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Frauen in die Politik – so geht’s

Dies ist ein Plädoyer für eine weiblichere Politwelt. Ein Plädoyer für Parteiarbeit. Und eine Anleitung für den Einstieg von jungen Frauen in die Politik.

Von Carla Reinhard

Seit 50 Jahren dürfen Frauen in der Schweiz abstimmen und wählen. Vorher wurden sie bewusst aus der Politik ausgeschlossen. Männersache. Jetzt mischen wir Frauen auch mit – und doch ist die Politwelt noch vorwiegend männlich (und Ü50). Im Nationalrat sitzen seit den Wahlen 2019 zumindest 42 Prozent Frauen, im Ständerat sind es gerade mal 26 Prozent. In den kantonalen Parlamenten beträgt der durchschnittliche Frauenanteil 31 Prozent. Es gibt also noch viel Luft nach oben.

Deshalb: Engagiert euch, Frauen! Die Landschaft kann nur verändern, wer selbst mitgestaltet. Dafür braucht es (wie oft befürchtet) weder ein Politologiestudium, noch eine vertiefte Kenntnis unserer Bundesversammlung. Einzig und allein: die Motivation, Veränderungen voranzutreiben. 

Und doch ist es einfacher gesagt als getan. Das politische Universum kann nämlich einschüchternd sein. Mit einigen Tipps gelingt der Einstieg leichter.

Spannt zusammen

Zu zweit ist jeder Anfang einfacher. Tauscht euch also mit euren Freundinnen aus und sucht – wenn ihr politisch auf der gleichen Wellenlänge seid – eine Partei aus, der ihr gemeinsam beitreten könnt. Vorwarnung: Keine Partei wird zu hundert Prozent passen. Sich davon nicht verunsichern lassen, sondern trotzdem beitreten und von innen heraus die zukünftige Richtung mitbestimmen.

Vielleicht fragt ihr euch jetzt: Muss ich unbedingt einer Partei beitreten, um mich politisch zu engagieren? Eigentlich nicht. Es ist aber der einfachste und direkteste Weg, Realpolitik mitzugestalten. In den Parteien werden Abstimmungsparolen bestimmt, Vorstösse ausgearbeitet und – wichtig! – Wahllisten verabschiedet. Dort müssen wir jungen Frauen mit am Tisch sitzen.

Sucht euch eine Mentorin

Hat man sein politisches Zuhause gefunden, hilft es, sich mit jemandem auszutauschen, der schon länger dabei ist. Am besten funktioniert das, indem ihr aktiv auf andere Mitglieder zugeht. In diesem Fall idealerweise auf eine Frau, die euch von ihren Erfahrungen in der männerdominierten Politikwelt erzählen kann. Klar, das braucht etwas Mut. Oft ist es für die angefragte Mentorin aber schmeichelhaft und wertvoll, wenn sie ihr Wissen weitergeben kann. 

Vernetzt euch

Es gibt in der Schweiz viele Frauenorganisationen, die wichtige Arbeit leisten und helfen, zusammen weiterzukommen. Der Dachverband Alliance F listet hier seine Mitgliedorganisationen auf. Frauennetzwerke haben bei der Einführung unseres Stimm- und Wahlrechts eine zentrale Rolle gespielt und sind auch heute noch essentiell, um gemeinsam eine grössere Schlagkraft für weibliche Anliegen zu entwickeln. Viele von ihnen veranstalten Events – teilnehmen und sich (überparteilich) vernetzen!

Übernehmt eine tragende Rolle

Zurück zur Parteiarbeit: Wer mitreden und Entscheidungen fällen möchte (und das sollten wir alle), lässt sich in seiner Lokalsektion am besten für den Vorstand aufstellen. Klar, das klingt jetzt erstmal nicht aufregend. Erstens ist es aber eine gute Gelegenheit, das Parteileben von innen kennenzulernen und sich mehr Wissen anzueignen. Zweitens, wird Vorstandsarbeit auch heute noch hoch gewichtet, wenn es um die Zusammenstellung der Wahllisten geht. Wer einen Platz mit Wahlchancen haben will, muss entweder eine tragende Rolle inne haben oder einen sonstigen Bekanntheitsgrad mitbringen.

Gebt nicht auf

Sorry für die Plattitüde. Anders lässt es sich aber nicht sagen. Denn: Politisches Engagement braucht Ausdauer, Nerven und Selbstbewusstsein. Auch wenn Letzteres an schlechten Tagen höchstens gut gespielt ist – wer als junge Frau in die Politik startet und den Status Quo herausfordert, wird auch Gegenwind spüren. Das gehört zu grossen Veränderungen dazu. Lassen wir uns davon nicht abhalten, unterstützen einander und sorgen dafür, dass die Luft nach oben immer weniger wird.

13. Juli 2021

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