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8 Tipps für einen «perfekten» Sommer(?)

Zu Ehren meines 14-jährigen Ich, das sich dank Hitzefrei schon um 12:30 Uhr schweissgetränkt und im Langarmshirt auf den Weg zur Bushaltestelle macht, schreibe ich diesen Artikel. 8 Tipps wie dein Sommer, vielleicht nicht perfekt, aber zumindest nicht miserabel wird.

Von Gisèle Moro

What time is it? Summertime! Und darauf hab ich keinen Bock mehr. Ich geb’s ja zu – lange Sommernächte am See, Sonne ohne Ende (oder so viel wie unser tolles Deutschland eben bieten kann), chillen im Park, Temperaturen über 30 Grad, jeden Tag Iced Latte. Das hat schon was. Vor allem in diesem tristen Klima, in dem der erste Blick aus dem Fenster in der Regel einfach nur traurig macht (Netflix und mein Kopfkissen grüssen!). Doch wie schön es auch sein mag, der Sommer ist und bleibt für mich nervig, anstrengend, viel zu heiss und irgendwie auch auf die verschiedensten Arten und Weisen ekelig. Vor allem als Teen brodelte schon im April die Anxiety über den Sommer hoch, und wenn es dann so weit war, wusste ich gar nicht, was ich mit mir und meinem überhitzten Körper anfangen sollte.

Deshalb kommen hier 8 Tipps der etwas anderen Art für einen perfekten Sommer. Thank me later!

Tipp 1: Cis-het Männer gibts nicht

Leider erlauben es patriarchalische und misogyne Ansichten cis-het Männern immer noch Frauen, Femmes und generell Menschen, die keine cis-het Männer sind, wie ein Stück Fleisch hinterher zu gaffen. Macht ihr das aus Spass oder bezahlt ihr mit Catcalling im Sommer eure Miete? Was bleibt mir da anderes übrig, als sicherheitshalber die komplette Cis-Het-Männer-Bande auszublenden? Erinnert ihr euch noch an das «Black Mirror Weihnachtsspecial» (Staffel 2, Folge 4), in der man Leute auf die man gerade keine Lust hat, «blocken» kann? Aus der Person, die vor dir steht, wird dann ein humanoides, graues TV-Rauschen. Ich meine, stellt euch das mal vor: eine Welt, in der man Männer per Knopfdruck zu nichts weiter als Background Noise reduzieren kann. Ach, what a dream!

Sind aber leider nicht bei «Black Mirror» – also schätze ich, wir sehen uns wieder im Herbst Bros! No homo?

Tipp 2: Make it jiggle

Am Strand, in der U- Bahn, zu Hause, im ranzigen Späti an der Ecke. Make it jiggle, weil es eh scheissegal ist, was du anhast. Ein Körper ist ein Körper und hat es verdient, gezeigt zu werden (falls man möchte) aber vor allem respektiert zu werden. Das auch mit Cellulite, Dehnungsstreifen, Pickel und Sonstigem. Dieser Sommer, so wie jeder Sommer, ist der perfekte Sommer, um drauf zu scheissen, wenn oder ob Leute schauen. Denn wenn ich in meiner Zeit als semi-erwachsene Person irgendwas gelernt habe, dann ist es, dass es sich auszahlt, genau das zu tragen, was man tragen möchte. Denn so zieht man Menschen an, die feiern, wie man wirklich ist. Und macht man das lange genug, ist man schon bald umgeben von Menschen mit den unterschiedlichsten Geschichten und demnach auch den unterschiedlichsten Körpern einer heisser als der andere. Und gemeinsam könnt ihr dann die Nacht durchjiggeln. Hört sich doch nice an, oder?

Tipp 3: Scheiss auf Schweiss

Und feier deinen Drip. Denn Schweissflecken sind nicht nur ein faszinierendes Manifest unserer Menschlichkeit (wir sind quasi «Menschliche Klimaanlagen» – ist das nicht krass?), sondern auch ein seltsam sinnliches Fashion Statement, ganz egal was Hater sagen. Ja, sinnlich! Schweisstropfen, die sich in stickiger Hitze auf eurer Stirn, eurem Rücken, in dem Bereich unter Hängebrust und Bauch sammeln. Ein leichtes Kitzeln, als die jetzt zu schweren Tropfen langsam euren Körper hinuntergleiten und jeder Tropfen in einer anderen Falte eures Körpers verdunstet. Gefolgt vom nächsten und dem nächsten und dem nächsten…irgendwie heiss, oder?!

Tipp 4: Stay hydrated!

Puh, bin viel zu thristy, erst mal ein Schluck Wasser. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, mindestens 1,5 – 2 Liter Wasser am Tag zu trinken, um Schwindel, Kopfschmerzen und Kreislaufproblemen vorzubeugen. Aber warum so langweilig? Gerade der Sommer ist die perfekte Gelegenheit, sich mit den verschiedensten eisgekühlten Getränken zu erfrischen. Favorites aus meiner WG: Granatapfel Mate, Aloe Drink, roter (gekühlter) Bissap, Sauerkirsch-Zitrone Durstlöscher, Orange-Maracuja Limonade oder ein simpler Erdbeer-Bananen Smoothie. Natürlich dürfen auch die alkoholischen Getränke nicht aussen vor gelassen werden: ein gut gekühltes Glas Weisswein (jeglicher Preisklasse), Moscow Mule, Gin Basil Smash oder Amaretto Sour.

