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Von Kreativplattform zum kleinen Vintage-Paradies: Die Evolution von «Kiosk.io»

Das Gründer:innenpaar von «Kiosk.io» erzählt die Geschichte hinter ihrer Entscheidung, sich auf Vintage-Möbel zu spezialisieren, und geben Einblicke in ihre Kurationsprozesse, ihre Herausforderungen und verschiedene Trendbewegungen im Bereich der Second-Hand-Möbel.

Von Joshua Amissah

In einer Zeit, in der der Möbelhandel aus zweiter Hand oft von Übersättigung geprägt ist und sich privilegierte Zürcher Wohngemeinschaften noch immer über die Patina des Togo-Dreisitzers von Ligne Roset streiten, hebt sich «Kiosk.io» als neuartiges Konzept hervor, welches nicht nur die heimische Einrichtung ins Zentrum stellt. 

Ursprünglich als Plattform für lokale Kreativschaffende während des Lockdowns gedacht, hat sich «Kiosk.io» zu einem beliebten Anlaufpunkt für Vintage-Möbel entwickelt. Das Gründer:innenpaar wollte ursprünglich lokalen Künstler:innen die Möglichkeit geben, ihre Arbeit zu präsentieren und zu verkaufen. Als jedoch die Lockdowns gelockert wurden und die Umstände komplexer wurden, entschieden sie sich spontan, ihre eigenen Möbel zu verkaufen.

Der spezifische Stil von «Kiosk.io» spiegelt sich in den liebevoll ausgewählten und polierten Stücken wider, die oft Designs aus den Bauhaus-, Space-Age/Postmodern- und Memphis-/90er-Jahren umfassen. Ihre Auswahl ist nicht nur mit Marken-Designerstücken gefüllt, sondern auch mit Schätzen aus der Vergangenheit und hochwertigen Second-Hand-Funden, die zu erschwinglichen Preisen angeboten werden. Wir haben uns mit den Köpfen hinter «Kiosk.io», Céline Alpiger und Leiv Frey, ausgetauscht. 

Wie habt ihr euch entschieden, «Kiosk.io» zu gründen und euch auf Vintage-Möbel zu spezialisieren?

Céline & Leiv: Die Gründung von «Kiosk.io» ist eine ziemlich coole Geschichte. Ursprünglich wollten wir während des Lockdowns eine Plattform schaffen, um lokalen Kreativen, die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeit zu präsentieren und sogar etwas Geld zu verdienen. Als die Lockdowns jedoch gelockert wurden und die Umstände komplexer wurden, stellten wir fest, dass die Umsetzung dieser Idee ziemlich herausfordernd war. Stattdessen begannen wir einfach, unsere eigenen Möbel darüber zu verkaufen.

Und wie war die erste Resonanz darauf?

Sehr positiv! Dies motivierte uns dazu, eine Kollektion von Vintage-Möbeln zu kuratieren und sie einem breiteren Publikum anzubieten. Unsere Leidenschaft für Vintage-Möbel kam nicht aus dem Nichts. Wie viele Leute, die zum ersten Mal ausziehen und plötzlich ein Auge für ein stilvolles Zuhause entwickeln, haben wir Ähnliches erlebt. Wir begannen, erschwingliche Möbel auf verschiedenen Plattformen zu ergattern, und richteten unser eigenes Zuhause liebevoll ein. Die Erschwinglichkeit, zeitlose Ausstrahlung und Nachhaltigkeit dieser Stücke sprachen uns besonders an.

Und wie würdet ihr den spezifischen Stil oder das ästhetische Konzept von «Kiosk.io» beschreiben?

Also, getreu unserem Motto: Erst prüfen, ob es uns wirklich umhaut! Wir wählen nur Möbel aus, die wir in unserem eigenen Zuhause stolz präsentieren würden. Unser Stil spiegelt sich direkt in den liebevoll ausgewählten und polierten Stücken wider. Meistens sind das Designs aus den Bauhaus-, Space-Age-/Postmodern- und Memphis-/90er-Jahren. Diese Epochen waren einfach radikal und kühn. Diese gleiche mutige und innovative Energie spiegelt sich in den Kreationen wider, die wir anbieten.

Was macht eure Auswahl einzigartig?

Sie besteht nicht nur aus Marken-Designerstücken, sondern auch aus echten Schätzen aus der Vergangenheit und hochwertigen Second-Hand-Funden. Wir bemühen uns immer, Möbel auszuwählen, die so aussergewöhnlich wie möglich, aber auch sehr erschwinglich sind. Es ist für uns üblich, Designklassiker zu einem niedrigen Preis zu erwerben, die normalerweise anderswo zu wesentlich höheren Preisen gehandelt werden. Im Vergleich zu anderen Anbieter:innen von Vintage- und Designer-Möbeln sind unsere Preise kaum zu schlagen.

Was war bisher eure grösste Herausforderung?

Wir stehen vor zwei grossen Herausforderungen, die uns wirklich Kopfzerbrechen bereiten. Erstens die Beschaffung von Möbeln: Das erfordert ein grosses Auto und viel Zeit – leider haben wir beides nicht. Wir arbeiten immer noch Teilzeit und haben kein grosses Fahrzeug, was die Dinge etwas komplizierter macht. Wir sind jedoch gut organisiert und haben starke Unterstützung von unseren Freund:innen, was uns enorm dabei hilft, effizient zu sein.

