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Bitches Brauchen Rap – so klingt das neue Album von Shirin David

Die ganze Deutschrap Landschaft wartete zwei Jahre lang gespannt auf Shirin Davids zweites Album «Bitches brauchen Rap» oder «BBR», nun ist das langersehnte Projekt nach Verzögerung endlich da. Mit 15 Songs und 48 Min. 3 Sek. ist das Album verhältnismässig kurz, doch konnte die gebürtige Hamburgerin trotzdem abliefern? Eine Album-Review.

Von Sina Schmid

Der Hype um Shirin David ist allgegenwärtig: Alles, was die Frau veröffentlicht, wird zum Verkaufsschlager. Ob das nun Ice Tea, Parfüms oder eben Musik ist. Die 26-Jährige, die mit vollständigem Namen Barbara Shirin Davidavicius heisst, sprengt Kästen gesellschaftlicher Normen. Doch kann ihr zweites Album abliefern?

Nach knapp zwei Wochen werfen wir einen objektiven Blick auf die 15 Songs von «Bitches Brauchen Rap».

1. Babsi Bars

Eingeleitet wird das Album von angriffslustigen Punchlines. Das Lied hat David schon vor knapp einem Jahr auf Youtube veröffentlicht, nun ist es endlich auch auf allen Streaming Plattformen erhältlich. Mit vielen References, starken Lines und frechen Sprüchen setzt dieser Opening-Track den Ton vom Album. David positioniert sich, ihre Werte und Einstellungen klar, was auch bei weiteren Songs der Fall sein wird.

2. Depressionen im Paradies

Weiter geht’s scheinbar softer, bis der harte Beat die Rap-Linie wieder aufnimmt. Der Text nostalgisch, ja gar melancholisch. Durch vermeintliche Gespräche mit ihrer Schwester Pati reflektiert David ihre Vergangenheit und Anfänge. Wer Shirin David nicht kannte, lernt sie hier ein wenig besser kennen.

3. Last Bitch Standing

Der Titel des Albums und dieser Songtitel haben einiges gemeinsam. Neben dem Fakt, dass sie das Wort «Bitch» enthalten, sind beide Titel extrem prägnant. Das Lied beginnt mit einem Monolog der US-Rapperin Nicki Minaj, deren Einflüsse im ganzen Album vertreten sind. Auch dieses Lied ist als Ansage zu deuten, wie zuvor schon Babsi Bars. David erklärt hier ohne Entschuldigung, was sie stört. Der feministische Ansatz ist auch hier stark vertreten. Zudem geht sie klar auf kritische Stimmen ein, beispielsweise auf den Shitstorm, der Ausbrach, als die Öffentlichkeit sie wegen ihren Co-Writers in den Dreck ziehen wollte.

4. Ich darf das

Der Song erschien schon lange vor dem Album – eine Hymne für alle Frauen. Lyrisch zwar kein Meisterwerk, aber ein Lied zum Mitfeiern schlechthin. In diesem Lied gibt es mehr Gesang und weniger harte Delivery. Das Muster der starken Ansagen ist weiterhin erkennbar, in diesem Fall aber auf weichere Art und Weise.

5. NDA’s

Das erste Feature auf dem Album geht an Shindy, mit welchem es am Anfang dieses Jahres noch Streit gab. Der Grund dafür wird im letzten Song auf dem Album noch thematisiert. NDA’s nimmt Bezug auf Schlagzeilen, ausgelöst, weil David auf NDA’s, also Non Disclosure Agreements, besteht. Erneut dreht sie den Spiess ihrer Kritiker um. Auch Shindy’s Part ist gut, vielleicht sogar besser als Davids. Bezugnehmend auf alte Lines von Shirin liefert dieser Track einen der besten Songs auf dem Album.

6. Juicy Money

Zu «Juicy Money» gibt es nicht viel zu sagen. Der Song ist cool, lässt sich als Hype-Song nutzen und ist witzig. Weiter ist der Track mit vielen Referenzen ausgeschmückt. Sobald die Situation es erlaubt, freue ich mich, den Track im Club zu hören.

