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Shirin David die kontroverse Feministin

Der zurzeit wohl hellste Stern am deutschen Rapperinnen-Himmel ist kontrovers. Manche lieben sie, manche hassen sie. Shirin David. Besonders wird ihr Einfluss auf junge Mädchen immer wieder diskutiert. Manche sehen ihre Selbstbestimmtheit als positiv, andere sehen die Diskrepanz zwischen Schönheits-OP und Selbstliebe als zu gross. Wie die Diskussion zu beurteilen ist.

Von Sina Schmid

Shirin David war vor ihrer Musikkarriere schon als Youtuberin bekannt. Dort durfte die junge halb Iranerin und halb Litauerin Ruhm und Ehre geniessen, gewann verschiedene Preise und war eine der grössten Youtuberinnen des deutschsprachigen Raumes. Die Dame hat aber auch sonst einiges auf dem Kasten: Klavier und Oboe, Operngesang und weitere Talente kann die 26-Jährige verbuchen.

2015 veröffentlichte sie ihr erstes Lied gemeinsam mit Ado Kojo «Du liebst mich nicht». Seither ist ihre Popularität mit jeder neuen Veröffentlichung grösser geworden. Aber auch Kritik hagelt es genug.

Shirin David hat sich verschiedenen kosmetischen Eingriff unterzogen, zu welchen sie auch öffentlich steht. Ihre Lippen, Nasen, Busen Po und Bauch sind durch fremde Hilfe so geformt, wie’s ihr halt passt. Was viele aber widersprüchlich finden: David (gebürtig Davidavicius) predigt Selbstliebe.

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Besonders Männer scheinen ein Problem diesbezüglich zu haben. Oft fallen Sätze wie «Was ist das für ein Vorbild für junge Mädchen?» oder «Wie sollen sich andere Frauen lieben, wenn sie es auch erst nach kosmetischen Eingriffen geschafft hat?» und «Ich finde sie einfach nicht authentisch, ihre Worte und Taten widersprechen sich».

Besonders spannend ist, dass diese Aussagen fast ausschliesslich von Männern fallen, die dann schlussendlich aber auf den «gemachten» Look stehen. Über diese Widersprüche wird aber nicht mehr geredet.

Wenn wir schon beim Thema Vorbild sind: Wieso werden eigentlich Deutsch-Rapper von den meisten Männern nicht gleich kritisiert und boykottiert wie Shirin? Sie wird oft ins lächerliche gezogen, als «Frauenmusikerin» abgetan. Aber was ist mit allen sexistischen, homophoben und allgemein problematischen Rappern, die trotz ihrer gefährlichen Aussagen weiterhin Millionen von jungen Menschen beeinflussen, ohne je die gleiche Menge an Kritik erfahren zu müssen?

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Zudem ist die Waage von positiven und negativen Einflüssen seitens David nicht ausgeglichen, denn die Positiven überwiegen definitiv. Ihre Selbstbestimmtheit hört nicht bei ihrem Körper auf, David positioniert sich auch ganz klar politisch und in sozialen Anliegen. Ihr «Frauenpower-Image» ist eben nicht nur Image. Und auch wenn; es motiviert viele andere Frauen, besonders junge, mehr füreinander einzustehen, statt sich gegenseitig auszuspielen.

Weiter ist die 26-Jährige auch business-technisch gut unterwegs, es scheint als würde alles was David anfasst zu Gold. Das wird bestimmt auch andere Frauen motivieren, ihren eigenen Weg zu gehen und selbstständiger zu werden.

Auch ihre Ehrlichkeit inspiriert: Die Dame hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie Co-Writer bei ihren Songs herbeizieht. Sie hat stets Lob und Dank ausgesprochen, wo diese angemessen sind, und nimmt vielen Kritiker:innen direkt den Wind aus den Segeln, wenn sie selbst Gerüchte oder ähnliches zerschlägt.

Es ist den meisten bewusst, dass Shirin oft zum Opfer internalisierter Misogynie fällt, dennoch scheint die Frau nicht zu stoppen zu sein. Und es ist auch wenig überraschend, dass die Kritik wie so oft mit ihrem Aussehen zu tun hat. Es wäre schön, wenn die vielen Kritiker:innen sich an der eigenen Nase nehmen würden und die Ambivalenz, die sie kritisieren bei sich selbst genauso scharf verurteilen.

02. Oktober 2021

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