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Shedhalle – ein Raum für prozessbasierte Kunst

Die Shedhalle definiert Kunst und alles um sie herum neu. Sie ist ein Ort für die Erprobung und Produktion innovativer Formen künstlerischer und kultureller Praxis, die auf gesellschaftspolitische Fragen Bezug nehmen. Wir haben die Leiter:innen Thea Reifler und Phila Bergmann zum Gespräch getroffen.

Von Chanel Liang

Wofür steht die Shedhalle?

Phila: Die Shedhalle hat sich seit ihrer Gründung als Raum für kritische und experimentelle Kunst- und Ausstellungspraktiken etabliert und arbeitet mit Schweizer und internationalen Künstler:innen, aber auch mit Personen, Organisationen und Institutionen ausserhalb der Kunstszene zusammen.
Thea: Die Shedhalle hat eine lange Geschichte der Zusammenarbeit mit Künstler:innen als Kurator:innen. Ebenso hat sie eine lange Geschichte von queer-feministischen Ansätzen im Ausstellungswesen.

Warum habt ihr euch entschieden, bei Shedhalle zu arbeiten? Was ist eure Position?

Thea: Wir haben uns in die Shedhalle verliebt, als wir eine 1:1-Performance am Theaterspektakel zeigten, das in der Werkstatt direkt neben der Shedhalle stattfand. Wir verbrachten zwei Wochen als Nachbar:innen und dachten, dass wir gerne mit diesem Ort arbeiten würden.
Phila: Also haben wir es versucht und die Shedhalle hat uns als künstlerische Leiter:innen für die Jahre 2020-2025 ausgewählt. Wir kuratieren jedes Jahr eine Protozone und mehrere kleinere Formate wie den Proto-Club.

Was ist wichtig, um Geschichte zu bewahren?

Thea: Ich denke, es gibt nicht die eine Geschichte, sondern viele Geschichten, die man aus dem erhaltenen Material der Vergangenheit erzählen kann. Für mich ist es wichtig, Geschichten zu erzählen, die zu einer Gegenwart und einer Zukunft führen, die ich lebenswert finde.
Phila: Wenn ich mir die Shedhalle anschaue, denke ich, dass wir einen bestimmten Geist dieser besonderen Institution bewahren und darauf aufbauen wollen. Wir wollen eine queere und experimentelle Tradition bewahren – was in gewisser Weise auch ein Widerspruch in sich ist.

Welchen Ansatz würdet ihr wählen, um eure Ausstellungen zugänglicher zu machen?

Thea: Wir versuchen immer, die Künstler:innen selbst in die Shedhalle zu holen, damit sie Zeit mit dem Publikum verbringen und nicht nur ihre Werke, sondern auch ihre künstlerische Praxis teilen können. Und wir versuchen, viele Menschen auf verschiedene Weise in die Protozone mit einzubeziehen, damit sich die Leute bei uns zuhause und willkommen fühlen.
Phila: In der Tat versuchen wir, einen Raum zu schaffen, der so sicher wie möglich ist. Wir versuchen, eine offene Diskussion darüber zu führen, was in unseren Protozonen gut funktioniert und was nicht und was wir daraus lernen können.

Welche Missverständnisse gibt es über Museen, insbesondere darüber, wie sie geführt werden? Und wodurch unterscheidet sich die Shedhalle von anderen Kunstinstitutionen?

Thea: Die Shedhalle ist für eine Kunstinstitution sehr DIY, was mir gefällt. Das grösste Missverständnis liegt in der Art und Weise, wie das Finanzierungssystem im Kunstbereich funktioniert. Man muss genau erklären, was man vorhat, aber das steht im Gegensatz zu vielen künstlerischen Prozessen, bei denen es oft darum geht, etwas beim Machen herauszufinden.
Phila: Ich glaube, eines der grössten Missverständnisse ist, dass man die Art und Weise, wie eine Institution arbeitet, nicht ändern kann, weil sie zu umständlich ist. Ich bin mir bewusst, dass es eine Menge äusserer Umstände gibt, die eine Veränderung zu einer grossen Herausforderung machen. Aber ich denke, es kann funktionieren. Eine Besonderheit der Shedhalle ist sicherlich, dass wir die Freiheit haben, wirklich ein neues Modell des Ausstellungmachens auszuprobieren.

Wie geht ihr mit der Situation der Pandemie um?

Thea: Die Pandemie hat uns gezwungen, wirklich an unserem Konzept festzuhalten, einen Raum für prozessbasierte Kunst zu realisieren, da alles in ständiger Bewegung ist.
Phila: Für uns bedeutet das, dass wir uns an den Leitsatz von Octavia E. Butler halten müssen: «Die einzige dauerhafte Wahrheit ist die Veränderung». Wenn wir das, was wir in der Shedhalle machen, positiv sehen wollen, müssen wir einfach akzeptieren, dass viele Projekte, die wir machen möchten, nicht so stattfinden werden, wie wir sie uns vorstellen. Wir versuchen auch, den Druck aus dem Arbeitsprozess zu nehmen und behutsam miteinander umzugehen, denn viele Menschen sind schon gestresst genug.

Welche Pläne habt ihr für das nächste Jahr?

Thea: Weniger zu tun, aber mehr Energie in die Dinge zu stecken, die ich tue. Ich möchte sie mit ganzem Herzen tun.
Phila: Ich möchte noch mehr Vertrauen in den Arbeitsprozess mit den Künstler:innen und Kolleg:innen in der Shedhalle setzen. Ich glaube, dass das in Zeiten wie diesen der einzige Weg ist, um Dinge zu ermöglichen.

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