Wie verändert sich eine Stadt, wenn Kunst ihre versteckten Winkel bespielt? Wenn Bewegung, Sprache, Gerüche oder Sound plötzlich den öffentlichen Raum füllen und Menschen zum Innehalten bringen?
Seit fünf Jahren widmet sich das Zürcher Performance-Kollektiv Perrrformat unter der künstlerischen Leitung von Martina Morger, Monica Unser und Luca Büchler genau diesen Fragen. Vom 3. bis 5. Juli 2025 feiert das Kollektiv mit dem Performance-Festival «rrRrr» ihr fünfjähriges Bestehen.
Der Performance-Begriff wird vom Kollektiv bewusst weit und offen gefasst, um die Vielfalt der Kunstform zu zelebrieren. Monica Unser beschreibt Performance als Ereignis, das im gegenwärtigen Moment mit einem Publikum geteilt wird und verschiedene künstlerische Sprachen miteinander verwebt. Dazu gehören Tanz-, Sound- oder Sprachperformances – aber auch experimentelle Mischformen, die sich keinem spezifischen Bereich zuordnen lassen. Für Martina Morger liegt das Potenzial der Kunstform darin, zu berühren und zu verbinden. Ein Highlight aus den letztjährigen Festivals war für sie eine Performance von Giulia Essyad, die 2022 am Seeufer Zürichs während eines kitschig-schönen Sonnenuntergangs im Wasser mit brennenden Kerzen auftrat. Oder als das Künstlerinnen-Duo lo.me im strömenden Regen über eine Stunde performte, während das Publikum unter den Regenschirmen verharrte. Für das Kollektiv ist diese Reibung zwischen Kunst und urbaner Realität die Essenz ihres Schaffens: «Die erfolgreichsten Momente sind, wenn vorbeieilende Menschen, die sonst nichts mit Performance zu tun haben, förmlich über die Performances stolpern und stehenbleiben.»

Zugänglichkeit ist ein grosses Anliegen von Perrrformat. Die Festival-Performances finden jenseits des oft exkludierenden institutionellen Rahmens im (halb)öffentlichen Raum statt und sind kostenlos. Das Ziel: Menschen sollen den Stadtraum Zürich neu entdecken und aus einem anderen Blickwinkel kennenlernen. Gleichzeitig sollen nationale und internationale Kunstschaffende sich auch über Sprach- und Landesgrenzen hinweg vernetzen können.
An der diesjährigen Ausgabe «rrRrr» präsentieren sieben Künstler*innen an sieben (halb)öffentlichen Orten ihre performativen Werke. Die Performances drehen sich um gemeinsame und politische Räume und hinterfragen, wie wir uns als Gesellschaft bewegen, zusammenkommen und handeln. Auf die Frage, ob das Thema des diesjährigen Festivals bewusst politisch gewählt sei, antwortet Martina Morger: «Wir würden behaupten, dass alles, was im öffentlichen Raum stattfindet, sowieso schon mal bewusst politisch ist.» Monica Unser ergänzt: «Wir sind auf jeden Fall der Meinung, dass gewisse zeitgenössische Themen Sichtbarkeit brauchen, vor allem in diesem geteilten Raum. Wir sehen es als unsere Aufgabe, diesen Raum zu öffnen und diese Sichtbarkeit zu ermöglichen.»
Besonders vielversprechend und in line mit den Werten des Kollektivs klingen folgende Performances:
- Der performative Stadtrundgang von Laura Leupi, eine autofiktionale Erkundung von Erinnerung, Sprache und Widerstand. Die Performance versammelt Begriffe, Geschichten und politische Zaubersprüche, um über sexualisierte Gewalt und ihre Auswirkungen zu reflektieren.
- Die Performance STRESSTEST von Deva Schubert & Francesca Ferrari. Auf einer Zürcher Dachterrasse erforschen die Künstler*innen bei Sonnenuntergang die Implikationen von körperlicher Belastung inmitten der aktuellen kapitalistischen und sozialen Krisen.
Das gesamte Line-up und die Performance-Locations finden sich auf der Webseite des Festivals. Schaut vorbei!
13. Juni 2025