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Ein Fiebertraum

Ich wache schweissgebadet auf. In letzter Zeit träume ich viel. Erinnerungen und Phantasmen verschwimmen zu einer sulzigen Suppe. Manchmal so stark, dass ich in meinen Archiven nach Spuren suche. Der Wahrheit auf den Grund gehen will. Ich arbeite an Problemen, die ich schon lange mit mir herumtrage.

Von Lino Kalt

Heute werde ich fündig.
Eine Bilderserie. An Ihren Kontext habe ich nur vage Erinnerungen.
Der Traum dafür, umso präsenter, bedient sich meinen Selbstfindungsprozessen und
vermischt Gedanken, Ängste und Bedürfnisse spielerisch. Klick; Bild ab!

Ich öffne meine Augen. Wo ich gerade hergekommen bin, weiss ich nicht. Meine
Augen müssen sich an das Sonnenlicht gewöhnen, ich blinzle. Es ist heiss. Mein
Mund ist trocken. Der Schweiss rinnt mir von der Stirn in beide Augen.
Vor mir befindet sich ein Tisch mit einem eisgekühlten grossen Bier darauf. Ich gönne
mir einen tiefen Schluck, um mein Unbehagen runterzuspülen. Neben mir sitzend,
den Kopf an meine Schulter angelehnt, befindet sich eine junge Frau. Ich betrachte
ihre Schönheit. Sie scheint unbekümmert zufrieden zu sein. Sie dreht mir ihr Gesicht
zu, doch ich erkenne keine Gesichtszüge. Da fehlen Augen, Mund und Nase. «Wer
bist du?», frage ich vorsichtig. Ich bekomme keine Antwort, nur den beissenden
Zigarettenrauch ins Gesicht, welchen sie genüsslich in meine Richtung auspustet.

Schweigen. Ich wende mich von ihr ab und lasse meinen Blick in die Ferne
schweifen. Da ist eine Promenade mit Liegestühlen, dahinter ein weites Gewässer.
Im Schritttempo spazieren Menschen vorbei oder fahren. Auf dem Fahrrad. Auf
elektrischen Rollern. Ich sehe Kinder und Erwachsene, Singles und Familien, die sich
an der Stelle kreuzen, die ich beobachte. Tourist:innen, die staunen und stehen
bleiben. Sie lassen sich ablichten, verewigen den Moment in Fotografien. Menschen,
die zielstrebig und mit gesenktem Blick an der hübschen Aussicht vorbeihuschen.
Die Liegestühle werden herumgetragen, aufgestellt und neu sortiert. Manche bleiben
den ganzen Nachmittag an Ort und Stelle. Unbenutzt.
Mit jedem Schluck Bier füllt sich das Glas von Geisterhand wieder neu.

Ich sitze da und schaue zu, ohne wahrzunehmen, wie die Zeit vergeht. Aufstehen
kann ich nicht. Die Frau an meiner Seite steht auf und geht. Ich schaue ihr nicht
nach. Der Abend bricht an. Ein Mann mit heruntergezogener Hose schleicht sich in
die Szenerie.
Absurd komisch.
 
Um Mich herum erscheinen die Motten. Unzählige Insekten tollen auf der
Wasseroberfläche herum und vergnügen sich an der Promenade. Dann fallen mir die
Augen zu, ich schlafe wieder ein.
 
Klick. Klick.

09. September 2024

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