Logo Akutmag
Icon Suche

Food: Über den Tellerrand

Wenn man sich die Zeit nimmt, wird man schnell erkennen, dass Essen nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele gut tut. Das Gründer:innen-Team von «Splendido» über die Wichtigkeit auch mal über den Tellerrand zu schauen.

Von Vanessa Votta

Essen hatte für mich schon immer eine grössere Bedeutung, als für manch andere. Ich schaue gerne über den Tellerrand und schaffe ein Erlebnis aus meinen Meals, während Essen für viele als reiner Energienachschub dient. Klar, ich behaupte nicht, dass das eine über dem anderen steht, dennoch empfehle ich allen, sich ein wenig mehr mit dem Essen und allem rundherum zu beschäftigen, denn wenn dies schon so einen grossen Teil unseres Lebens einnimmt, können wir diesen auch dementsprechend schön gestalten.

Ich gebe zu, ich romantisiere alles für mein Leben gern – manchmal ein bisschen zu sehr. Da gehört das Kochen und Essen auf jeden Fall auch dazu. Ein gutes Meal fängt für mich schon mit der Vorbereitung an. Frische Lebensmittel vom Markt, selber gepflückte oder angebaute Kräuter, regionale Zutaten – wenig, kann schon sehr viel zum Geschmack und Gefühl beitragen. Bei der Zubereitung versuche ich gänzlich auf Stress jeglicher Art zu verzichten. Kochen soll für mich immer etwas Beruhigendes und Motivierendes sein. Deswegen passiert es auch nicht selten, dass ich für ein Meal ein bisschen zu lange in der Küche stehe. Denn neben den Musik-Breaks und der detaillierten Zubereitung, mag ich es auch einfach, mir Zeit für die kleinen Dinge im Leben zu nehmen. Denn meiner Meinung nach, schmeckt ein visuell schönes Essen, das mit Sorgfalt zubereitet wurde, einfach um Welten besser – auch wenn ich alleine zuhause sitze.

Essen geht aber noch viel weiter als nur bis zum Endprodukt, das schlussendlich auf dem Teller landet. Essen ist Zusammensein, Lachen und Erinnerungen schaffen. Seit ich klein bin, wird in meiner Familie gemeinsam am Tisch gegessen und geredet. Manchmal stundenlang. Meine Liebe dazu hat sicherlich viel mit meiner italienischen Herkunft zu tun, denn Geniessen steht in Italien hoch im Kurs. Essen ist eine ganz eigene Liebessprache. Denkt an eure Grosseltern, die euch bei jedem Besuch mit Essen überhäufen, sie zeigen euch wie sehr sie euch gerne haben, indem sie für euch teils den ganzen Tag in der Küche stehen.  

Was auch zu jedem schönen Esserlebnis beiträgt, ist Teilen. Etwas, woran ich schon als Kind Gefallen gefunden habe. Mein Essen mit Menschen zu teilen, die ich mag, hat mich damals glücklich gemacht und tut es noch heute. Egal, ob im Büro, unterwegs oder zuhause – geteiltes Essen ist einfach besser. Weswegen ich das Konzept der Tavolata zum Beispiel hart abfeiere. Viele kleine Gerichte, verteilt auf einem Tisch, die mit den Liebsten geteilt werden. Was gibt es Schöneres? Nebenbei noch stundenlang zu plaudern, ein Gläsli Vino zu sippen und einfach den Moment gemeinsam zu geniessen, ist für mich enorm wertvoll. Alles rundherum macht das Essen erst zu dem, was es sein soll – ein Erlebnis!

Wer für mich genau dieses Feeling einfängt ist das Splendido Magazin, denn auch bei ihnen geht es um viel mehr. Splendido ist ein Online-Magazin aus Deutschland, das sich auf zwei Teile konzentriert: dem klassischen Magazinteil, in dem es jede Menge Rezepte ohne Mengenangaben gibt sowie kleine und grössere Geschichten und Kolumnen über esskulturelle Phänomene, Fotostrecken und Interviews. Daneben der zweite Teil der Seite: Splendido Strada, ein Guide zu den besten lokalen Lebensmittelproduzenten, Geschäften und Märken in Italien und auf dem Weg dorthin. 

Ihre Liebe zu gutem Essen und dem Gefühl, auch mal über den Tellerrand zu schauen, setzen sie gekonnt um. Sie bringen ein Gesamtgefühl an die Leser:innen, ein Erlebnis, das weit über ein Rezept hinaus geht. Das macht aber die Rezepte nicht weniger speziell, denn inspiriert von italienischer Tradition, dem Interesse an frischen Produkten und dem südlichen Lebensgefühl, sind die Rezepte so vielseitig wie sie geschmacksintensiv sind. Wir haben uns mit den Köpfen hinter dem Splendido Magazin, Mercedes und Juri, unterhalten.

Was hat euch zur Gründung des Splendido Magazins bewogen und wieso hat es euch eigentlich in den Food-Bereich verschlagen?

Mercedes & Juri:
Ganz einfach: Die Leidenschaft für gutes Essen. Seit wir denken können, interessieren wir uns für gute Küche, Kochen und Lebensmittel. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis wir unser Wissen und unsere Freude für diese Themen beruflich nutzen wollten. Zudem fanden wir im deutschsprachigen Bereich kein Medium, das in einer Form über Küche und gute Produkte berichtete, wie wir es gerne lesen würden. Also haben wir genau dieses Medium kurzerhand selber gegründet.

Was macht die italienische Küche so charmant und zeitlos? Sie ist auch sehr traditionslastig, was es teilweise gar nicht so einfach macht.

