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«How to Do Things with Words»: Ein Duett zwischen Sprache und Tanz

Joshua Montens Tanzkompanie zeigt, dass Bewegung und Worte miteinander verschmelzen können: Wenn grafischer Text zwischen den Körpern mittanzt, bekommt die Choreografie eine Tiefe und etwas sprachlich Unerwartbares. Am 22. Mai 2025 gibt es die unkonventionelle Freiluftfassung beim «augenauf! Festival» in Winterthur zu sehen.

Von Janine Friedrich

Joshua Monten ist Choreograf, Bühnentänzer und seit 2021 Dozent für Tanz an der HKB in Biel. Der schweizerisch-amerikanische Doppelbürger wurde in der Nähe von New York City geboren und studierte an der Duke University Literatur und Kulturanthropologie, bevor er mit 20 Jahren das Tanzen für sich entdeckte. Daher also die Faszination für Sprache, die in seine Tanzproduktion «How to Do Things with Words» eingeflossen ist. Seit der Gründung seiner eigenen Kompanie in Bern (2012) kreiert Joshua Monten künstlerische Bühnen-, Freiluft- und Videotanzproduktionen. Seine fesselnden Choreografien, die von diversen Kunstformen geprägt sind, zeigte er seither zusammen mit seiner Dance Company über 700 Mal weltweit: in Europa, im Nahen Osten, Nord- und Südamerika, Asien und Australien. Monten choreografiert regelmässig für Ballett-, Opern-, Theater- und freiberufliche Tanzproduktionen sowie für Museumsaustellungen und erhält Aufträge von bekannten Theatern und Veranstaltern wie dem Ballet National du Rhin, dem Gdańsk Dance Festival oder The Yard (USA). Als Bühnentänzer arbeitet er unter anderem mit dem Berner Ballett, dem Stadttheater Heidelberg und DA MOTUS! zusammen.

Sprache soll nichts mit Tanz zu tun haben? Oh doch!

Wir tanzen zwar nicht durch den Alltag, wie es in Musicals oft dargestellt wird, doch auch wir bemerken, dass Sprache viel wirkungsvoller ist, wenn sie von Gesten untermalt wird. Joshua Monten wollte allerdings noch einen Schritt – oder viele Moves – weiter gehen mit seiner Performance «How to Do Things with Words» und fragte sich, wie man Text wortwörtlich tanzen kann. Der Titel der Produktion entstammt dem berühmten sprachphilosophischen Buch von J. L. Austin «How to Do Things with Words» («Zur Theorie der Sprechakte»). Dieses Werk diente Joshua Monten und seiner Performance als Vorbild und vereinte die Kunst aus zwei scheinbar sehr unterschiedlichen Bereichen zu einer Reihe von choreo-linguistischen Experimenten. Grosse und wechselnde Blätter aus Papier, bedruckt mit Wörtern und Texten, werden von den Tänzer*innen in der Hand gehalten und bringen als Teil der Choreografie einen faszinierenden Hauch von kurioser Poesie in den schon vorhandenen Puls der Bewegung. Obwohl man meint, dass Text im Kontext einer Tanzaufführung weniger Freiraum für Interpretationen und Gefühle lässt, ist das Gegenteil der Fall: Durch diese wilde Kombination werden neue Bedeutungen erst erforscht und zwischen geschickten Moves und aussagekräftigen Gesichtsausdrücken entstehen humorvolle Wortspiele. 

Handwerk feat. Mundwerk = Kunstwerk

Welche äusseren Reize können unsere inneren Sinne neu erwecken, wenn wir dieses bereichernde Zusammenwirken von zwei so ursprünglichen Ausdrucksformen live miterleben? Das, was tänzerisch und künstlerisch offenbart wird, führt gleichzeitig nicht nur einen, sondern viele Dialoge mit jedem einzelnen Menschen aus dem Publikum. Die Choreografie tanzt Worte, wo keine sind, und spricht Bewegung, wo verbale Kommunikation verstummt. Die Grenzen der Kunst, die nicht einmal existieren, wurden mit «How to Do Things with Words» trotzdem neu gesteckt, in Bewegung versetzt und um ein Universum erweitert. Das starke Körperbewusstsein der Tänzer*innen im Zusammenspiel mit den präsent gehaltenen «Words» führt Zuschauende in geistliche Weiten, wo ein einziges Zeichen unsere Wahrnehmungen akzentuieren kann. Diese Produktion von Joshua Monten ist eine choreografische Handwerkskunst der ganz besonderen Art.

Passenderweise sprachlich adaptiv

Die Performance dieses einzigartigen Konzepttanzes kann sowohl in einer längeren Bühnenfassung (65 Minuten) als auch in einer kürzeren Outdoor-Version präsentiert werden. Die 25-minütige Freiluftfassung eignet sich perfekt für die urbane Welt des Strassentheaters. Die robuste Choreografie lässt sich mühelos auf Asphalt, Beton oder Kopfsteinpflaster tanzen. Das einzig fragile sind die lyrischen Requisiten, wie etwa die bedruckten Blätter, weshalb bei Regen keine Aufführungen möglich sind. Ansonsten ist «How to Do Things with Words» ein sehr wandlungsfähiges Werk, welches nicht nur in verschiedenen Formaten oder an verschiedenen Orten, sondern auch in unterschiedlichen Sprachen gezeigt werden kann. Da den Künstler*innen Barrierefreiheit am Herzen liegt und Joshua Montens Performance-Kunst eben jegliche Grenzen überwinden soll, passen sie ihre Texte sehr gerne an lokale Sprachen an. Neben den bestehenden französischen und englischen Versionen ist das Stück offen für neue sprachliche Dimensionen.

Performance Termine für «How to Do Things with Words» demnächst im DACH-Raum und weitere:

22. Mai 2025 (2x, 10 Uhr und 19 Uhr): Augenauf, Winterthur (CH)
24 – 25. Mai 2025 (4x): Le Printemps des Rues, Paris (F)
7 – 8. Juni 2025 (4x): Strassentheater Festival, Holzminden (D)
14. Juni 2025 (2x): Frajdowisko, Gniezno (PL)
12. Juli 2025 (2x): BuitenGewoon Festival, Doetinchem (NL)

15. Mai 2025

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