7. Lieben wir

Diesen Banger droppte David kurz vor dem «Hot Girl Summer 2021». Der Track wurde von heissen Girls (und Boys) den ganzen Sommer berechtigterweise rauf und runter gehört. Ein gehobener Mittelfinger an schlechte Laune und catchy Lines zum mitrappen. Optimal für alle Thirst-Traps hilft der Song wieder die freche Attitüde zu verteidigen und zu präsentieren.

8. Man’s World

Mit «Man’s World» wird es etwas dunkler. Ein wenig aggressiver, angriffslustiger, stärker. Wieder viele References, typisch David. Die Hook melodisch und tiefgründiger als bei anderen Liedern. Auch das Muster der feministischen Hymnen wird weitergeführt. Again: Ein Song, um Frauen zu empowern.

9. Bae

Der neunte Titel ist soft. Schlafzimmermusik schlechthin. Lyrisch kein Meisterwerk aber dennoch süss zu hören.

10. Be a Hoe/Break a Hoe

Das zweite Feature geht an Deutschrap Legende Kitty Kat. Shirin erwähnte bereits in anderen Songs, dass sie von Kitty Kat inspiriert wurde. Wieder aggressiver und lyrisch raffiniert, liefern die zwei Damen ab. Der Track, der schon vor dem Album als Single veröffentlicht wurde, war ohnehin schon ein Hit und landete in den deutschen Charts auf Platz 1.

11. Dior Sauvage

Der erste Song, der an Davids Debütalbum erinnert. Mit melodischer Hook wird das Lied zum Titelsong für alle mit Herzschmerz. Wehmütig, aber auch petty, singt David mehr, als dass sie rappt. Der Song ist gut, einige Lines lösen erst bei genauerem Hinhören etwas aus.

12. Heute nicht

Auch hier singt David über einen vermeintlichen Ex, jedoch etwas weniger melancholisch, dennoch gleich melodisch im Vergleich zum letzten Track. Trotzdem verpasst sie ihrem Verflossenen einen klaren Kinnhaken. Die junge Dame hat anscheinend genug von faulen Ausreden.

13. Bitches brauchen Rap

Der Track, passend zum Albumtitel, ist sehr repräsentativ. Shirin David pusht weiter ihr Narrativ, dass sie andere Frauen erfolgreich sehen will, bezieht sich auf die Ghostwriting-Vorwürfe und rundet ihre offensiven Ansagen mit einer melodischen Hook ab.

14. Schlechtes Vorbild

In diesem Lied ist das Storytelling im Vordergrund, der Text ein Monolog aus vermeintlichen DM’s (direct messages auf Instagram). Irgendwie erinnert der Track vom Gefühl her an «Depressionen im Paradies». Wieder greift David alte Schlagzeilen neu auf. Langsam aber aussagekräftig, das Lied regt zum Denken an.

15. Bramfeld Storys

Abgeschlossen wird «BBR» mit einem knapp 9-minütigen Track. Autobiographisch behandelt Shirin ihre Anfänge im Rampenlicht, verschiedene Narrative, die ihr auferlegt wurden und plaudert aus dem Nähkästchen. Der ganze Song bleibt von Anfang bis zum Schluss spannend – jeder soll hören, was die Dame zu sagen hat. Auch viele Namen werden gedroppt, denn Shirin spricht sich einiges von der Seele. Ein passender Abschluss.

Abschliessend lässt sich feststellen: «BBR» ist abwechslungsreich. Zwar legt David einen klaren Fokus auf Rap, dennoch ist bestimmt für alle etwas dabei. Enttäuschend war vielleicht lediglich die Länge. Für zwei Jahre Arbeit und die extreme PR Maschinerie waren die Erwartungen hoch. Gut ist es dennoch.

Shirin hat Ehrlichkeit versprochen und dies besonders auf dem letzten Track «Bramfeld Storys» auch abgeliefert. Schlagfertige Lines, gute Beats und Banger zum mitrappen finden sich auf «Bitches Brauchen Rap». Es stellt sich für mich die Frage, was noch alles von der talentierten Shirin David kommt. Was jedoch schon gewiss ist: Shirin David hat vielen Frauen im Big-Screen-Rap den Weg geebnet und unter Fans bereits Legendenstatus erreicht.

08. Dezember 2021

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