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 «Es macht mich glücklich, dass wir nach wie vor angenommen werden» – Thomas Sabo im Interview

Ursprünglich wurde Thomas Sabo mit Sammel-Armbändern berühmt. Mittlerweile sind der Sabo-Silberschmuck und die Bettelärmbändchen weltbekannt. Jetzt ist im Hause Sabo aber Zeit für ein neues Kapitel: Gemeinsam mit seinem Sohn Santiago und seiner Frau Rita lanciert Sabo eine neue Luxus-Schmuckmarke: Saboteur. Wir haben Thomas Sabo in Zürich zum Gespräch getroffen.

Von Michèl Kessler

Vor dem Thomas Sabo-Event in Zürich durfte akut mit dem Schmuckkönig höchstpersönlich sprechen. Über sein Unternehmen, das sich immer wieder neu erfindet, wie sich Schmuckdesign verändert hat und welche Rolle Nachhaltigkeit dabei spielt.

Herr Sabo, warum wurde Ihre Marke so erfolgreich?

Thomas Sabo: Das ist eine relativ schwierige Frage. Ein Erfolgsrezept gibt es nicht, ich denke, da gehört in erster Linie wirklich auch einfach ganz viel Arbeit dazu. Aber ohne eine gewisse Konstanz, fortbleibende Empathie und Disziplin wird es definitiv schon mal schwierig. Auch die Obacht, dass die eigene Kreativität nicht verloren geht. Wenn ich also von einem Geheimrezept für Erfolg sprechen würde, gehören sicher all diese Dinge dazu.

Apropos Kreativität, was macht ein gutes Schmuckdesign aus?

Für mich persönlich braucht es eine Ausgewogenheit beim Schmuckdesign. Keine wilden Formen, die gar nicht zusammenpassen – eine gewisse Dynamik muss vorhanden sein.

Wie entwickelt man sich als etablierte Marke erfolgreich weiter, ohne die DNA zu verlieren?

Die eigene DNA haben wir auch über die Jahre hinweg immer behalten. Das gelingt, indem man immer die Konsument:innen im Kopf behält und ihre Bedürfnisse berücksichtig. Zudem ist es wichtig am Puls der Zeit zu bleiben und den eigenen Stil daran anzupassen.

Wie hat sich der Schmuckmarkt seit der Gründung von Thomas Sabo verändert?

Er ist in einem ständigen Wandel. Wir haben unsere Richtung aber sicher sehr stark beibehalten. Wir haben uns in den letzten Jahren in Dingen wiedergefunden, die wir früher schon gemacht haben. Wir sind zu Sachen zurückgekehrt und haben uns besonnen, wo wir hergekommen sind.

Mit welchen Herausforderungen haben Sie heute zu kämpfen, denen Sie sich früher nicht stellen mussten?

Im Designbereich mit eigentlich relativ wenig. Auch früher hat man wirklich schon sehr aufregende und tolle Sachen gemacht. Unternehmerisch ist die heutige Zeit leider geprägt von unsäglichen Sachen wie der Pandemie oder Krieg. Da stellen sich dann natürlich ganz andere Herausforderungen, die wir früher nicht hatten.

Wie sieht es bei Thomas Sabo mit Nachhaltigkeit aus?

Es gibt da viele, die werben und verkaufen Nachhaltigkeit im Schmuckdesign. Natürlich ist es wichtig, wenn man sich fragt; Wie wird der Rohstoff gewählt? Können wir die Verpackung anders machen?
Auch wegen der Ressourcenknappheit Aber ich muss ganz ehrlich sagen, unser Unternehmen hat sich dazu entschlossen, nicht die Nachhaltigkeit zu verkaufen, sondern nach wie vor Schmuck zu machen. 

Also kein Greenwashing…

Nein, nein. Das ist ja heute für uns alle eine ganz wichtige Geschichte. Und uns da so ans Fenster zu stellen und Nachhaltigkeit zu verkaufen – es gibt viele, die das machen, und dann trotzdem wo anders den Schmuck produzieren lassen. Ich will aber betonen: Nachhaltigkeit ist enorm wichtig! Es steht bei uns nur nicht im Vordergrund, sondern der Schmuck und die Menschen.

Was können Sie anderen Schmuckunternehmen oder Schmuckdesigner:innen mit auf den Weg geben?

(Überlegt) Ich glaube, dass wenn man Design macht, dass man auch einen gewissen Glauben hat an etwas. Es ist extrem wichtig, diesen Glauben auszuleben und nicht zu fest nach links oder rechts zu schauen, das Ziel vor Augen zu halten und dafür zu arbeiten.

Gibt es etwas, das Sie mit Thomas Sabo noch nicht erreicht haben, es aber gerne noch erreichen möchten?

Vor drei Jahren hätte ich da wahrscheinlich eine andere Antwort gegeben. In den letzten Jahren mussten wir ja alle irgendwie zur Ruhe kommen. Einen gewissen Frieden finden. Darum muss ich sagen, bin ich gerade nicht darauf aus, etwas Neues zu erreichen.

Vor Kurzem haben Sie gemeinsam mit Ihrer Frau und Ihrem Sohn ein weiteres Schmucklabel «Saboteur» auf den Markt gebracht. Warum?

Mein Sohn Santiago, aber auch meine Ehefrau sind da wirklich sehr stark involviert. Es war sehr schön, mit einer anderen Vision und einer anderen Designsprache an die Sache ranzugehen – mit einem anderen Gedanken. Wir wollen etwas langfristiges schaffen. Es war uns wichtig, dass es in unseren Händen bleibt.

Wie geht es mit Thomas Sabo – dem Mann dahinter und der Marke – weiter?

Ich will definitiv mit dem gleichen Enthusiasmus weiterarbeiten! Und ich denke, dass ich es momentan sehr geniesse, unsere Konsument:innen wieder mehr spüren zu können. Auf unserer Reise haben wir nochmals gemerkt, dass unsere Kund:innen unser Design wirklich sehr bewusst tragen. Sei das am Strand, im Hotel – ich hab die letzten Tage so viele Menschen getroffen, die begeistert erzählt haben, wie viel Freude sie an unserem Schmuck haben. Der physische Kontakt ist wirklich schön. Es macht mich glücklich, dass wir nach wie vor angenommen werden.

22. Juli 2022

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