Wenn wenn man die Kontrolle über etwas, das einen gut fühlen lässt tatsächlich verliert, ist eine Abhängigkeit nicht weit weg. Suchtmittel sind in unserem Alltag gar nicht selten im Umlauf und schweben oftmals direkt vor unserer Nase herum. Mit Alkohol, Schmerzmitteln oder Partydrogen kommt so ziemlich jede:r von uns im Laufe des Lebens in Kontakt. Einmal zu probieren oder sich zwischendurch den Substanzen hinzugeben ist auch nicht bedenklich, doch je nach Lebenslage, erblicher Veranlagung und Umfeld kann das «Probieren» ganz schnell in die Abhängigkeit kippen und man rutscht direkt in eine Sucht – oftmals ungewollt und oftmals unbewusst. Zu Beginn ist einem häufig nicht ganz klar, worin sich der Körper und Geist gerade befinden und wie gefährlich das werden kann. Das macht eine Sucht umso hartnäckiger und verankerter.
Ist man erstmal drin, gelangt man so schnell nicht wieder raus. Danach beginnen die Suchtmittel sich wie Magnete an einen zu binden und davon loszukommen, ist ein Kampf zwischen Wille und Versuchung, zwischen Hingabe und Stärke. Doch wer weiss, dass er oder sie süchtig ist, dem/der kann geholfen werden.
Was genau ist eine Sucht und wie entsteht diese?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert «Sucht» als einen Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge. Also die Abhängigkeit einer Substanz, im Falle der Suchtmittel. Nebst der Sucht von Drogen, gibt es auch noch Verhaltenssüchte oder nicht-substanzgebundene Süchte, wie Magersucht, Sexsucht oder Spielsucht. In diesem Artikel thematisieren wir aber konkret die Sucht nach illegalen oder auch legalen Substanzen.
Eine Sucht ist je nach Lebenssituation schnell entwickelt. Das Zusammenspiel von erblicher Veranlagung, dem Umfeld aber auch der nicht vorhandenen Struktur im Leben und im Kopf, kann eine Sucht begünstigen. Es gibt nicht den einen Grund, wieso wir süchtig werden, eher eine Fügung der individuellen Ereignissen, die uns in eine Sucht treiben.
Wie eine Sucht entsteht ist schwierig nachzuvollziehen. Es gibt verschiedene Theorien und verschiedene Faktoren, die zusammenwirken. Wenn man aber Substanzen zu sich nimmt, aktiviert das verschiedene Botenstoffe im Gehirn. Eine Euphorie oder gar ein Gefühl des Wohlbefindens macht sich breit. In diesem Sinne eigentlich ein positiver Sideeffect, einen den man gerne hat und an den man sich schnell gewöhnt. Das Gehirn fängt an, Konsum der Substanz mit einer Belohnung dieser Gefühle zu verbinden. Kommt das zu oft vor, entsteht ein Verlangen. Gleichzeitig baut unser Körper eine höhere Toleranz gegenüber der Substanz auf, was dazu führt, dass es mehr davon braucht, um dahin zu gelangen, wo man hin will.
In vielen Fällen führt der erhöhte Konsum aber dazu, dass die Erfahrungen negativer werden und die Substanzen nicht mehr für die positiven Gefühle eingenommen werden, sondern um die negativen Gefühle, die durch Drogen hervorgerufen werden, mit den Drogen zu betäuben. Ein ewiger Teufelskreis.
Auch können Suchtmittel für viele einen Weg aus der Realität darstellen. Speziell bei Traumata oder psychischen Erkrankungen leisten sie oftmals den nötigen Komfort einer schönen und heilen Welt. Eine Art Entkommen aus der miserablen Lebenslage, in der man sich gefangen fühlt.
Hohe Rückfall-Rate bei Suchtmitteln
Ein Rückfall bedeutet nicht gleich zu wenig Willensstärke, sondern kann auch bedeuten, dass man sich noch auf seiner ganz eigenen Reise in Richtung Abstinenz befindet. Für sich selber zu lernen, wie man sich von einer Sucht löst, gehört zum Prozess der Abstinenz. Das Suchtgedächtnis hat sich an eine Struktur gewöhnt, das Suchtmittel hat teils auch eine Art Ausweg geboten und Dopamin während des Prozesses ausgeschüttet. Das sind Gewohnheiten, die die Struktur unseres Gehirns verändern, was den Weg aus der Sucht erschwert. Ohne die gewohnte Substanz gerät der Dopaminhaushalt aus dem Gleichgewicht und das Verlangen verstärkt sich. Grob gesagt, es fühlt sich so an, als könne man nur noch glücklich und zufrieden sein, wenn man die gewohnten Substanzen zu sich nimmt. Das zumindest versucht einem das eigene Gehirn so einzutrichtern.
Trigger sind zusätzlich allgegenwärtig. Geräusche, Düfte und Erlebnisse können das Verlangen auch unterbewusst hervorrufen. Sich also komplett von Suchtmitteln fernzuhalten, ist nahezu unmöglich, denn irgendwie oder irgendwo wird man früher oder später wieder mit seiner Sucht konfrontiert. Deswegen sind mehrere Anläufe in Richtung Abstinenz auch kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen, dass man sich intensiv mit seiner Sucht auseinandersetzt.
Du hast den Verdacht auf eine Sucht oder kennst eine Person, die augenscheinlich damit zu kämpfen hat? An diesen sechs Merkmalen erkennst du sie. Falls drei oder mehr auf dich zutreffen, leidest du höchstwahrscheinlich an einer Sucht und solltest dir Hilfe holen.
- Starkes Verlangen oder gar ein Zwang, die Substanz regelmässig zu sich zu nehmen
- Ein Kontrollverlust über die Häufigkeit, Dauer und Menge des Konsums
- Es kommt zur Abstinenzunfähigkeit: Wenn die Substanz nicht regelmässig eingenommen wird, leiden die Personen unter Entzugserscheinungen.
- Die Toleranz gegenüber der Substanz steigt, es muss mehr konsumiert werden, um die gleiche Wirkung zu erhalten.
- Das Sozialleben wird immer mehr vernachlässigt, um der Sucht nachgehen zu können.
- Körperliche Schäden sind schon entstanden, dennoch wird der Konsum nicht gestoppt
Hier kannst du dir Hilfe holen:
Sucht Schweiz ist das nationale Kompetenzzentrum für Prävention, Forschung und Wissensvermittlung im Suchtbereich.
SafeZone.ch bietet Online-Beratung zu Suchtfragen. Für Betroffene, deren Angehörige und Nahestehende, für Fachpersonen und Interessierte. Alle Beratungsangebote sind kostenlos und anonym.
18. Juli 2022