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«DREIERRR»-Store-Opening in München – Interview mit dem Siebdrucker der Rezeptshirts

Ende Mai eröffnete Danny, der Gründer von «DREIERRR», seinen ersten eigenen Laden und bringt damit Italian Vibes nach München. Wir haben mitgefeiert und sprachen einige Tage später mit Danny unter anderem über seine Eindrücke, sein einzigartiges Konzept sowie Zukunftspläne.

Von Janine Friedrich

Das Label «DREIERRR» gibt es bereits seit 2015: Alles begann mit Stickern, die Danny, Philipp (RIP) und Max überall in verschiedensten Städten verklebten. Die anfängliche Vision der damaligen DREIERRR-Gang war es, die Welt bunter zu machen und viele Menschen damit zu erreichen. Damit machten sie eine ganz schöne Welle, und immer mehr Leute wunderten sich, was es mit den DREIERRR-Stickern, die an fast jedem Laternenpfosten klebten, auf sich hat. Als es mehr und mehr Fans gab und die Community wuchs, folgten das erste T-Shirt, der erste Jutebeutel und schliesslich die erste Kollektion. Allerdings schlugen Philipp und Max kurz darauf eine andere Richtung ein und Danny beschloss, die bereits gemeinsam gegründete Firma «DREIERRR» als One-Man-Show weiterzuführen. Neben seinem damaligen Job als Cutter bei ProSieben steckte er sehr viel Zeit, Energie und Liebe in das Label. Zu dem Zeitpunkt war schon klar, dass sich der Fokus von der Streetart und Stickerkunst hin zur Streetwear bewegen sollte. Als Danny zufällig auf Videos über Siebdruck stiess, war er motiviert, dieses Handwerk zu lernen, und druckt nun seit 2020 seine Shirts selbst. Richtig durch die Decke ging das Modelabel im Jahr darauf mit dem ersten Rezeptshirt: Carbonara – das italienische Original natürlich – senza panna, per favore! So entdeckte Danny durch Zufall eine kleine Nische für sich und entschied sich vor wenigen Monaten recht spontan, einen Store zu eröffnen.

Wie fühlt es sich an, den ersten eigenen Store eröffnet zu haben?

Danny: Crazy! Es ist immer noch ein bisschen seltsam und unreal, dass ich jetzt einfach einen eigenen Laden in München habe. Genau das habe ich mir vorhin gedacht, als ich meinen Aufsteller herausgestellt habe, wo auf Italienisch «Siamo aperti» (dt.: «Wir haben geöffnet») geschrieben steht. Ist schon wild – auch, weil es gar nicht mein Plan war, einen Store zu eröffnen. Das hat sich mit der neuen Location einfach so entwickelt.

Wie kam das genau?

Ich wollte aus meinem alten Studio raus und habe etwas Passenderes gesucht, was in München eine Herausforderung ist. Glücklicherweise fand ich letzten Oktober etwas, das sogar direkt ums Eck von meinem Zuhause ist und noch viele weitere Vorteile hat: Die Location befindet sich im Erdgeschoss an einer sehr präsenten Strassenecke und hat neben der genialen Raumaufteilung zusätzlich eine Store-Fläche mit Schaufensterfront. Einfach perfekt! Aber wie gesagt: Selbst als ich in die neue Location gezogen bin, dachte ich noch nicht an einen Laden, sondern eher an die Präsentationsfläche, die sich mir für meine Shirts und Co. bietet. Selbst wenn der Store nicht offen ist, ist es trotzdem richtig gut, um Werbung zu machen oder als Showroom. Ausserdem kann ich die Ladenfläche super als Content-Raum benutzen, wenn ich Reels für Social Media drehe. Die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten sind praktisch!

Erzähl mal, wie war die Eröffnung für dich?

