«Ich habe schon immer gern gezeichnet», erzählt Elias Nell. Ursprünglich wollte er das auch beruflich machen, doch das Leben führte ihn auf andere Wege. Heute ist das Zeichnen für ihn ein geliebtes Hobby, das er teils für sich, teils als Auftragsarbeit ausübt.
Die Frage, ob er eher spontan oder geplant arbeitet, beantwortet er mit einem Lächeln: «Beides. Früher war ich immer mit Skizzenbuch unterwegs. Jetzt, als Papa, bin ich weniger mobil und gehe gezielter vor.» Trotzdem bleiben die Zeichnungen selbst ein sehr spontaner Prozess – vom Motiv inspiriert und innerhalb von 15 Minuten bis eineinhalb Stunden fertig. Sein Stil ist ein klassischer Urbansketcher-Look: Bleistift, Tinte und Wasserfarben, direkt aus dem Moment heraus.
Die meisten seiner Werke entstehen in Cafés oder Restaurants. Warum dort? «Es ist warm, es gibt etwas zu trinken und zu essen», sagt Elias mit einem Augenzwinkern. Aber es steckt mehr dahinter: Er liebt die Atmosphäre in liebevoll geführten Lokalen und beobachtet gerne die Menschen, die dort arbeiten. «Barmenschen sind besonders. Sie müssen einerseits offen sein, andererseits Grenzen setzen. Diese Mischung macht sie spannend.»
Manchmal versucht er, nicht nur das Motiv, sondern auch die Atmosphäre einzufangen. Gerade bei Konzerten wird das sichtbar: «Da arbeite ich mit kräftigeren Strichen und lasse Farben ineinander verlaufen, um die Energie des Moments darzustellen.»
Beim Zeichnen in der Öffentlichkeit erlebt Elias unterschiedliche Reaktionen. In der Schweiz sind die Leute meist zurückhaltend, anderswo – etwa in Südostasien – bildet sich schnell eine Menschentraube um ihn. «Da schauen die Leute dir über die Schulter, das war lustig.» Stressig findet er das nicht mehr. Früher hat es ihn nervös gemacht, aber er hat gelernt, damit umzugehen.
Was die Materialien angeht, bleibt er den Klassikern treu: Bleistift, Füllfederhalter, heiss gepresstes Aquarellpapier und eine kleine Aquarellbox. «Ich mag das Kratzen des Stifts auf dem Papier und wie die Farben sich ineinander fügen.» Auch digital arbeitet er gelegentlich, aber für ihn hat das Analoge einen besonderen Charme.
Ein Highlight seiner bisherigen Projekte war das Literaare 2021. Für das Thuner Literaturfestival hat er nicht nur das Plakat gestaltet, sondern auch Autor:innen-Porträts für ein Postkartenset gemalt und vor Ort live gezeichnet. «Ich liebe es, in ein Projekt komplett einzutauchen. Das war perfekt für mich.»
Eine klassische Ausstellung ist für ihn weniger reizvoll. «Ich mag es, wenn Kunst in den Alltag einfliesst. Etiketten, Postkarten – solche Dinge. Graffiti oder Wandmalerei finde ich cool, aber das ist nicht meins.» Gerade Postkarten haben es ihm angetan: «Sie sind zugänglich, bereiten Freude, und die Freude wird weitergegeben – mit einem Gruss, einem Dankeschön oder einer Liebeserklärung. So etwas ist doch ein schöner Anfang.»
Elias Nell malt die Welt auf seine Weise an – direkt, lebendig und nahbar. Egal ob im Café, auf einer Postkarte oder live vor Publikum: Seine Kunst lädt ein, hinzusehen und dabei ein kleines Stück Geschichte zu entdecken.
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16. Dezember 2024