Meine beste Freundin und ich haben nicht immer die gleiche Meinung. Uns beiden ist soziales Engagement wichtig. Wir wollen, dass jeder Mensch Rechte hat, die wir auch gerne geniessen. Uns liegt Gerechtigkeit am Herzen. Sowohl soziologische als auch wirtschaftliche Themen stehen oft im Fokus unserer Gespräche. Unsere Werte sind gleich, was wir aber daraus ziehen und besonders bei Abstimmungen sehen wir nicht alles wie unser Gegenüber. All das ist okay.
Wir beide haben dieselben Interessen, wünschen uns mehr soziale Reform und beschäftigen uns mit verschiedenen politischen Themen. Ich sehe oft den wirtschaftlichen Aspekt und die konkrete Umsetzung von guten Ideen enger als Noa, welche gute Ideen annehmen will. Das finde ich schön, manchmal jedoch utopisch. Mein familiäres Umfeld ist auch anders geprägt als ihres, meine Eltern mitte beziehungsweise mitte-rechts orientiert, mein Vater auch an der Umsetzung der Vorlagen interessiert, manchmal unabhängig davon, ob er den Sinn eigentlich gut findet. Das alles beeinflusst uns, zurecht.
Das Wichtigste und Schönste an unseren Diskussionen finde ich jedoch den Ton und die Art. Wir wissen, dass wir nicht immer alles gleich sehen. Ich respektiere und schätze wenige Meinungen so stark wie die ihre. Am Ende unserer Gespräche bin ich nie frustriert, auch wenn wir gewisse Dinge nicht gleich sehen, weil ich weiss, dass unsere Werte und der Respekt gleich bleibt.
Wir werden nicht stark emotional, auch bei emotionalen Themen. Das fehlt in unserer Gesellschaft. Diese Begegnung auf Augenhöhe – trotz Meinungsverschiedenheiten. Klar, das Ganze wäre schwieriger, wenn unsere Werte sich unterscheiden würden. Dennoch ist auch uns aufgefallen, wie schön dieser Austausch oft ist. Erstens: wir lernen viel mehr, können unseren Standpunkt stärken oder anpassen. Zweitens wissen wir danach viel mehr über unser Gegenüber, was wirklich viel wert ist.
Besonders in der letzten Zeit haben wir gemerkt, dass verschiedene Meinungen zu sehr zur Spaltung der Allgemeinheit beitragen.
17. September 2021