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«AfroSwissters» – ein Jahr der Verbindung und des Wachstums

In den eigens geschaffenen Räumen dieser dynamischen Community-Plattform kommen vor allem Frauen der afrikanischen Diaspora zusammen, um sich zu vernetzen und gemeinsam neue Wege zu gehen. Ein Interview mit der Gründerin Tallulah Bär.

Von Joshua Amissah

«Frauen, insbesondere diejenigen, die noch nicht lange in der Schweiz leben, konnten durch uns schnell Anschluss und Zugehörigkeit erfahren», meint Tallulah Bär und blickt stolz auf das vergangene Jahr zurück. Die Gründerin von «AfroSwissters» konzentriert sich darauf, Brücken zwischen Kulturen und Gemeinschaften zu bauen. Sie und ihr Team haben es sich zur Mission gemacht, Frauen aus der afrikanischen Diaspora in der Schweiz zu unterstützen und zu stärken. Im Fokus steht dabei nicht nur das Feiern verschiedener Stimmen, sondern auch die Schaffung von Räumen für heilende Gespräche sowie persönliches und berufliches Wachstum.

Die im Anfang des Jahres 2023 entstandene Plattform ruht auf den vier grundlegenden Säulen: Connect, Heal, Grow und Thrive. In der Überzeugung, dass Verbindung eine mächtige Kraft ist, bringt die Initiative Menschen unterschiedlicher Herkünfte durch Veranstaltungen und Workshops zusammen. In den dabei entstehenden Räumen stehen Unterstützung, Verständnis und Heilung im Vordergrund und sollen nicht nur intern Selbstausdruck, Selbstbewusstsein und Zugehörigkeitsgefühl fördern, sondern auch nach aussen neue Verbindungswelten entstehen lassen.

Wir haben uns mit Gründerin Tallulah Bär über Herausforderungen, Erfolge und die zukünftigen Aspirationen ausgetauscht.

Liebe Tallulah, wer seid ihr mit eurer Initiative «AfroSwissters»?

Tallulah: Wir sind eine vielfältige Gemeinschaft, die darauf ausgerichtet ist, Frauen afrikanischer Abstammung in der Schweiz zu unterstützen und zu stärken. Durch ein breites Spektrum von Aktivitäten, Veranstaltungen und Plattformen schaffen wir einen Raum, in dem Frauen der afrikanischen Diaspora sich verbinden, heilen, wachsen und aufblühen können. Unsere Mission konzentriert sich darauf, persönliches und berufliches Wachstum zu fördern, kulturelle Vielfalt zu zelebrieren und sich für die Integration in die schweizerische Gesellschaft einzusetzen. Wir bemühen uns, eine Umgebung zu schaffen, in der Frauen afrikanischer Abstammung ihre Herausforderungen selbstbewusst angehen können, während sie ihre Herkunft, Errungenschaften und Ziele feiern.

Auch legen wir besonderen Wert darauf, Verbindungen innerhalb unserer Community zu schaffen und zu stärken. Durch Events, Workshops und Networking-Gelegenheiten ermutigen wir den Austausch von Wissen, Erfahrungen und Unterstützung.

Was bedeutet Inklusion für euch?

Unsere Initiative steht für Inklusion und begrüsst Menschen aus vielfältigen Hintergründen, die unsere Mission unterstützen. Wir glauben an die Kraft der Intersektionalität und erkennen an, dass die Stärke unserer Gemeinschaft in der Vielfalt von Erfahrungen und Perspektiven liegt. Wir ermutigen Alliierte, Partner:innen und Personen jeglichen Geschlechts, sich aktiv an unserem gemeinsamen Weg zu beteiligen, zu lernen und zu unserem kollektiven Wachstum beizutragen.

Wie hat sich eure Community seit ihrer Gründung entwickelt, und welche Rolle spielt deiner Meinung nach die Verbindung für die Stärkung von Afro-Schweizerinnen und Verbündeten in der Schweiz?

«AfroSwissters» entstand im Januar, nachdem ich meinen Job verlor. Inspiriert von persönlichen Erfahrungen begann ich mit positiven Instagram-Posts, um Frauen in ähnlichen Situationen zu helfen. Die Initiative wuchs mit Liebe und Unterstützung. Unsere Anfänge waren bescheiden, aber ein Launch-Event mit 20 Rednerinnen stärkte unsere Stimmen. Wir kooperierten mit Institutionen, gestalteten Workshops und organisierte das «Healing Horizons Retreat» in Basel. Ich baue nun ein Team auf, um die Vision zu teilen. Schritte wie die Einstellung einer Studentin, einer ehemaligen Kollegin und einer Retreat-Teilnehmerin zeigen dabei unser Wachstum.

Unsere Engagements für Selbstwahrnehmung und Zugehörigkeitsgefühl erstrecken sich über verschiedene Plattformen und Veranstaltungen, wie die «Rise & Thrive» Workshops und das «HE.ART.BEAT» Event, das Diversität und Wachstum in der Musikindustrie beleuchtete. Durch Inklusion und Ermächtigung schaffen wir eine unterstützende Umgebung, in der Vielfalt gefeiert wird und alle ihre Stimme erheben können.

Welchen Herausforderungen gab es für euch als Community?

