Evelyne Wyss hat das, wovon viele Menschen träumen: endlose Kreativität kombiniert mit jeder Menge Power. Zu unserer Freude! Denn was die junge Frau alles auf die Beine stellt, hat Hand und vor allem Fuss: Ihr Sportsocken-Label «Opend» feiert seit Tag eins verdienten Erfolg. Und auch ihre anderen Projekte erfreuen sich an grossartigem Feedback und einem organischen Wachstum. Wir durften mit Evelyne hinter die Kulissen ihres Unternehmerinnen-Alltags blicken.
Evelyne, warum hast du dich für die Selbstständigkeit entschieden?
Evelyne: Es fällt mir schwer, mich in fixen und strengen Strukturen zu entfalten. Sie blockieren mich irgendwie seit ich denken kann. Es lag also auf der Hand, dass ich irgendwann den Schritt in die Selbstständigkeit wagen werde. Wenn ich produktiv sein will, muss ich wissen, warum ich etwas tue, und dann fliesst es ganz von selbst und ich bin unstoppable. Mein Vater ist ebenfalls selbstständig und hat mich von Anfang an motiviert und unterstützt bei meinem Vorhaben.

Was gilt es zu beachten, wenn man ein Unternehmen gründet?
Nebst all den logischen Dingen wie Markenschutz, Eintragung etc., finde ich es mega wichtig, dass man sich eine:n Partner:in sucht, welche:r einen ergänzt und einen Gegenpol bietet, um wachsen zu können. Jemand, der das beherrscht, was du selbst nicht kannst. Zudem ist es meiner Meinung nach essenziell, dass man sich nicht in der Start- und Kreationsphase verliert. Irgendwann muss man aufhören zu planen und herumzutüfteln und einfach machen. Dass alles gleich zu Beginn perfekt sein wird, ist nicht realistisch. Mit der Zeit kommt Erfahrung und die sorgt dann dafür, dass alles genau so wird, wie es sein soll.
Du bist ein Tausendsassa. Deine Kreativität scheint beinahe grenzenlos zu sein. Woher nimmst du all diese Ideen?
Ich hatte schon immer sehr viele Ideen und startete eigene Projekte. Ich muss immer in Bewegung bleiben, dass liegt in meiner Natur. Langeweile führt bei mir zum Stillstand. Ich muss immer wieder Neues ausprobieren und das Leben herausfordern. Seit ich 14 Jahre alt war, hatte ich immer einige Jobs gleichzeitig neben der Schule. In verschiedene Welten eintauchen – «that‘s the key».
Als ich in New York lebte, zog ich das Projekt «Genderless Nipples» auf, das umgehend viral ging. Bang – neue Ansichten, bereichernde Erfahrungen. Zudem habe ich dadurch grossartige Menschen kennengelernt, mit denen ich sonst niemals in Kontakt gekommen wäre und die meinen Horizont erweitert haben. So entstehen eben diese «Sparks», die ich brauche und mich inspirieren, um weiter zu machen. Manchmal stellt mir die Kreativität aber auch ein Bein; ich muss mich zwingen, Dinge wirklich zu beenden und durchzuziehen.

Hast du einen Tipp, um die eigene Kreativität anzukurbeln?
Wir sind alle in einer Bubble gefangen – besonders durch die Algorithmen der sozialen Medien. Es ist wichtig offen zu bleiben, für Menschen und Dinge, die man noch nicht kennt. Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch, den du triffst, dir etwas mit auf deinen Weg gibt. Dieses Mindset soll für alle Bereiche gelten: Get out of your bubble! Es gibt kein Richtig und kein Falsch, einfach mal ausprobieren und keine Angst vor dem Failen haben.
Eines deiner Projekte ist Opend. Was hat dich dazu bewogen innovative Sportsocken auf den Markt zu bringen?
Ich bin selbst ein bisschen überrascht, dass ich bei Socken gelandet bin. Der Geschäftspartner meines Vaters ist auf mich zugekommen, weil er wusste, dass ich bereits einige kreative Projekte realisiert hatte. Er kam mit einem neuartigen Material an und wollte mit mir daraus innovative Socken machen. Ich fand die Idee cool, hatte aber eigentlich noch nicht wirklich eine Ahnung vom Designen. Ich habe dann einfach mal angefangen zu probieren und irgendwie hat es geklappt. Dann hauten wir sie einfach raus auf den Markt.

Warum braucht man Opend-Socken in seinem Leben?
Bevor ich mit Opend angefangen habe, war mir gar nicht bewusst, was für einen Unterschied Socken im Alltag machen können. Das Beste an den Opend-Socken ist bestimmt, dass sie Blasen vorbeugen – Dr. Martens wurden damit eingelaufen, das heisst etwas. Sie funktionieren in allen Schuhen und nicht nur Sportler:innen, sondern auch viele aus dem Lifestyle-Bereich sind begeistert. Zudem sind sie One-Size das macht alles unkomplizierter und hilft uns, dass wir nicht überproduzieren.
Welches sind die grössten Hürden, die du tagtäglich überwinden musst?
Alleine zu arbeiten ist sehr taff. Es ist wichtig, dass du dir selbst eine Struktur gibst und dir eine Routine schaffst. Der Alltag kann sehr überwältigend sein und du trägst die alleinige Verantwortung. Um den Bezug zur Realität nicht zu verlieren, sollte man sich immer wieder mit anderen auszutauschen.


Und welches sind die grössten Freuden?
Die klassische Antwort wäre natürlich; jedes Mal, wenn jemand meine Socken trägt oder ich sie in einem Laden hängen sehe. Lustigerweise ist dies für mich aber immer ein Reminder, was ich noch besser machen sollte. Abgesehen davon ist das Allertollste wohl wirklich, dass ich dadurch jede Menge neue und kreative Menschen kennenlerne. Wir haben so viele talentierte, kreative Leute in Zürich – das ermöglicht dir, deine Marke durch die Augen von anderen zu sehen, was extrem inspirierend ist und wieder zu neuen Ideen anregt.
Wofür schlägt dein Herz am meisten?
Gutes Essen! Ich liebe es, feines Essen und einen tollen Wein mit den richtigen Menschen und während grossartigen Gesprächen zu geniessen – I live for it! Daraus ist auch mein anderes Projekt Dinier entstanden.
Was würdest du in Zukunft gerne noch realisieren?
Hätte mir vor zwei Jahren jemand gesagt, dass ich eine Sockenmarke gründen würde, hätte ich diese Person ausgelacht – deshalb schwierig zu beantworten. Ich würde aber definitiv Dinier gerne noch mehr ausbauen und ich habe noch ein Projekt mit meiner Mutter in der Pipeline. Mit meinem besten Freund tüfteln wir schon seit einem Jahr an was rum – am liebsten würde ich mich aufspalten in drei Evelynes. Es bleibt also spannend. Auch mit Opend wird’s richtig cool weitergehen – ihr könnt euch auf den Herbst freuen!


22. Juli 2022