Also nichts wie los: Gönnt euch einen Drink!

Tipp 5: Sonnengebleicht?!

Lasst uns eines klarstellen: Wir cremen uns alle immer mit regulärer Lotion ein, auch in anderen Jahreszeiten, nicht? Gut – trockene Hände und rissige Ellenbogen sind hier nämlich ungern gesehen!

Lasst uns aber über das Thema Sonnencreme reden: das hier ist vor allem eine Message an die Schwarze Leser:innenschaft. Der Mythos, der besagt, dass dunkle Haut keine Sonnencreme braucht, klebt so hartnäckig in unseren Köpfen wie Sand auf nasser Haut. Aber ihr könnt euch wohl schon denken, dass das alles andere als wahr ist. Eine Tatsache, die zutrifft, ist, dass Melanin dafür sorgen kann, dass bis zu 70 % weniger UV-Strahlen aus dem Sonnenlicht über die Haut aufgenommen werden. Doch wie viel Melanin jede (Schwarze) Person im Körper hat, variiert und ändert nichts an der Tatsache, dass zu viel Sonnenlicht schädlich ist. Neben Sonnenbrand können Hyperpigmentierung, Hautalterung und Hauterkrankungen wie Hautkrebs die Folge sein. Und für Schwarze oder Braune Personen im weissen Deutschland kommen Diagnosen hierfür oft viel zu spät oder nie.

Also schnell zur Drogerie und Sonnencreme kaufen. Welche Sonnencreme genau verwendet werden sollte, variiert von Person zu Person. Aber mit einer mineralischen Sonnencreme mit SPF 30, die alle zwei Stunden aufgetragen wird, macht man nichts falsch.

Tipp 6: Raus mit dir!

Auch wenn depressive Tage das unfassbar schwer machen können; mindestens 10-30 Minuten Sonnenlicht pro Tag bringen gesundheitliche Vorteile, wie eine angeregte Produktion von Vitamin D, Krankheitsvorbeugung und verbesserter mentaler Gesundheit. Es ist mehr oder weniger egal, über welches Körperteil das Sonnenlicht aufgenommen wird. Mein Mitbewohner hat zum Beispiel eine Methode für sich entdeckt. Als ich eines Mittags in die Wohnküche lief, hatte er eine eher fragwürdige Position eingenommen: Vorderarme auf dem Tisch, Knie auf dem Stuhl, Poloch zum Fenster, gegen Sonne. «Perineum Sunning» meint er dann, anscheinend heisser Scheiss in der Welt der Wellness-Trends. Also ab in den Park, zum FKK Strand oder raus in den Hof. Wie auch immer – you do you. Und wenn’s wirklich gar nicht geht, tut’s auch ne Tageslichtlampe.

Tipp 7: ACHTUNG: Tempelhofer Feld nach 21Uhr = Käfer–Invasion

Das ist ein sehr Berlin-spezifischer Tipp, ich weiss. Aber bitte; nehmt ihn ernst. Denn was an Juniabenden auf dem Tempelhofer Feld in Berlin vor sich geht, naht der Apokalypse.

In einer Utopie könnte ein Abend auf dem Tempelhofer Feld so aussehen: Juniabend in Berlin. Die Sonne geht in sanftem Orange unter. Du sitzt auf der Wiese mit deinen Friends. Gelächter, entspannte Musik, du spürst eine leichte Brise auf deinen Beinen. Seelenglücklich schaust du um dich und trinkst einen Schluck kalten Weisswein. Seufzt. «That’s the Life», denkst du dir… Und CUT!

Jetzt die Realität:

Juniabend in Berlin. Die Sonne geht in sanftem Orange unter. Du sitzt auf der Wiese mit deinen Friends. Der Wind ist ein bisschen zu kalt. Dir fallen immer wieder Käfer auf, die zum Glück nur an dir vorbei sausen. Aus einem wird zwei werden drei werden zehn. Und innerhalb von 15 Minuten sind du und deine Friends umgeben von einem Schwarm (harmloser), aber höchst ralliger Junikäfer, die gegen deine nackten Arme und Beine und in dein Gesicht fliegen. Gekreische. Du schaust dich hektisch um. Leute schlagen mit Picknickdecken um sich und wedeln schreiend mit den Armen. Du bist allein, denn deine Friends sind in alle Richtungen verstreut. Auf der Suche nach Sicherheit. Verzweifelt, packst du deine Sachen zusammen und tust dasselbe. Dazu habe ich nur ein Wort zu sagen: Albtraum.

Tipp 8: Summertime Magic

Und mein letzter Tipp für einen moderaten, vielleicht sogar angenehmen Sommer. Halte fest an den magischen Sommermomenten. Superkitschig, ich weiss. Aber die sind es, die den Sommer in Berlin, den Sommer allgemein so besonders machen. Alleine in der Natur, mit Friends, mit deinem Crush, deinem Partner oder deiner Partnerin. Wenn du im Oktober nostalgisch zurückdenkst und auch nur einen Moment finden kannst, der dir Freude bereitet hat, hast du eigentlich schon gewonnen. Und um ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass ich mich trotz der ganzen Ekelei, Cis-het Männern und Riesen-Junikäfern trotzdem irgendwie auf den Rest des Sommers freue. Du dich auch?

21. Juli 2023

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