Die zweite grosse Herausforderung ist der Platz in Zürich. Wie bekannt ist, ist die Wohnsituation dort wie ein Schlachtfeld: Hohe Preise und viele Leute, die nach erschwinglichen Räumen suchen. Auch wir hatten Schwierigkeiten, geeignete Räume für unser Geschäft zu finden. Aber mit etwas Glück gelang es uns, eine Garage im Kreis 6 bis Ende 2025 zu sichern. Die Zeit vergeht jedoch schnell, und bald müssen wir wieder nach einem neuen Ort suchen.

Welche Trends im Bereich Second-Hand-Möbel habt ihr in den letzten zwei Jahren seit eurer Gründung beobachtet?

Die Preise sind definitiv gestiegen oder schwanken ziemlich stark – das steht fest. Aber das ist nicht alles; Es gab auch einen deutlichen Anstieg des Interesses an abstrakten Möbelstücken. Nehmen wir Gaetano Pesce zum Beispiel – früher für normale Wohnräume zu abstrakt, aber jetzt? Seine Designs sind super trendy und werden als stilvolle Objekte in den Häusern der Leute gefeiert. Ausserdem beobachten wir weiterhin ein stetiges Interesse an Second-Hand-Möbeln, da viele Menschen der Meinung sind, dass diese Stücke nicht nur erschwinglicher, sondern auch nachhaltiger sind – eine echte Win-Win-Situation.

Führt bei euch auch Social-Media zu einer Win-Win-Situation, oder welche Rolle spielt sie für eure Brand? 

Social Media spielt eine enorm wichtige Rolle für uns – es ist unser Hauptvertriebskanal. Bisher hat es völlig ausgereicht. Kund:innenkontakte, Termine, Reposts, Werbung und Videos – all das managen wir über Social Media. Der wichtigste Vorteil ist die Reichweite, die uns kontinuierlich neue Kund:innen bringt. Wir sind jedoch derzeit dabei, unseren digitalen Fussabdruck zu erweitern. Wir entwickeln eine neue Website für diejenigen, die kein Instagram nutzen, und für ein anderes Geschäftsmodell, das sich in der Planungsphase befindet.

Ein weiterer entscheidender Aspekt sind die Inspiration und Bildung. Dank Social Media haben wir uns selbst ein tiefes Wissen über Möbel und Architektur angeeignet, das jetzt die Grundlage unserer Arbeit bildet.

Ihr habt immer wieder Pop-Up-Events und arbeitet mit lokalen Kreativschaffenden zusammen. Was motiviert euch zu diesen Kooperationen und wie wählt ihr die Künstler:innen für eure Veranstaltungen aus?

Unsere Stimmung prägt unseren Stil. Alles, was wir tun, muss mit unseren Möbeln harmonieren und unseren anspruchsvollen Standards entsprechen. Für uns ist Vielfalt entscheidend, aber auch die Vielfalt der Künste. Wir integrieren alles, was zu einem stimmigen Zuhause gehört – von Musik und Kunstwerken über Fotografie, Mode und vieles mehr.

Was bevorstehende Veranstaltungen und Zusammenarbeiten betrifft, haben wir einige wirklich aufregende Projekte in der Pipeline: Diesen Samstag, den 27. April, arbeiten wir mit Evora Flowers und Slowed Forever, Haus Rogue und anderen Kollektiven aus unserem Gebäude zusammen. Ende Mai starten wir ein gemeinsames Projekt – einen Spiegel, den wir in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Philipp Rupp entwickelt haben. Und Ende Juni veranstalten wir eine Ausstellung mit anschliessendem Konzert, kuratiert von der Künstlerin Linda Gabriel.

Ihr habt derzeit einen Showroom, der auf Anfrage geöffnet ist. Seht ihr eure Zukunft in einem regulären physischen Laden?

Richtig – unser Geschäft ist normalerweise nur auf Anfrage per DM auf Instagram oder per SMS geöffnet, es sei denn, wir haben einen Pop-up oder eine Veranstaltung im Gange. Wir arbeiten daran, reguläre Öffnungszeiten einzurichten, aber derzeit ist es aufgrund unserer Standortwahl und unserer begrenzten Zeit etwas herausfordernd.

Ein dauerhaftes Geschäft zu führen, wäre sicherlich eine aufregende Erfahrung, aber im Moment stimmt es für uns mit dem «Open by Request»-Konzept. Jemand hat uns einmal gesagt, dass es total «underground» ist und eine frische Alternative zum traditionellen Möbelkauf bietet. Anfangs waren wir unsicher, ob es vielleicht zu exklusiv sein könnte, da wir für jede:n zugänglich sein wollen. Letztendlich haben wir jedoch beschlossen, dass wir niemanden ausschliessen – es sei denn, sie haben keine Social-Media-Konten. 

Wir sind gespannt, was die Zukunft bringt. Sobald sich die perfekte Gelegenheit bietet, werden wir sie auf jeden Fall ergreifen!

Kiosk.io
Turnerstrasse 37

8006 Zürich
Open only by request by DM on Instagram (@kiosk.io) or via SMS (079 944 14 68
)

26. April 2024

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