Heftig! Also erstmal kam ich zu spät zu meinem eigenen Opening (lacht). Das war schon witzig. 15 Uhr ging es los und zwanzig vor standen die Leute schon Schlange und wollten rein. Da war ich allerdings nochmal zuhause, um das ganze Essen mit dem Auto zu holen, was meine Freundin Rose und ihre Tante vorbereitet hatten: etwa acht Kilo Pasta, drei verschiedene Sossen, Pizzen, Bruschetta und Tramezzini – alles selbstgemacht nach original italienischen Rezepten. Da gab es also einiges zu transportieren und es war zeitlich sehr knapp. Als ich dann beim Store ankam, standen auf einmal circa fünfzig Leute um mich herum, und jede:r wollte etwas wissen oder schon Shirts kaufen. Da war ich kurz überfordert. Doch irgendwie klappte trotzdem alles. Family und Friends haben auch krass mitgeholfen. Und dann wurde es ziemlich schnell immer voller und alle waren happy. Der ganze Tag war extrem cool, besser hätte ich es mir gar nicht vorstellen können: Es gab interessante Gespräche, gute Vibes, geiles Essen; leckere Drinks, für die Malfy Gin und Eizbach sorgten, und natürlich coole Leute. Meine Erwartungen wurden definitiv um 100% übertroffen!

Hattest du denn überhaupt Erwartungen?

Tatsächlich habe ich mir am Morgen vom Opening-Tag noch gedacht: Shit, wenn später niemand kommt und dafür extra meine Familie angereist ist, wie peinlich (lacht). Das wäre schade, vor allem auch für den ganzen Aufwand. Wir haben noch den ganzen Morgen gewerkelt und eine Stunde vor der Eröffnung die letzten Fensterfolien drangemacht. Manche Dinge hatte ich gar nicht auf dem Schirm oder habe sie einfach vergessen – ich habe ja noch nie einen Laden eröffnet. Es hing zum Beispiel noch die Tafel mit der To-Do-Liste fürs Store-Opening an der Wand hinter der Malfy Gin-Bar. Voll viele haben da drauf geschaut, weil sie zuerst dachten, da stehen die Drinks drauf. Alles in allem hat es jedenfalls richtig Laune gemacht. Ich bin dankbar für den Tag und habe auch nur positives Feedback erhalten, was mich mega freut!

Der Store hat viele einzigartige Eyecatcher. Wie entstand das alles? 

Es gab anfangs nicht wirklich ein Konzept, das ist eher so on the fly während des Umbaus entstanden. Rose hat viele Ideen eingebracht, zum Beispiel die mit dem Boden aus OSB-Platten. Alles kam so nach und nach. Als ich mit einem guten Freund, Elias, alles für den Laden zusammengezimmert hatte, kam uns noch der Einfall mit der Lampe aus alten Siebdruckrahmen, die er dann gebaut hatte. Ein absolutes Highlight! Genau wie die Wandkunst: Ein anderer Freund von mir, Lesie, ist Streetart-Künstler und hat sich auf der einen grossen Wand malerisch komplett ausgetobt. Die schwarze Decke macht auch etwas her, genau wie die andere orangefarbene Wand im Kontrast mit den vielen Pflanzen. Es ist alles minimalistisch gehalten und hat trotzdem viele spezielle Details. Ich finde, es ist sehr geil geworden! Ein paar Kleinigkeiten muss ich sicher mal noch optimieren, aber das kommt mit der Zeit.

Die Nachfrage nach deinen Rezeptshirts ist gross. Was macht sie so einzigartig?

Ich glaube, dass es überhaupt Rezeptshirts sind, ist schon mal besonders. Dass es so etwas gibt, wusste ich gar nicht, bis ich selbst damit angefangen habe. Und dann definitiv der Fokus auf originale italienische Rezepte in Verbindung mit den verschiedenen Illustrationsstilen und den Farbkombinationen, die die Leute feiern. Dazu kommen dann noch die Haptik, die weichen und hochwertigen Stoffe der Shirts, Hoodies etc., die Veredelung mit den Labels von meiner Schneiderin und die Langlebigkeit von dem Siebdruck auf Wasserbasis. Die Farbe geht richtig ins Textilgewebe rein. Dazu gehört aber auch der Service, den ich meiner Kund:innenschaft gebe. Es ist schon ein Erlebnis, wenn man eine Bestellung auspackt. Das war mir immer wichtig. Am Ende sind es viele Dinge, die da zusammenkommen, aber kurzgesagt ist es die Liebe zum Detail, die die Shirts einzigartig macht.

Angefangen hat es ja mit dem Carbonara-Shirt. Kannst du mehr dazu erzählen?

