Ruinart hat gebeten und Eva Jospin hat kreiert. Das Champagnerhaus erteilte der Künstlerin die Carte Blanche 2023, um im Rahmen des eigenen Kunstprogramms eine Ausstellung zu entwickeln. Mit einer Reihe von beeindruckenden Kunstwerken lädt Eva Jospin dazu ein, in eine Welt einzutauchen, in der sich die Zeitläufe der Geschichte und die Vegetationszyklen, Leben und Schöpfung miteinander verweben.
Nach der Auftaktveranstaltung in Paris im März 2023 reist die Installation nun um die ganze Welt. Vom 15.-18. Juni machte sie auf der Art Basel in Basel halt. Zu diesem Anlass haben wir Eva Jospin zum Lunch im «Hotel Les Trois Rois» und einem anschliessenden Gespräch an der Art Basel getroffen. Inspiriert von den Antworten hat Designerin Yael Anders begleitende Collagen erarbeitet.
Gibt es eine Frage zu deiner Kunst, die du nicht mehr beantworten möchtest?
Eva: Ja, die Frage, warum ich mit Karton arbeite.
Gut, ich werde sie aber eventuell trotzdem stellen…
(lacht) Klar, die Antwort habe ich bereit!
Zuerst möchten wir aber gerne mehr wissen über diese Zusammenarbeit. Ruinart hat dir die Carte Blanche erteilt. Wie bist du mit diesem Vertrauen und dem Auftrag umgegangen?
Ich gehe alle meine Projekte gleich an – ganz egal, ob es ein Auftrag ist oder nicht. Ich wurde ja angefragt, aufgrund dessen, was ich bisher kreiert habe. Deshalb versuche ich mich nie auf den damit verbundenen Druck zu fokussieren, sondern darauf, was das beste Projekt sein könnte, das ich im jeweiligen Kontext und in diesem exakten Moment realisieren möchte.
Was war das Spannendste an der Kollaboration?
Dass Ruinart nicht nur mit mir kollaboriert hat, sondern ich auch die Möglichkeit hatte, mit anderen Künstler:innen zu kollaborieren. Ich habe zum ersten Mal mit Videos gearbeitet, mich mit einem grossartigen Keramik-Brand zusammengetan und konnte mit einem tollen Fotografen arbeiten. Es war inspirierend mit all diesen Menschen gemeinsam so eine bedeutungsvolle und ästhetische Symbiose zu kreieren.
Sind solche Zusammenarbeiten wichtig für deine Arbeit?
Ja, denn meine Arbeit ist sehr einsam. Es ist spannend, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten, die eine einzigartige Beziehung zu dem haben, was sie tun oder zum Material, mit dem sie arbeiten. Ich liebe es, wenn Gegensätze aufeinander prallen und sich anschliessend vereinen. Die Welt wird erst dann richtig vollkommen, wenn sie reich ist an Vielfältigkeit.
Du bleibst deinem Motiv, dem Wald, stets treu. Warum?
Meine Kunst ist eine Reise durch eine eigene Welt. Als ich mit dieser Reise begann, hätte ich nie gedacht, dass ich bei dem Motiv bleiben werde. Ich bin keine Künstlerin die verschiedene Perioden durchläuft, sondern eine, die Welten kreiert. Wenn du dich auf etwas beschränkst, eröffnen sich plötzlich unendliche viele Möglichkeiten. Wie mit dem Wein – du musst immer die Traube nehmen, nimm keine andere Frucht!
Wie bereits erwähnt bleibst du auch seit Beginn dem Material treu. Was ist das Gute am Karton?
Wenn du mit Karton arbeitest, kannst du nicht Gelungenes einfach wegschmeissen. Das ist pure Freiheit für mich. Ich glaube, viele Künstler:innen stehen ihrer eigenen Kreativität im Wege, weil sie mit teuren Materialien arbeiten und jede Arbeit gelingen muss. Zudem ist Karton das Haus vieler Dinge. Wenn du etwas bestellst oder verpackst, kommt es in eine Kartonbox. Ich wollte diesem alltäglichen Material Wert verleihen. Wenn du die Transformation von der Idee in deinem Kopf zu deinen Händen schaffst, kann alles zu Diamanten werden.
Wie spielen für dich Kreativität und Natur zusammen?
Wenn man die beiden Dinge vereint, hat man die Möglichkeit eine imaginäre Welt zu kreieren. Mit meiner Kunst biete ich den Menschen eine Art Konter-Welt. Eine, in der die Vorstellungskraft wachsen kann. Wenn du anfängst mit der Natur zu arbeiten, beginnst du zu realisieren. Deine Arbeit wird scheitern, wenn sie nicht in Harmonie mit der Natur ist, dann muss man sich ihr ergeben. Dadurch bemerkt man auch, wo die menschliche Kraft aufhört und die Natur anfängt.
Ist das auch die Absicht deiner Kunst?
Es ist nicht mein Ziel den Menschen mit meiner Kunst zu sagen: «Die reale Welt ist grausam, wir haben sie zerstört und wir werden alle sterben». Viel mehr möchte ich zeigen, dass wir gemeinsam träumen sollen, wenn wir die Welt schon nicht retten können. Denn Imagination ist der erste Schritt zur Veränderung. Ich würde gerne irgendwann einen Garten kreieren, den man richtig erleben kann. Ein kleines Utopia!
Hilft Champagner der Kreativität?
Nein, aber er macht glücklich! Und das hilft wiederum, das Leben zu geniessen, spezielle Momente zu würdigen und aus ihnen zu schöpfen.
18. Juni 2023