Seit Tagen erlebe ich Stress in Zürich. Ich arbeite viel, versuche die noch fälligen Semesterarbeiten für die Uni zu schreiben und plane gleichzeitig einen Umzug. Seit Wochen regnet es bei uns im Unterland und Zürich erscheint noch grauer als sonst.
Ich muss raus aus dem grauen Zürich und rein in die blühende Bergwelt rund um das Faern Hotel Altein. Besonders freue ich mich auf den Spa (Dampfbäder sind meine grosse Liebe) und das Restaurant «Alpensand», welches in Gastrokreisen bereits für Aufmerksamkeit gesorgt hat.
Schon die kurvige Bahnfahrt von Chur hinauf nach Arosa lädt zum Staunen ein. Über 1180 Höhenmeter schlängelt sich die Bahnstrecke vom Tal hinauf. So hohe Bäume, so dicht beieinander, das habe ich das letzte Mal in Rio de Janeiro gesehen. Urwald. Aus dem Zugfenster blicke ich die steilen Berghänge herunter und werde ganz klein. In der Ferne erblickt man, mal hier, mal da, eine Siedlung, ansonsten sind da nur die Bahnstrecke und die Natur. Das tiefe Grün der Nadelbäume brennt sich auf meine Retina. Ich staune, wie kurz die Anreise von Zürich aus dauert. Nach knapp zwei Stunden stehe ich schon vor dem Haupteingang.

Kräftetanken beginnt beim Ankommen
Das Zimmer ist gross, beherbergt ein Doppelbett, ein Bad mit Badewanne, einen Erker mit Sessel und Kaffeemaschine und – mein Highlight – einen grossen Balkon mit Liege.
Die Aussicht ist imposant. Umringt und inspiriert von den hohen Gipfeln zücke ich mein Handy und öffne die «Peakfinder-App», die mir anzeigt, dass ich gerade auf den Sandhubel und die Leidflueh blicke. Ich nehme einen grossen Zug Alpenluft und zünde mir eine Zigarette an, um die Erfahrung abzuschmecken. Die Balkone sind ein Überbleibsel aus vergangenen Tagen. Denn das «Faern» wurde 1916 ursprünglich als Sanatorium gebaut. Die bettlägerigen Patient:innen wurden samt Bett auf die Balkone gerollt, um von der frischen Höhenluft und dem Klima zu profitieren. Davon zeugen neben den Zimmergrundrissen auch die üppigen Gemeinschaftsräume, das Foyer samt der Rezeption, und die geräumige Speisehalle, wo heute gefrühstückt wird und sich auch eines der zwei In-house-Restaurants, die «Zus Brasserie», befindet.


In den 70er-Jahren wurde das Sanatorium in ein Resort-Hotel umgebaut, die Räumlichkeiten wurden renoviert und um einen Spa-Bereich und eine grosse Outdoor-Freizeitanlage mit Boccia-Bahn, Tennisplätzen und Minigolf-Areal erweitert.
Die letzte Renovierung hat erst kürzlich stattgefunden, im Sommer 2022, einhergehend mit der Übernahme durch die «Faern» Gruppe, die drei weitere Hotels in der Region betreibt.
Die 126 Hotelzimmer wurden mit neuen Badezimmern, modernen Betten und schönen Holzverkleidungen und Flachbildschirmen ausgestattet. In den Dreierzimmern gibt es zusätzlich zum Queensize-Bett auch noch ein Ausziehsofa. Die Farbkombination des Interieurs erinnert an einen Waldspaziergang; dunkelgrüne Akzente schmücken die Wolldecken und die Wasserflaschen.
Der oberste Stock des Hauses wurde zu einer Panoramabar, die auch das À-la-carte-Restaurant «Alpensand» beherbergt, umfunktioniert. Die einzelnen Balkone wurden zu einem grossen Aussenbereich der Panoramabar zusammengelegt, der dem Namen alle Ehre macht.

Dieser Ästhetik-Mix macht das Hotel zu einem Erlebnis. Man beginnt zu entdecken. Baustile, Jahrzehnte und die damit einhergehenden Geschichten aus verschiedenen Zeiten. Andere Zeiten, andere Trends, andere Vorlieben. Bei einem Spaziergang durch die unteren Geschosse des Hauses entdecke ich eine unscheinbare Toilette.
Ich betrete sie und gelange in einen vollständig mit beigen, nur fingerkuppengrossen Keramikfliesen bedeckten Raum mit Space-Age-Leuchten neben dem Waschbeckenspiegel. Ein anderes Mal finde ich mich zwischen Arcade-Rennspielen, Airhockey-Tischen und Flipperkästen aus den 90er-Jahren im Gameroom wieder. Sogar ein Geldwechselautomat steht in der Ecke. Das Blinken und Klimpern aktiviert meinen inneren Teenager, und so bemerke ich die Stunde nicht, die vergeht, während ich meine zwei Fränkler verspiele. Beim Spaziergang auf dem grossen Gelände schlendere ich über Kunstrasenpartien mit Liegestühlen und treffe unter den Bögen der ersten Balkone auf ein Bodenschach mit Holzfiguren.
Ich bewege mich auch ausserhalb des Hotels. Auf 1775 Metern über dem Meer ist es bei vollem Sonnenschein dank leichter Alpenbriese angenehm kühl. Die Hotelleitung erzählt mir schmunzelnd: «Wenn’s bei euch im Unterland heiss wird, kommen alle hoch.»
Im Sommer locken zahlreiche Events, wie das Sieben-Eck-Unihockeyturnier oder Classic-Car-Rallies nach Davos, im Winter selbstverständlich der Skisport. Als Partner des Arosa-Bärenlandes zieht das «Faern Arosa Altein» auch Tierliebhaber:innen an. Die Natur lässt sich im Rahmen verschiedener Outdoor-Aktivitäten das ganze Jahr über geniessen; auch Trailrunning-Liebhaber:innen kommen hier auf ihre Kosten.



Ich wandere hoch zum Bärenland, erhasche einen Blick auf die futtersuchende Bärin Jamila und ihre schlafenden Artgenoss:innen, die alle aus desolaten Verhältnissen in ausländischen Zoos gerettet wurden, und nehme die Gondel aufs Weisshorn, um einen Ausblick aufs Alpenpanorama zu erhaschen. Dann geht die Wanderung Richtung Arosa wieder hinunter ins Tal.
Erschöpft, aber glücklich komme ich ins Hotel zurück, ruhe mich kurz aus und lasse mich dann im Spa verwöhnen. Mehrere Saunas, Dampfbäder und Wasserbecken mit Massagedüsen und Strömungskanal helfen mir, die körperliche Anstrengung des Ausflugs wegzustecken, und meine Gedanken richten sich langsam, aber sicher nach innen. Aufgestautes kann nun angegangen werden. Bei einem entspannten Dinner im «Alpensand» auf dem Dach des «Faern Arosa Altein». Die Weinauswahl: ein Mix aus Lokalität und Spezialität. Auch das Essen ist wunderbar. Die Menüwahl gewitzt, kreativ gestaltet. Überbackene Gambas hatte ich schon sehr lange nicht mehr. Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und die letzten Sonnenstrahlen hüllen die umliegenden Gipfel in ein tiefes Purpur.
Frieden. Das habe ich gebraucht. Das empfehle ich jedem. Von Zeit zu Zeit.
02. Juli 2024