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Haarpolitik – warum Shampoo nicht gleich Shampoo ist

Dass die Beautyindustrie viel mit unserer Gesellschaft und Politik zu tun hat ist nichts Neues. Missstände und Ungerechtigkeiten machen auch vor Kosmetik keinen Halt. Jüngst versuchen die meisten Branchen entweder inklusiv zu sein, oder immerhin so zu tun.

Von Sina Schmid

Beauty is Pain, sagen wir häufig so unschön. Eigentlich sollte das ja nicht der Fall sein. Besonders während dem ersten Lockdown wurde vielen bewusst, wie wichtig die Haarpracht doch ist. Auch andere kosmetische Behandlungen scheinen jüngst zu boomen. Neue Nagelstudios, Lash-Places aber auch Hairstylist:innen schmücken die Verkaufsstrassen der Welt. Sich schöner fühlen, seine Haare machen lassen, fast schon ein wenig Therapie und bestimmt ein Boost fürs Selbstvertrauen. Was jedoch nicht zu vergessen ist: das Politische an der ganzen Sache.

Beispielsweise sind in zentral Europa die wenigsten Salons für krauses Haar ausgerichtet. Frauen und Männer mit nicht geraden Haaren müssen sich dementsprechend spezifische Salons aussuchen, um ihre Haarpracht stylen oder behandeln zu lassen. Die wenigsten Lehrgänge im Hairstyling-Bereich sind so konzipiert, dass eine breite Masse an Klient:innen angesprochen werden kann. Auch Haarprodukte in den meisten Einkaufsläden und Drogerien sind für glattes oder lockiges, aber nicht krauses Haar zugeschnitten. Pflegeprodukte dafür sind auch wieder an spezifischen Orten zu suchen und nicht breit zugänglich, wie es eigentlich sein sollte, zudem oft teurer. Hier gehe ich auch nicht ausführlich auf Make-Up ein, welches beispielsweise am häufigsten für helle bis mittelhelle Haut produziert wird, sprich wer dunkelhäutig ist wird besonders in zentral Europa Schwierigkeiten haben, einen passenden Ton zu finden.

Ein wenig besser sieht es in Skandinavien aus. Beispielsweise Schweden, der Heimat von Johann Hellström. Er ist der CEO und Inhaber der Marke Björn Axén. Johann hat das Unternehmen mit 27 Jahren geerbt, und zu dem gemacht, was es jetzt ist. Die Marke Björn Axén steht für Inklusion, Integrität und Umwelt. Vieles davon findet aber nicht nur im Marketing-Team statt, sondern im Hintergrund. Neue Gesetze wie die Entsorgung von überschüssigen, toxischen Produkten, welche bei der Behandlung von Kundinnen und Kunden entstehen sind Beispielsweise das Resultat von Johann Hellström’s Kampf für eine bessere Welt. In seinen Hair-Academies wird die Kunst des Hairstylings an verschiedenen Haartypen gelehrt. Seine Mitarbeitenden sind divers. Auch, dass seine Produkte für alle Haartypen ausgerichtet sind, unterstreicht erneut sein Ziel von Zugänglichkeit und Inklusion.

Bei der Zugänglichkeit hört es aber nicht auf. Das Greenwashing und Marketing vieler Beauty-Marken ist bemerkenswert. Was als umweltfreundlich gilt, ist oft weit davon entfernt. An Transparenz mangelt es fast schon wie an der Inklusion. Schwer nachvollziehbare Zertifikate, fragwürdige Inhaltstoffe und auch Preise, die nur den Falten auf der Stirn helfen, nicht jedoch unseren Haaren. Klar, das Haar definiert gewiss nicht die Schönheit eines Menschen, das macht ja bekanntlich der Charakter, wenn wir politisch korrekt sein wollen. Da dieser Artikel aber davon handelt, wie politisch unkorrekt die Industrie ist, führe ich das auch ein wenig weiter in dieser Manier.

Die Beautyindustrie ist eine Branche die unterschätzt und belächelt wird. Die meisten Menschen setzen Wert auf ihr Äusseres. In welcher Form das der Fall ist, ist irrelevant: irgendwo kann man daran verdienen. Dass dieses Business jedoch der Umwelt schadet, oft mit Stereotypen und rassistischem Gedankengut behaftet ist, zeigt, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. Es braucht mehr Inklusion, ob bei Haaren oder Kosmetik allgemein, mehr Rechenschaft und mehr Visionär:innen die helfen, dass sich alle schön fühlen können, ohne dabei den Planeten zusätzlich stark zu belasten.

06. September 2021

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