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Tanz: Balkan-Folklore in der Schweiz

Tanz und Kultur gehen Hand in Hand. Traditionelle Tänze gehören zu den meisten Kulturen und sind wichtige Überbleibsel längst vergangener Zeiten. Durch die Migration leben viele Menschen nicht im Land ihrer Herkunft. Um dennoch diese Verbindung zu wahren, gibt es auch in der Schweiz viele Folklore Clubs. Wir haben zwei besucht.

Von Sina Schmid

Die eigene Kultur zelebrieren, wahren und an die nächsten Generationen überliefern: das ist seit jeher Brauch. Mit dem Bestreben der Individualisierung und der Modernisierung ist eine Schwierigkeit darin entstanden, Traditionen aufrecht zu erhalten. Altmodisches wird oft negativ konnotiert. Doch, besonders das Tanzen ist eine Form des Ausdrucks, die seit hunderten von Jahren in den verschiedenen Kulturen für Zusammenhalt sorgt und praktiziert wird. Der Wunsch, die eigene Kultur, besonders die schönen Teile davon, zu überliefern ist bei vielen gross.

Im «Kud Silvije Strahimir Kranjcevic» wird dieser Wunsch umgesetzt. 1999 wurde das kroatische Ensemble in der Schweiz gegründet und ist aktuell in Zürich zuhause. Neben den traditionellen Tänzer:innen finden sich auch Trommler:innen wieder. 

Der Club versucht verschiedenen kroatischen Traditionen auch in der Schweiz Raum zu bieten. Besonders während der Pandemie war das schwierig: das Beisammensein und gemeinsame Tanzen praktisch unmöglich. Doch nun hat das Training wieder begonnen und wir haben den «Kud», also die Gemeinschaft, besucht.

Julija, eine junge Frau, hat uns erzählt, was das Tanzen im Kud für sie heisst: «Ich tanze bereits seit 19 Jahren in diesem Club. Mit 11 habe ich angefangen und seither nicht aufgehört. Für mich ist es wichtig, diesen Bezug zu meiner Kultur aufrecht zu erhalten. Die Menschen, die ich hier kennenlernen durfte, sind zu meiner Familie geworden.»

Pave Medved, der Choreograf und Mitbegründer, erzählte uns auch über die Wichtigkeit dieser Gemeinschaften: «Wir haben den Kud gegründet, weil die Nachfrage damals besonders bei den Jungen gross war. Es gab schon kroatische Fussballclubs und andere Vereine, aber wir wollten einen Ort schaffen, wo Kroat:innen aus allen Ländern des Balkans willkommen sind, ohne Regionen spezifisch zu sein. Seither reisen wir auch oft an turniere, treten auf Volksfesten auf, und waren 2019 sogar im kroatischen Fernsehen.»

Das Zusammensein durch das Tanzen, das Ausleben der kroatischen Kultur ist hier für alle wichtig. Der Kud trainiert jeweils am Dienstag Abend in Zürich und freut sich über neue Gesichter.

Ein anderes Ensemble ist die «Shkolla Shqiptare e vallzimit Shota!», die in Wettingen zuhause ist. Seit 1993 geben sie der albanischen Kultur einen Ort auf in der Schweiz zu florieren.

Elife, welche jeden Samstag aus Luzern nach Wettingen kommt, um mit Gleichgesinnten zu tanzen, erzählt über den Stolz: «Ich habe als ich acht Jahre alt war Hip-Hop und Jazz getanzt, doch das kann ich nicht mit Shota vergleichen. Durch Folklore fühl ich mich zur Heimat verbunden. Es erfüllt mich auch mit Stolz, Teil dieser Kultur zu sein. Mein Vater hat mich drei Jahre lang jeden Samstagabend ins Training gefahren, auch für unsere Eltern ist es schön zu sehen, dass wir unsere Kultur ausleben.»

Rita, die seit 16 Jahren bei «Shota» tanzt, geniesst die Zeit mit ihrer zweiten Familie: «Ich schätze das familiäre Gefühl. In diesem Club kann ich alle Schwester und Bruder nennen.»

Die Tanzschule trainiert jeweils am Samstag Abend in Wettingen und freut sich ebenfalls über neue Gesichter. 

Folklore bedeutet Heimat. Tanz verbindet nicht nur Menschen, sondern stillt Heimweh. Zudem ist es schön zu sehen, dass Traditionen im Verlauf der Geschichte nicht verloren gehen, sondern weiterhin für zukünftige Traditionen gewahrt werden.

07. März 2022

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