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Introvertiert und unterschätzt

Introvertierte Menschen werden in ihrer Art oft missverstanden. Introvertiert heisst nicht gleich gelangweilt oder schüchtern, sondern bedeutet die eigene Energie vor allem aus sich selbst heraus zu schöpfen, statt aus dem Aussen.

Von Vanessa Votta

Das Leben als introvertierte Person ist nicht ganz so easy, das erfahre ich tagtäglich am eigenen Leib. Für aussenstehende Personen, die zur Extraversion neigen, sind wir nur schwer zu verstehen. So wünsche ich mir für alle Introverts da draussen inklusive mich, ein besseres Verständnis oder zumindest das Interesse und die Mühe sich mit unserem Denken und Handeln anzufreunden. 

Introvertierte Menschen erkennt man meistens daran, dass sie sich ruhigere Umgebungen suchen, lieber zuhören als erzählen, eine gewisse Ruhe ausstrahlen und zur Reizüberflutung neigen. Vom Umfeld wird die zurückhaltende Art oft mit Schüchternheit verwechselt, was in den meisten Fällen nicht ganz zutrifft. Auch wenn es vom Verhalten her Überlappungen gibt. Schüchterne Menschen haben Angst vor Zurückweisung und introvertierte Menschen geniessen es eher im Hintergrund zu bleiben und Zeit für sich selber zu haben. Von aussen sieht beides aber ziemlich ähnlich aus.

Sich als Introvert in einem gesellschaftlichen Umfeld wie beispielsweise an einem Event zu befinden, führt oft zu einem unangenehmen Befinden. Wiederholende Konversationen, neue Gesichter und sich ständig versuchen zu integrieren ist für uns introvertierte Menschen anstrengend. Nach einiger Zeit macht sich eine gewisse Überforderung breit, was zur Folge hat, dass wir uns lieber zurückziehen, als uns weiter mitten ins Getümmel zu stürzen. Die Energie zum Socializen muss wieder aufgeladen werden, am besten ganz allein an einem ruhigen Plätzchen. Das heisst nicht, dass wir gelangweilt sind oder uns für zu gut halten, um mit anderen Menschen zu sprechen – es heisst schlicht und einfach, dass wir eine Pause von dem brauchen, was uns die Energie raubt.

Stille Menschen haben die lautesten Gedanken.

Stephen Hawking

Auch im Job, stossen wir immer wieder auf Missverständnisse. Wie oft ich schon zu hören bekommen habe, dass ich mich zu wenig einbringe, zu wenig nachfrage oder zu wenig offensiv bin, nur weil ich nicht ständig rede und nicht gerne im Mittelpunkt stehe. Etwas, mit dem nicht nur ich zu kämpfen habe, sondern auch einige meiner Freund:innen. Im Berufsleben werden wir nur selten so ernst genommen, wie wir es verdient haben. Nur weil wir ein wenig leiser sprechen und unsere Arbeit besser alleine und in Ruhe ausführen. Wir arbeiten mindestens so gut und hart wie extrovertierte Menschen, nur schenkt man uns weniger Aufmerksamkeit dafür und unterschätzt unser Können gewaltig. 

In Zukunft möchte ich, dass man sich mit Introvertierten besser vertraut macht, dass Menschen von uns nicht verlangen uns zu verstellen nur um ernster genommen zu werden oder erfolgreicher zu sein. Introvertierte Personen brauchen zwischendurch Zeit alleine, nicht weil sie asozial oder desinteressiert sind, sondern weil sie anders ticken und Ruhe brauchen, um sich aufzuladen. Reden liegt nicht allen und die Kraft liegt ja bekanntlich in der Ruhe.

31. Juli 2021

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