Es gibt Bücher die vergessen wir so schnell nicht wieder – weil sie uns gefesselt, überrascht oder sogar etwas wichtiges gelehrt haben. Damit genau solche Bücher nicht verloren gehen und euch überzeugen sowie sie uns einst überzeugt haben, teilen einige Teammember ihre Lieblingsbücher mit euch. Enjoy!
Buchtipp von Sina: Achtsam morden – Karsten Dusse
Das Buch von Karsten Dusse, «Achtsam morden» ist erste Sahne. Ein Anwalt, der aus Achtsamkeit zum Mörder wird, geschrieben von einem sarkastischen Anwalt.
Eigentlich mag ich keine Krimis. Lieber lese ich Biografien oder Sachbücher. Dieses Buch hat es mir dennoch angetan. Vielleicht liegt es an der frechen Schreibweise. Oder einfach daran, dass der effektive «Mord» irgendwie dann doch nicht so ins Gewicht fällt, wie der Tod des Getöteten. Um das zu verstehen, muss man das Buch gelesen haben.
Zusätzlich ermöglicht das Buch eine ganz spezielle Form der Selbstreflexion. Durch den Protagonisten und seine Verhaltensweisen hinterfragt man plötzlich das eigene Leben. Was will ich? Wie verhalte ich mich? Bin ich achtsam? Was ist Achtsamkeit denn wirklich? «Achtsam morden» schafft es, die grossen Fragen des Lebens sehr subtil anzusprechen.
An Humor fehlt es auch nicht, einige Male konnte ich mir ein Lachen im Zug nicht verkneifen. Zudem lässt sich das Buch wirklich leicht lesen, spannend bleibt es bis zum Schluss. Eine gewisse Ironie, wie auch Selbstironie, verleihen dem Ganzen eine Leichtigkeit, welche bei solchen Büchern oft zu kurz kommt.
«Achtsam morden» könnte auch «Achstam leben» heissen. Nachdem ich das Buch verschlungen habe, zitierte ich es wie wild. Wer jedoch schon recht selbstreflektiert ist, wird Gelesenes schon gesehen oder gehört haben. Trotzdem ist es wichtig, Erkenntnisse erneut zu lesen, um sie auch zu internalisieren.
Jedenfalls gebe ich dem Schinken ein solides 7/10. Empfehlen kann ich es wirklich allen. Das Buch eignet sich auch optimal als Strandlektüre, oder vor dem Einschlafen.
Buchtipp von Elay: Unfuck Yourself: Raus aus dem Kopf, rein ins Leben! – Gary John Bishop
Es wird immer wieder von Büchern berichtet, die das Leben verändern sollen. Zum Beispiel «The Law of Attraction» , «The Power of Now» oder «Haben oder Sein» von Erich Fromm.
Meiner Meinung nach, ist das Buch von Gary John Bishop genau eines, das in diese Sparte gehört, wenn nicht sogar noch mehr Anerkennung verdient, da es mit seiner Einfachheit jeden rationalen Menschen, der nicht an spirituelle Bücher glaubt, abholen wird.
Denn «Unfuck Yourself» ist eine Art Ratgeber oder Leitfaden für alle Menschen, die gerne aus dem Kopf-Karussell heraus möchten, und sich ins Leben stürzen wollen. Für diejenigen, die etwas Mut verloren haben, Inspiration suchen oder einfach auch ständig Ausrede nach Ausrede finden, wieso etwas im Leben nicht klappen will.
Die meisten Bücher, welche den Lesenden unter die Arme greifen wollen, wenn es darum geht den inneren Schweinehund zu besiegen, sind für meinen Geschmack meist doch zu «pseudo-esoterisch». Ich brauche konkrete und umsetzbare Hilfestellungen. Ich brauche sie vor allem jetzt und ohne zwischen den Zeilen von inspirierenden Zitaten lesen zu müssen. «Unfuck yourself» bietet mir genau das. Es erwartet nämlich nicht von mir, dass ich in den Spiegel schaue und mich Tiger nenne, der alles besiegen kann, sondern zeigt mir mit konkreten Beispielen, die zum Teil noch wissenschaftlich belegt sind, wie ich meine inneren toxischen Monologe so steuern kann, dass sie mir unbewusst helfen zu einem enthusiastischeren Ich zu werden.
Das Buch ist in verschiedene Kapitel eingeteilt. Die Kapitel können zwar durchaus unabhängig voneinander gelesen werden, ich rate jedoch die Kapitel in gedruckter Reihenfolge zu lesen, da der Aufbau des Buches einen ganzheitlichen Sinn erfüllt. Eine Evolution des Erwachens bis hin zum Machen, welches in der Abfolge gelesen noch einen stärkeren Effekt erzeugt. Besonders erfreulich ist vor allem die sofortige Wirkung, die durch die AHA-Effekte beim Lesen nochmals verstärkt werden. Es macht alles Sinn, wenn man es liest. Während des Lesens beginnt man bereits seine Baustellen zu bearbeiten und fühlt sich danach genährt mit Wissen und stärker als zuvor.