So wie ich es in Erinnerung habe, waren Rose und ich auf der Couch am Chillen. Ich weiss nicht mehr, über was wir uns unterhalten haben oder ob irgendwas bei Netflix lief zum Thema Essen – jedenfalls meinte ich dann plötzlich zu ihr: «Ich hab’s! Ich mache ein Carbonara-Rezept auf ein T-Shirt.» Ich fand es irgendwie witzig, auf ein T-Shirt zu schreiben, dass in die richtige Carbonara keine Sahne reinkommt, weil das in Deutschland, Österreich und der Schweiz ja oft falsch gemacht wird. Dann bin ich direkt aufgestanden, habe mich an meinen Schreibtisch gesetzt und eine Skizze gemalt, wie es aussehen könnte. Die Skizze habe ich dann an eine Illustratorin aus München geschickt, und sie hat das ausgearbeitet und mir nach einer Weile das fertige Ergebnis gezeigt, was exakt meinen Vorstellungen entsprach. Das habe ich anschliessend auf Shirts gedruckt und ein Video dazu gedreht. Das ging damals auf TikTok viral und die Carbonara-Shirts waren innerhalb von zwei Tagen ausverkauft. So fing es an und das ist jetzt draus geworden. Schon verrückt.

Apropos. Zu deinen Videos bekommst du auch total viele Rückmeldungen, weil alles so authentisch ist und du ehrlich über Fehler oder irgendwelche Missgeschicke berichtest. Fällt dir das leicht?

Mittlerweile schon. Klar gab es oft Cringe-Momente, wo ich dachte: Oh Gott, wie sehe ich aus? Was laber ich da? Über diesen Punkt wächst man aber hinaus. Irgendwann ist es egal und man macht einfach die Kamera an und legt los, ohne zu viel darüber nachzudenken. Das ist ja gerade das, was gut ankommt: Die Authentizität. Es soll gar nicht perfekt sein; viel wichtiger ist, dass ich etwas rüberbringe, was ich teilen möchte und was die Leute spannend finden oder ihnen vielleicht sogar hilft bei ihrer eigenen Firmengründung oder so. Viele sind dankbar, dass ich über meine Erfahrungen berichte, über die Erfolge und Fails, die ganzen Hintergrundinfos zu «DREIERRR», die Tipps zum Siebdrucken und alles Drum und Dran. Und was so Missgeschicke und Fehler betrifft: Man kann immer etwas Positives aus dem Negativen ziehen, das hilft extrem. Am Ende lerne ich auch immer etwas dazu, auch von der Community, und das ist total nice!

Wie geht es jetzt weiter, welche Zukunftspläne hast du für DREIERRR?

Jetzt ist der Fokus erstmal wieder etwas mehr auf den Online-Store, weil ich viel vorproduziert habe, was ich jetzt bald alles raushaue. Es ist tatsächlich so viel im Lager, dass sich die grosse Etage schon durchbiegt, und die trägt nur zwei Tonnen. Da muss auf jeden Fall Gewicht runter, sonst bricht die zusammen. Ansonsten wird mein Druckraum endlich schön eingerichtet. Der war seit dem Einzug nur sporadisch zum Arbeiten fertig, weil keine Zeit war. Für diesen Sommer stehen ausserdem viele Events an: Live-Siebdruck-Sessions, Workshops und Festivals. Beim Munich Mash bin ich dieses Jahr schon zum dritten Mal dabei mit einem eigenen Stand und freue mich schon sehr! Ausserdem wird es viele neue Kooperationen geben. Ein ganz spezifisches Ziel für dieses Jahr wäre noch, dass ich eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter fest anstellen kann. 

Hast du noch einen Tipp für alle, die gerne mit Siebdruck anfangen wollen?

Wenn man Bock drauf hat, einfach mal ausprobieren! Am besten ist es, man nimmt mal an einem Workshop teil, um zu sehen, ob es einem wirklich taugt. Die andere Option wäre: Zubehör bestellen und loslegen – natürlich braucht man dazu die räumlichen Möglichkeiten. Aus Erfahrung weiss ich, dass es in der eigenen Wohnung nicht so spassig ist, weil man halt viel dreckig macht. Ausserdem ist es nicht so das Wahre, die Siebdruckrahmen in der Badewanne auszuwaschen. Mein Tipp ist jedenfalls: Einfach mal machen und auch nicht direkt aufgeben, wenn es nicht so klappt. Dranbleiben und üben! 

Mehr Infos: www.dreierrr.com

03. Juni 2024

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