Die Community stand vor verschiedenen Herausforderungen, darunter die Akzeptanz negativer Rückmeldungen und die Etablierung einer klareren Struktur, die wir hoffentlich im kommenden Jahr angehen können. Ein weiterer Punkt ist die Sensibilität, nicht in Konflikt mit anderen Organisationen zu geraten, da es bereits viele gibt, die ähnliche Ziele verfolgen.

Und wo lagen die Schwierigkeiten für dich persönlich?

Persönlich war es auch für mich eine Herausforderung, mich mit dem Thema der politischen Korrektheit auseinanderzusetzen. Ich erkenne, dass es eine ständige Lernkurve ist und dass ich selbst noch viel zu lernen habe. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass wir als afro-schweizerische Frauen eine unglaubliche Vielfalt verkörpern. Obwohl wir als Schwarze Frauen in der Schweiz leben, spiegeln wir doch ein breites Spektrum an kulturellen und individuellen Unterschieden wider. Dieser Reichtum an Vielfalt wird auch durch unseren Blog und Podcast «The AfroSwissters Spectrum» deutlich. Es ist eine kontinuierliche Reise der Selbstreflexion und des Lernens, um die Diversität innerhalb unserer eigenen Gemeinschaft besser zu verstehen und anzuerkennen.

Wie siehst du den direkten Einfluss von «AfroSwissters» im Alltag der Frauen, die an der Gemeinschaft teilnehmen?

Basierend auf dem Feedback, das wir erhalten haben, konnten Frauen, insbesondere diejenigen, die noch nicht lange in der Schweiz leben, durch uns schnell Anschluss und Zugehörigkeit erfahren. Unsere Veranstaltungen, Workshops und Diskussionen haben eine Plattform geboten, um sich nicht nur zu vernetzen, sondern auch ihre einzigartigen Geschichten, Herausforderungen und Erfolge zu teilen. Dadurch haben sie sich nicht nur selbstbewusster gefühlt, sondern auch ein starkes Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenhalts entwickelt. Die direkte Auswirkung zeigt sich in einem erweiterten sozialen Kreis, neuen Freundschaften und wertvollen Verbindungen zu anderen Afro-Schweizerinnen und Verbündeten. Diese Frauen fühlen sich inspiriert, gehört und unterstützt, was ihren Alltag in der Schweiz enorm bereichert und stärkt. «AfroSwissters» hat sich als Ort erwiesen, an dem Frauen unabhängig von ihrer Aufenthaltsdauer in der Schweiz einen direkten positiven Einfluss auf ihr tägliches Leben erfahren.

Und auf welche Erfolge oder Meilensteine bist du besonders stolz?

Wir haben eine lebendige Community geschaffen, in der individuelle Erfolge und Entdeckungen zu einer inspirierenden Collage werden. Frauen in der Gemeinschaft verfolgen kreative Projekte, bauen Unternehmen auf und entfalten ihre Ideen. Erfolgsgeschichten wie die einer Künstlerin, die in Nigeria ausstellt, oder die einer Teilnehmerin, die Freundschaften in der Schweiz knüpft, zeigen das Potenzial der vielfältigen Gemeinschaft. Diese Verbindungen und Erfolge spiegeln wider, wie «AfroSwissters» Frauen unterstützt und stärkt. Das Ziel ist, ein Umfeld zu schaffen, in dem Frauen ihre Ziele erreichen können.

Ebenfalls engagiert sich unsere Plattform leidenschaftlich gegen Rassismus und setzt auf Sensibilisierung, Bildung und Zusammenarbeit, um Gleichberechtigung und Inklusion zu fördern. Das langfristige Ziel ist eine Gesellschaft, die die Vielfalt feiert und individuelle Ausdrücke respektiert.

Blickend in die Zukunft, welche Aspirationen und Ziele habt ihr?

In Zukunft streben wir danach zu wachsen – nicht nur in Grösse, sondern auch in Struktur. Wir wollen unsere finanzielle Basis stärken und Expertenunterstützung einbeziehen, um unsere Mission besser zu erfüllen. Zusätzlich möchten wir weitere Partnerschaften eingehen, um den Dialog und die Interaktion zu vertiefen. Ein ausgewogeneres Verhältnis in unserer Organisation anzustreben, ist uns ebenso wichtig. Ein weiteres Ziel ist es, unsere Reichweite zu erweitern, vielleicht sogar das Tessin zu erreichen und dort eine Präsenz aufzubauen. Wir streben danach, mehr Liebe, Zusammenhalt und Stabilität in unserer Community zu fördern – damit jede einzelne Stimme gehört und geschätzt wird. Wir streben danach, mit Unternehmen zusammenzuarbeiten und kritisch dazu beizutragen, dass die sogenannten «Employee Resource Groups» nicht nur dazu dienen, das Branding von Unternehmen zu verbessern oder als Teil von Nachhaltigkeitsberichten zu fungieren. Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass die tatsächlichen Mitarbeitenden davon profitieren. Wir setzen uns für ein nachhaltiges Wachstum unserer Gemeinschaften ein und wollen sicherstellen, dass diese Zusammenarbeit echte und greifbare Vorteile für die Menschen bringt, die daran teilnehmen.

21. Dezember 2023

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