Am besten aber beschreibt Gary John Bishop selber wie das Buch wirkt: «Das Buch ist eine sprachliche Ohrfeige des Universums, die dir ins Bewusstsein rufen soll, was wirklich in dir steckt, damit du all den Mist endlich hinter dir lässt und mit Volldampf in dein Leben aufbrichst.»
Buchtipp von Vanessa: Azurblau für Zwei – Emma Sternberg
Sicherlich mein Lieblingsbuch der letzten paar Monate. Es handelt sich um einen fiktiven Liebesroman mit einem Touch Selbstreflexion. Die fiktive Geschickte spielt auf Capri, einer fast schon surreal schönen Insel in Italien. Die Hauptfigur des Buches ist Isa, eine waschechte Berlinerin Mitte 30, die am Anfang des Buches an einem seelischen Tiefpunkt angekommen ist und sich auf den darauffolgenden Seiten immer mehr findet. Als Aushilfe einer berühmtem Schriftstellerin reist sie kurzerhand nach Italien um die ältere Dame im Schreiben ihrer Memoiren zu unterstützen und verguckt sich dabei in einen hübschen Italiener.
Liebesromane und Liebesfilme werden mir eigentlich oft unangenehm, deswegen schaue und lese ich sie auch selten. Ich musste schon oft abbrechen, bevor die Story richtig begonnen hat, da mir die ganze Romantik einfach zu cringe und unecht vorkam. Doch bei diesem Buch geht es um viel mehr. Es geht darum, auch mal das zu tun, was einem das Herz sagt und nicht ständig auf den Kopf zu hören. Es geht darum, den Bezug zu sich selbst nicht zu verlieren, die Vergangenheit loszulassen und mehr im Jetzt zu leben.
Das Buch hat es geschafft, mich komplett in seinen Bann zu ziehen und meine Vorstellungskraft extrem anzuregen. Immer mehr identifiziere ich mich mit meiner italienischen Herkunft und fühle mich hingezogen zur Kultur, der Lebensfreude und ganz besonders der Lebenseinstellung. Ich will mehr davon in allen Aspekten meines jungen Lebens und will lernen, dies auch in meinen Alltag in der Schweiz einzubringen. Mir haben hier einfach zu viele noch einen Stock im Fudi und keine Ahnung was es bedeutet, das Leben in all seinen Farben zu geniessen. Ich behaupte nicht, dass ich es schon tue, doch ich bin auf dem richtigen Weg!
Nicht nur herkunftsbezogen hat mich das Buch aus meinem dunklen Loch des letzten Jahres geholt, auch persönlich. Mir ging es bei dieser Lektüre nicht unbedingt um die Story, denn diese könnte zum Teil noch mehr hergeben, sondern um das, was das Buch bei mir ausgelöst hat. Es hat mir geholfen mehr darüber nachzudenken, was mich persönlich glücklich macht und nicht nur was mein Umfeld zufriedenstellt.
Buchtipp von Leila: Ich denk, ich denk zu viel – Nina Kunz
Es ist jetzt nicht so, dass Nina Kunz meine Empfehlung nötig hätte: Seit mehreren Wochen hält sich der Erstling der jungen Journalistin und Autorin auf den Bestseller-Regalen. Meistens finde ich die Dinge scheisse, die alle grossartig finden. Nicht aber in diesem Fall.
«Ich denk, ich denk zu viel» hat den Bestseller-Platz so krass verdient und soll am besten für immer da oben stehen bleiben.
Seit einiger Zeit schon habe ich Mühe damit, mich über längere Zeit auf etwas zu konzentrieren. So auch beim Lesen. Ich schweife ab. Denke an meine Wäsche die noch im Trocknungsraum hängt, die unbeantworteten Mails, wann denn eigentlich meine nächste Periode eintrifft und so weiter.
Nina’s Buch ist deshalb wie für mich geschrieben: Eine Sammlung kurzer Texte, die gerade so lang sind, dass meine Konzentration mit macht. Und die kurzen Texte haben es in sich. Mit einer bewunderswerten Ehrlichkeit und Offenheit schreibt sich Nina alles von der Seele und lässt tief in ihren spannenden Kopf blicken.
Nur zu oft erkenne ich mich in ihren Zeilen, Gedanken und Worten wieder. Fühle mich nicht mehr so alleine mit meinen Alltagsängsten und kann sogar darüber schmunzeln.
«Ich denk, ich denk zu viel» ist eine leichte aber dennoch tiefgründige, eine witzige und gleichzeitig todernste Lektüre. Und auf jeden Fall eines dieser Bücher, bei denen ich mir wünsche, es gäbe sie im Monatsabo.
13. August 2021