Unsere Liebe zur italienischen Küche kommt vor allem durch unsere Liebe zu guten Produkten. Denn wenn man sich für gute, frische, pure Lebensmittel interessiert, kommt man an der italienischen Küche nicht vorbei. Zudem ist die italienische Küche einfach, unkompliziert und trotzdem unglaublich vielseitig. Alles Eigenschaften, die uns sehr sympathisch sind. Ein weiterer Grund ist, dass wir seit einigen Jahren viel Zeit in Italien verbringen. Wir haben einen Zweitwohnsitz in der Lombardei, wo wir uns regelmässig aufhalten und von wo aus wir viele Regionen des Landes bereist haben. Die italienische Art mit Lebensmitteln und Küche umzugehen, entspricht einfach sehr dem Grundverständnis, das wir auch schon immer in der Küche hatten. Übrigens respektieren wir die vielen Traditionen sehr und sind auch der Meinung, dass man Gerichte und Rezept in sehr vielen Fällen nicht neu erfinden muss. Man kann vielleicht bessere Zutaten benutzen und moderne Erkenntnisse einfliessen lassen. Aber meistens hat es schon einen guten Grund, wenn sich im Food-Bereich etwas als Tradition etablieren konnte.

Bilder von Splendido

Splendido schreibt Genuss und gutes Essen gross. Doch leider geht beides in unserer schnelllebigen Gesellschaft immer mehr verloren. Wie umgeht ihr das?

Wir würden nicht sagen, dass gutes Essen und Genuss verloren gehen. Gerade in den letzten Jahren beobachten wir eine ausgeprägte Rückkehr zum Kochen und ein gesteigertes Interesse an guten Lebensmitteln. Die Pandemie hat da sicher auch ihren Teil zu beigetragen. Aber auch abseits davon haben wir den Eindruck, dass die Leute sich wieder viel mehr auf die Herkunft und die Zubereitung dessen besinnen, was sie täglich zu sich nehmen.

Worauf legt ihr beim Essen besonderen Wert?

Ein Essen muss für uns Sinn ergeben. Das heisst, wir möchten verstehen, wieso jemand etwas auf eine gewisse Art zubereitet, warum er oder sie bestimmte Lebensmittel benutzt und wo diese herkommen. Talent, Leidenschaft und Qualität müssen spürbar sein. Was übrigens an einem kleinen Strassenimbiss genauso gut möglich ist wie in der Sternengastronomie. 

Beschreibt mir euer perfektes Dinner.

Schwer zu sagen. Es gibt ja zum Glück wirklich viele Möglichkeiten ein gutes Dinner zu geniessen. Wir mögen es wahrscheinlich genauso gerne, mit guten Zutaten in einer schönen Küche etwas Einfaches zu kochen, wie in einem guten Restaurant bedient zu werden. Essen ist ja auch eine Gesamterfahrung und manchmal ist der Teller vor dir auf dem Tisch dabei gar nicht unbedingt das Wichtigste.

Was ist eure schönste Erinnerung in Verbindung mit Essen?

Wahrscheinlich die vielen Momente, in denen wir auf Reisen direkt bei den Herstellern guter Lebensmitteln mit allen Sinnen verstanden, wie etwas entsteht und gemacht wird. Frische Büffelmozzarella noch handwarm, Minuten nach der Herstellung, probieren. Aceto Balsamico auf dem uralten Dachboden verkosten, wo er fast ein halbes Jahrhundert lang in einem Holzfass gelagert wurde. Grasgrünes Olivenöl im Hals kratzen spüren, dessen Oliven noch vor einer Woche am Baum hingen. Solche Sachen erweitern den Horizont und lassen dich verstehen, wieso du für ein gutes Essen manchmal wirklich nur drei, vier Zutaten brauchst und trotzdem ein Erlebnis daraus wird, das du nie wieder vergisst. 

Bilder von Splendido

In eurem Online-Magazin gibt es hunderte Rezepte und Texte, die ihr über viele Jahre hinweg zusammengetragen habt. Jetzt habt ihr euch entschieden, einen Auszug daraus in Buchform anzubieten. Wie kam es dazu?

Seit wir unser Magazin machen, erreicht uns immer wieder die Frage nach einem Kochbuch. Wir wollten aber nicht das hundertste italienische Kochbuch produzieren, sondern wirklich ein Buch gestalten und aufbauen, das es so noch nicht gegeben hat. Wo all unsere Erfahrungen, unser Wissen und unsere Erlebnisse in der Küche niedergeschrieben sind und zwar auf ganz minimalistische Art und Weise. Deshalb haben wir 90 Rezepte zusammengestellt, übrigens auch zu einem grossen Teil neue und unveröffentlichte, und genau beschrieben worauf es bei der Zubereitung ankommt. Jedes Rezept hat ein eigenes Foto und jedes Gericht haben wir selbst gekocht, gegessen und fotografiert. Wir verzichten grösstenteils auf genaue Mengenangaben und beschreiben Konsistenzen, Vorgänge und Gefühle, weil wir mit unserem Buch die Menschen zum Kochen und Ausprobieren anregen wollen. Viele Leser:innen bestätigen uns schon jetzt, dass unser Buch ihr Lieblingskochbuch ist. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass man es genauso gut abends im Bett oder auf der Couch lesen oder einfach nur die vielen Fotos aus Italien ansehen kann.

Bild von Splendido

Wer das Splendido Kochbuch kaufen möchte, kann es direkt im SPLENDIDO SUPERSTORE bestellen. Auf Wunsch auch mit persönlicher Widmung der Autoren. In ihrem Shop verkaufen Mercedes und Juri zudem Originalfotografien, handgefertigte Geschirrtücher und eine kleine Auswahl besonderer Lebensmittel aus Italien.

02. Mai 2022

Support us!

Damit wir noch besser werden