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Luka Stamenkovic bringt die Fliese ins Wohnzimmer

Mit seinem Label kwadrat zeigt Luka Stamenkovic, dass Fliesen zu Unrecht ein verstaubtes Image tragen und zu Möbel verarbeitet, richtig gut aussehen können. Wir haben Luka getroffen und mit ihm über sein 2021 gegründetes Label gesprochen.

Von Maurice Müller

Beinahe unscheinbar begleitet uns die etwas unspektakuläre Wandverkleidung durch unseren Alltag. Ob in der Nasszelle unserer Altbauwohnung, im Schwimmbad oder im Spital: Fliesen scheinen überall zu sein, und doch schenken wir ihnen kaum Beachtung. 

Luka Stamenkovic hat sich der Fliese angenommen und erschafft aus den Keramikplatten seit gut einem halben Jahr zeitlose Objekte für die Wohnung, welche die Fliesen in ein völlig neues Licht rücken: Weg vom Image der wasserabweisenden Wandverkleidung, hin zum in Szene gesetzten Designobjekt. Sein dafür gegründetes Label nennt er kwadrat. Ein Wort, das sich auf die Form der Fliesen bezieht und mit dem kyrillischen K eine Brücke zu seinen Wurzeln in Serbien schlägt. Zwischen 35 und 45cm gross sind die Gegenstände, welche sich hervorragend als Couchtisch oder Hocker für Blumentöpfe eignen. Obschon sie einiges auf die Waage bringen, können sie dank der Filzgleiter problemlos verschoben werden.

2010 zog es Luka für sein Studium nach Zürich. Seine Heimat Belgrad hat er verlassen, um hier an der Zürcher Hochschule der Künste klassische Gitarre zu studieren. Seither ist ihm die Stadt ans Herz gewachsen und zu seinem Dreh- und Angelpunkt geworden. Dass er eines Tages in die Designbranche einsteigen und Möbel herstellen würde, hätte er damals nicht gedacht. Vielfältig interessiert war der 31-Jährige allerdings schon immer: neben seinem Job als Gitarrenlehrer gibt Luka Konzerte, entwickelt neue Unterrichtskonzepte und arbeitet ab und zu als DJ im Zürcher Nachtleben.

Wie aber kommt man als Gitarrenlehrer darauf, in seiner Freizeit Hocker aus Fliesen zu bauen? Bei dieser Frage musste Luka nicht lange überlegen: Bereits in den 70er-Jahren kreierte das Superstudio aus Florenz Möbel im Fliesen-Look für den mailändischen Brand Zanotta. Einige der damals entstandenen Designentwürfe haben die Zeit überstanden und können heute noch erworben werden. Klare Linien und eine exakte Geometrie: die Objekte inspirierten Luka. Die Möbel strahlen ausserdem eine gewisse Kälte aus, was einen wunderbaren Kontrast im Wohnzimmer schafft. Die originale Herstellungsweise aus bedrucktem PVC stellte ihn aber nicht zufrieden. Er wollte Hand anlegen und die vorgetäuschte Optik mit echten Keramikfliesen umsetzen.

Wie man Fliesen richtig verlegt oder wie man mit Mörtel umzugehen hat, hat Luka nie fachmännisch gelernt – inspiriert durch seinen Ex-Freund, perfektionierte Luka die einzelnen Arbeitsschritte und verbesserte sich so stetig selber. Dass er die Objekte eines Tages verkaufen würde, hätte er sich damals nicht vorstellen können. Noch heute denkt er daran, wie schwierig es war, seinen ersten verkauften Würfel in ein neues Zuhause abzugeben. Knapp eine Woche verbringt er mit einem Objekt und baut so eine ganz eigene Beziehung dazu auf. Heute freut er sich, wenn ein Couchtisch eine/n neue/n Besitzer:in findet, denn in seinem Fliesen-Paradies geht ihm langsam aber sicher der Platz aus.

Luka haben wir als einen sehr geselligen und gesprächigen Mitmenschen kennengelernt und doch braucht er beim Fliesen seine Ruhe. Einzig seine Italo Disco Playlist darf ihm in seinem Hobbyraum Gesellschaft leisten. Einfach mal abschalten, den Arbeitsalltag vergessen und sich voll und ganz der Arbeit mit den Händen widmen. Für Luka ist das eine fast schon therapeutische Arbeit, welche viel Konzentration und Geduld von ihm abverlangt. Die Abstände zwischen den Fliesen müssen genau stimmen und die Fugen müssen gleichmässig sein. Schusselig zu arbeiten kommt für ihn nicht infrage, weshalb er nach jedem Arbeitsschritt alles nochmals ganz genau überprüft. 

Der Anfang eines jeden Objekts bildet ein Gerüst aus MDF Platten, welches anschliessend mehrfach grundiert wird, um dann mit Fliesen beklebt zu werden. Zwischen den einzelnen Schritten muss jeweils ein Tag Trocknungszeit eingeplant werden. Optimal, denn Luka kann sich erst am Abend nach der Arbeit seinen Objekten widmen. Die Fliesen besorgt sich Luka im gewöhnlichen Baumarkt und konzentriert sich dabei auf drei Farben: Weiss, Schwarz und Beige. Für ihn gilt ganz klar, dass er nur etwas herstellt, was ihm selber auch gefällt. Er schliesst nicht völlig aus, dass irgendwann neue Farben zu seinem Repertoire hinzukommen werden, denn Anfragen für knallige Farben gäbe es bereits.

Noch hat kwadrat keinen eigenen Online-Shop. Bisher sieht Luka das Projekt vielmehr als Hobby. Dass die Fliesen aber irgendwann einen grösseren Teil in seinem Leben einnehmen werden, könnte gut sein, denn die Objekte haben grosses Potenzial. Wer einen Würfel in Auftrag geben möchte, meldet sich über Instagram bei Luka. Preislich bewegen sich diese zwischen 370 und 420 Franken, je nach Art der Fliesen und der Grösse des Objekts.

02. April 2022

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