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Was ist meine Zukunft, wenn sie nicht sicher ist?

Aktuell fühlt es sich an, als ob die Welt Kopf steht. Das, worauf sich die Gesellschaft als «normal» geeinigt hat, wird heute stark getestet. Ein paar Gedanken nach einem Sommer voller Gefühle und Meinungen.

Von Sina Schmid

Ich war letztens in einem Museum über den Zweiten Weltkrieg und habe einen Brief von einem US-amerikanischen Soldaten an seine Freundin gelesen. Ein Satz hat es mir angetan: «What good is an education and a future if they are not secure?». Also: «Was bringen mir eine Bildung und eine Zukunft, die nicht sicher sind?»

Er sprach selbstverständlich aus der Perspektive eines Soldaten, der aktuell sein Leben im Zweiten Weltkrieg aufs Spiel setzt und seine Gründe zum Kämpfen bespricht, nicht aus der Perspektive einer jungen Studentin aus der Schweiz im 21. Jahrhundert. Die Zukunftsängste plagen mich aber aktuell mit all den Schlagzeilen gleichwohl.

Weltweit standen demokratische Staaten seit langem nicht mehr so kurz vor dem Absprung in den Autoritarismus wie aktuell. Regeln werden je nach Lust und Laune umgeschrieben. Institutionen, die früher einen grossen Einfluss hatten, werden ignoriert und trotz der ausgeprägtesten Digitalisierung und globalen Vernetzung, welche die Menschheit je hatte, scheinen wir es nicht fertigzubringen, dem Leid und Übel, das wir ständig sehen, ein Ende zu setzen.

Ein anderer Satz ist mir beim Durchlesen eines Schulbuches ins Auge gestochen: «When will we realise that the fact we can become accustomed to anything makes it necessary to examine carefully everything we have become accustomed to?» Also: «Wann werden wir erkennen, dass die Tatsache, dass wir uns an alles gewöhnen können, es nötig macht, alles zu begutachten, woran wir uns bereits gewöhnt haben?»

Wir Menschen haben die (doofe) Eigenschaft, uns an alles zu gewöhnen. Das hilft oft, ist manchmal aber auch Grund für Stagnation. Beispielsweise sollten wir uns öfter fragen, ob wir uns gerade so verhalten, wie wir es wirklich wollen, oder ob wir nur einem gewohnten Muster folgen. Ob aktuelle politische Bewegungen ganz normal im Wandel der Zeit sind oder aktiv verhindert werden müssen. Ob wir gute Freund*innen und Familienmitglieder sind oder uns vom Alltagsstress in passive Teilnehmende verwandelt haben. Das sind alles Fragen, auf welche wir als Einzelpersonen einen grossen Einfluss haben können, besonders in der Schweiz.

Diese Zukunftsängste auf globaler Ebene sind definitiv ausserhalb unserer Kontrolle. Aber innerhalb unserer eigenen Welt können wir vieles tun, um gute Voraussetzungen für die Zukunft zu schaffen. Wir können klarer mit unserem Umfeld kommunizieren, was uns belastet. Vielleicht geht es uns ja gleich und wir können einander unterstützen? Vielleicht hat jemand schon etwas Ähnliches durchgemacht und kann eine gute Perspektive aufzeigen? Vielleicht hat jemand gedacht, er oder sie wäre die einzige Person mit diesen Gefühlen? Vielleicht hat jemand sein Recht zum Wählen und Abstimmen nicht genutzt und wir können unsere Mitmenschen daran erinnern, wieso es wichtig ist? Vielleicht müssen wir selbst noch an die Urne?

Schlussendlich wird es uns immer besser gehen, wenn wir gemeinsam Dinge durchstehen und Ziele verfolgen, die wir teilen. Dieser Sommer hat mir das ebenfalls gezeigt: Gemeinsam schaffen wir es doch am besten.

Und um diese Gedanken mit einem letzten Zitat zu unterstreichen: «Everybody wants to save the world but nobody wants to do the dishes.» «Alle wollen die Welt retten, aber niemand will den Abwasch machen.»

23. September 2025

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