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Sex sells so I got you some 

Vom 20. August bis am 1. Oktober 2022 wird David Newman mit der Ausstellung «Sex sells so I got you some» zum ersten Mal in Zürich zu sehen sein. Gezeigt werden Manuskriptentwürfe aus seinen drei selbstveröffentlichten Büchern, die Ende der 1970er Jahre entstanden sind. Kuratiert wird die Ausstellung von seiner Enkelin Brigitte Chapman.

Von Leila Alder

«Needlesticks», «Telltails» und «Without Captions» (1979) sind nur ein Bruchteil des umfangreichen Werks, der Publikationen und Stile von David Newman. Als vielseitiger Künstler, dessen bescheidene Anfänge in der Bildhauerei wurzeln, ist Newmans Sichtweise auf die Übersexualisierung der individuellen Identität erfrischend humorvoll und relevant für die aktuelle westliche kulturelle Hemisphäre. Die Bilder in den Büchern sind durchzogen von einer unerbittlichen Fröhlichkeit und mit gewagten Doppeldeutigkeiten und Bildunterschriften versehen, die einen intimen Einblick in den Entstehungsprozess von Newmans Manuskripten gewähren. Diese in den späten 70er-Jahren entstandenen Werke zeigen, wie zukunftsorientiert Newman in Bezug auf Geschlechterfluidität und sexuelle Ausdrucksformen war. Darstellungen von Transgender-Personen, Szenen von gleichgeschlechtlichen Paaren, und Geschlechterrollen die verschwimmen. Bilder, die sich den westlichen patriarchalischen Bräuchen widersetzen – alles mit einfacher Feder und Tinte auf Papier gebracht.

Die Themen in Newmans Illustrationen sind zeitgenössisch, doch die sexualisierte Thematik ist der Kunsthistorik nicht fremd. Die gezeigten Bilder erinnern an die Rokoko-Erotik des 18. Jahrhunderts und sind mit Picassos unverblümten Szenen der Unzucht verwandt. Newmans Werke sind ein subtiler Vorgeschmack auf den blasierten und oft übersexualisierten Versuch der heutigen Generation, das eigene Image in den sozialen Medien zu vermarkten. Die prägnante Verspieltheit der Prosa und des Themas des Künstlers zielt darauf ab, beim breiten Publikum Empathie und Mitgefühl zu wecken, als ob er die gesellschaftlichen Sitten sanft brechen und neu definieren wollte, während er sich in eine moderne Sexualität hineinbegibt, die für die Massen kuratiert wird.

David Newman (1927 – 2005) arbeitete sechs Jahrzehnte lang unermüdlich an der Entwicklung seines einzigartigen Stils und dem Aufbau eines beeindruckenden Oeuvres. Newman verliess Amerika in seinen frühen Zwanzigern, um auf seiner eigenen Version einer «Grand Tour» durch Italien zu reisen, wobei Israel das Endziel des Künstlers war. Bei einem Zwischenstopp in Paris lernte er seine Muse und zukünftige Frau Michèle Newman kennen. Nach einem fünfjährigen Aufenthalt in Italien schiffte sich das Paar nach Amerika ein, wo sich Newman in New York und Florida niederliess und etablierte. Während des Winters seines Lebens zog Newman nach Austin, Texas, wo er jeden Tag in seinem Atelier malte. Bis zu den letzten drei Wochen seines Lebens arbeitete Newman daran, sich selbst herauszufordern und mit verschiedenen Stilen und Motiven zu experimentieren, ohne dabei seine Originalität zu verlieren. In einem Interview wurde Newman gefragt, ob er sich als Künstler betrachte. Darauf antwortete er: «Nein, ich bin ein Maler. Ich mache Gemälde. Und ich mache Skulpturen. Aber ein Künstler, nein. Das wird die Geschichte entscheiden. Und selbst die Geschichte kann ihre Meinung ändern.»

«Sex sells so I got you some» by David Newman 20. August – 1. Oktober 2022 im Dienstgebäude Töpferstrasse 26, 8045 Zürich

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