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Herr und Frau Schweizer:in – Was bedeutet Heimat?

«Dihei» in der Schweiz. Ist man lange weg, fühlt sich jedes «Grüezi» wie ein Kuss auf die Stirn an und die Sicht auf die Berge, so nah oder so entfernt sie auch sein mögen, wie ein extra Gutsch Schnaps im Kafi. Doch was bedeutet es Schweizer:in zu sein? Wie ist es, wenn man sich zu Hause fühlt? Und wie können wir es uns noch gemütlicher machen? Ein Editorial von den Schweizer:innen für die Schweizer:innen

Von Lorena Lucek

Sirah: Heimat ist, wo mein Herz sich wohl und sicher fühlt.

Was braucht es, dass du dich zu Hause fühlst?

Um mich zu Hause zu fühlen, braucht es meine engsten Menschen um mich und ein Safe Space, wo ich mich zurückziehen kann.

Was löst es in dir aus, wenn dich jemand fragt, woher du kommst?

Die Frage, woher ich komme, ist für mich mit viel Unsicherheit verbunden, weil ich immer sehr unterschiedliche Reaktionen auf meine Antwort bekomme. Je nachdem, wie mein Gegenüber meine Antwort akzeptiert, stufe ich sie anders ein. Meistens antworte ich damit, dass ich aus Zürich komme, weil ich hier aufgewachsen bin – aber ich sehe nicht aus wie eine 0815 Schweizerin. Wenn dann weitere Fragen folgen wie zum Beispiel «Woher ich denn wirklich komme», weiss ich, dass die Person das Konzept von der modernen Schweizer:in, nicht gecheckt hat. Es fällt mir dann auch schwer, mit dieser Person über andere Dinge zu diskutieren, wie zum Beispiel über Rassismus.

Was liebst du an der Schweiz, was würdest du gerne ändern?

Ich liebe an der Schweiz, dass wir hier so einen krassen Lebensstandard haben. Dass wir Menschen zu schnell judgen, nach ihrem Aussehen, nach wem sie lieben, oder von wo sie kommen, würde ich dafür gerne ändern. Wir werten grundlos, obwohl wir in der Schweiz ein harmonisches Zusammenleben haben können.  

Wie stellst du dir eine Schweizer:in vor?

Gar nicht. Ich selbst als PoC habe auch Vorurteile, wer aussieht wie eine Schweizer:in und wer nicht, weil ich auch auf den Rassismus in der Schweiz konditioniert worden bin. Ich versuche offen auf jede Person zuzugehen und lasse mich gerne immer wieder überraschen.

Typische Schweizer:innen würde ich jedoch nicht vom Aussehen beurteilen, sondern eher aufgrund von Charakterzügen. Eher ruhig, eher in sich gekehrt, dass man zwar gerne zusieht, aber sich dann doch lieber nicht dazu äussert –  allgemein eher reserviert.

Patric: Für mich ist Heimat kein Ort, sondern ein Gefühl, welches meist durch mein sein soziales Umfeld ausgelöst wird. Dann kann ich so sein, wie ich bin.

Was definiert für dich ein Zuhause?

Einen Rückzugsort ist extrem wichtig für mich. Die Welt kann ziemlich laut sein, da will ich manchmal einfach abschalten können.

Was löst es in dir aus, wenn dich jemand fragt, woher du kommst? 

Für einen kurzen Moment herrscht in mir immer Verwirrung, wenn man mir diese Frage stellt. Einerseits würde ich gerne mit «Bern» antworten und andererseits weiss ich aber, dass sie meine «richtige Herkunft» meinen.

Was liebst du an der Schweiz, was würdest du gerne ändern?

Die Hälfte meines Lebens verbrachte ich in Indonesien, daher kenne ich diese zwei komplett verschiedenen Welten. Hier, in der Schweiz, fühle ich mich sicherer, freier – hier kann ich mich entfalten. Die meisten Schweizer:innen akzeptieren ihre Mitmenschen und die Vielfalt des Landes. Ich weiss nicht, was ich konkret ändern würde.

Wie stellst du dir eine Schweizer:in vor?

Ich finde es schwer diese Frage zu beantworten, weil es meiner Meinung nach kein Ideal gibt, oder bestimmte Kriterien, die eine Schweizer:in erfüllen sollte. Jeder Mensch ist anders, unsere Verschiedenheiten machen uns aus.

Lumy: Heimat bedeutet für mich Sehnsucht, Familie, Erinnerungen, Kindheit und das Land in einem. Meine Heimat sind meine Erinnerungen. Ich bin 50 Prozent äthiopischer und 50 Prozent jamaikanischer Herkunft. Wenn ich an diese Länder denke, erinnere ich mich an das schöne Wetter und das gute Essen.

Was braucht es, dass du dich zu Hause fühlst?
Ein Dach auf dem Kopf und eine gute Umgebung.

Was löst es in dir aus, wenn dich jemand fragt, woher du kommst?
Da ich sehr dunkle Haut habe, ist es vielmals schwierig für andere herauszufinden, woher ich komme. Um mich näher als Afrika einzuordnen, müssen die Leute länger überlegen, was mich gar nicht stört.

Was liebst du an der Schweiz, was würdest du gerne ändern?
Was ich an der Schweiz liebe ist, dass sie reich an Kultur und Kulinarik ist.
Was sie ändern könnte? Den Umgang mit Rassismus im Land.

Wie stellst du dir eine Schweizer:in vor?
Wie Heidi! Das ist natürlich ein Witz. Da ich in einem Schweizer Haushalt aufgewachsen bin, weiss ich wie ungefähr eine Schweizer:in beschrieben wird. Dazu möchte ich aber nicht vieles sagen.

Wie würdest du jemandem eine Schweizer:in beschreiben?
Diese Frage finde ich schwierig und kann ich nicht beantworten. Bis jetzt habe ich den Leuten immer nur erzählt, wie es sich hier in der Schweiz lebt.

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Art Direction, Fotografie und Edit: Lorena Lucek
Styling: Yanick Monteiro
Models: Sirah Nying, Lumy Peter, Patric Mustofa

Gurte, Taschen und Accessoires: Appenzeller Gurt
Blazer: Amigaci
Suits, Blumen-Ohrringe und Kleid: Naima Trabelsi

26. August 2022

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