Ganz oder gar nicht ist meine Devise – alles andere war für mich lange unverständlich. Ich musste aber lernen, dass die Wahrheit etwas sehr Subjektives ist. Wahrheit und Wirklichkeit sind bekanntlich nicht dasselbe. Jemand kann ehrlich sein, und es entspricht trotzdem nicht der Wirklichkeit. Jedenfalls ist es immer wichtig das Wissen im Hinterkopf zu behalten, dass jemand die eigenen Taten komplett anders wahrnimmt.
Beispielsweise kann mit den richtigen Intentionen gehandelt werden, in der Hoffnung jemanden nicht zu verletzten, um dann doch in den Augen des Gegenübers als Arschloch abgestempelt zu werden. Dies kann auch daran liegen, dass wir zu wenig kommunizieren und zu viel annehmen.
Vielleicht hoffen wir, dass unser Gegenüber weiss, was wir denken. Dass sie sich bewusst sind, wieso wir so handeln, wie wir eben handeln. Leider (oder zum Glück) können die meisten keine Gedanken lesen. Es bedarf Offenheit und Ehrlichkeit.
Zwar wird oft gesagt, dass wir nicht verantwortlich dafür sind, wie uns andere wahrnehmen. Und auch wenn das teilweise vielleicht der Wahrheit entspricht, ist es nicht ganz realistisch. Würde sich jeder Mühe geben, klar zu sagen «was wie wo», müssten wir uns gar keine Sorgen machen, dass wir falsch wahrgenommen werden könnten. Interpretieren Menschen Worte anders als sie gemeint sind, dann ist es was anderes.
Ich habe vermehrt bemerkt, dass gewisse Menschen einfach hören was sie wollen, der Rest wird ignoriert oder verdreht.
Trotzdem: offen, ehrlich, direkt, sonst wird die Diskrepanz zwischen den Wahrheiten nur noch grösser.
Zudem möchten gewisse Leute halt einfach lieber das Opfer spielen und suchen in jeder Hinsicht die Fehler bei ihrem Gegenüber. Wer jedoch selbst reflektiert genug ist, sollte wissen, dass es in den meisten Fällen immer Zwei braucht (Extremfälle habe ich in dieser Aussage nicht berücksichtigt).
Diese Realisation macht mein Leben in gewisser Weise einfacher, in anderen schwieriger. Ja, es ist schön zu wissen, dass vielleicht das Gegenüber einfach eine andere Wahrnehmung hat, welche nicht (mehr) zu beeinflussen ist. Das ist die verständnisvolle Seite der Sache. Die Emotionale ist jedoch komplizierter: Es tut trotzdem weh, wenn man in den Augen anderer, besonders in denen der Liebsten, falsch wahrgenommen wird. Handlungen und Worte kommen je nach Gemütslage der gegenübergestellten Gestalt komplett anders an.
Also, Fazit; du kannst ein guter Mensch und dennoch in den Augen anderer die wandelnde Hölle sein. Wichtig ist nur, dass darüber geredet wird.
23. April 2021
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