuhalten, um mit den Bildern ins Zwiegespräch zu treten und das Fehlende für sich zu ergänzen. Laura Herter hat an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) Fine Arts studiert.
ARTIST STATEMENT
Ich setze mich aktiv für die Vereinbarkeit von künstlerischer Arbeit und Mutterschaft ein beziehungsweise für die Vereinbarkeit von künstlerischer Arbeit, Mutterschaft und Erwerbstätigkeit. Ich akzeptiere nicht, dass Künstlerinnen aufgrund ihrer Familienplanung und -gründung auf dem Kunstmarkt zurückgestuft werden. Den noch immer vorherrschenden Glaubenssatz, dass die Familiengründung die Kunstkarriere ausbremst, möchte ich aufbrechen und widerlegen.
Auf die künstlerischen Werke jener Frauen, die sich durch ihre Mutterschaft ein weiteres Arbeits- und Erfahrungsfeld zugänglich gemacht haben, darf keinesfalls verzichtet werden. Aus eigener Erfahrung weiss ich, welch ungeahnte Schöpferkraft und Inspiration die Mutterschaft mit sich bringt – ein neues Potenzial, das ich für meine künstlerische Arbeit nicht missen möchte. Mit meinen Werken und Projekten möchte ich Mutterschaft in der Kunst sichtbar machen. Es gibt sie nicht, die Mutter. Mutterschaft ist vielfältig und vielschichtig, das möchte ich zeigen. Ich plädiere für mehr Mütter in der Kunst und für mehr Werke, die sich den Themenfeldern der Elternschaft annehmen. Ich fordere die Revolution des Künstlermythos! Eine Künstlerin muss weder saufen, noch rauchen, noch kinderlos, noch männlich sein.
Was braucht es, um unser gegenwärtiges Künstlerbild zu verändern?
Wir brauchen familienfreundliche und flexible Strukturen, schon während der Ausbildung. Ein Kunststudium ist oft die Zweit- oder Drittausbildung, die Student:innen sind teilweise nicht mehr in ihren Zwanzigern. Kunst studieren, sollte auch mit Kind möglich sein, ist es aber noch nicht oder zumindest ist der Weg sehr, sehr steinig. Zudem braucht es organisatorische Unterstützung und finanzielle Entlastung in der Kinderbetreuung: Familienfreundliche Residenzaufenthalte und Stipendien, neu gedachte Atelierstrukturen und Ateliergemeinschaften mit Kinderbetreuung, Förderprogramme, die Künstlerinnen mit Familie einschliessen. Es braucht ein neues Verständnis für Künstlerinnen mit Kind, die nicht 24/7 verfügbar sind und ihr komplettes Leben der Kunst widmen.
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20. Juni 2023