Ganz nach dem Leitsatz «form follows function» ist die Schweiz bekannt für ihre schlichten und unaufgeregten Designentwürfe. Wir haben neun Klassiker aus dem Bereich Design zusammengetragen, welche über die Jahre Kult geworden sind und zum weltweiten Ruf des Schweizer Designs einen wesentlichen Beitrag geleistet haben.
Sparschäler Rex: Keine Küche ohne ihn
Wer schon einmal im Ausland gelebt hat, hat garantiert den Schweizer Sparschäler «Rex» vermisst. Sein ergonomisches Design und die einfache Handhabung machen ihn zu einem unverzichtbaren Küchenutensil. Seit seiner Erfindung 1947 blieb er in seinem Design unverändert und wurde bereits über 50 Millionen Mal verkauft. Der Erfinder Alfred Neweczerzal hat mit dem Sparschäler ein Stück Geschichte geschrieben und es mit ihm schon in Ausstellungen im MoMa (Museum of Modern Art) in New York und dem Grand Palais in Paris geschafft. Mit 1.80 Franken, ist der Schäler wohl das günstigste Designobjekt in diesem Artikel.
Schweizer Bahnhofsuhr: Warum wir (fast) immer pünktlich sind
In jedem noch so kleinen Bahnhof der Schweiz ist sie zu finden: Die Bahnhofsuhr von Mondaine. Erfunden wurde sie für die SBB vom Schweizer Ingenieur Hans Hilfiker, aus der Idee heraus, eine Uhr zu gestalten, welche dank eines speziellen Mechanismus die pünktliche Zugabfertigung an den Bahnhöfen erleichtert. Seit 1944 ist sie damit das Sinnbild der Schweizer Pünktlichkeit und mittlerweile auch als Uhr für das Handgelenk erhältlich.
Outdoor-Sessel Loop: Ein Möbel als Symbol der Innovation
Der Outdoor-Sessel «Loop» zählt zu den meistverkauften Gartenstühlen in der Schweiz. 1954 erfunden, wird der Stuhl heute von der Schweizer Firma Eternit produziert. Willy Guhl war einer der ersten Designer, welcher den damals noch neuartigen Faserzement (Eternit) für die Herstellung von Möbeln verwendete. Einige Jahre später wurde die Produktion allerdings eingestellt, da rund 10 Prozent Asbest in dem Baumaterial enthalten waren. Erst 1999 wurde die Produktion des Stuhls nach einem fast 20-jährigen Unterbruchs wieder aufgenommen – selbstverständlich frei von Asbest.
Helvetica: Eine Schrift von Welt
Kein Objekt zum anfassen und dennoch in unserem Leben allgegenwärtig ist die Schrift «Helvetica», welche die wohl bekannteste Schrift der Welt ist. 1957 wurde die Schrift vom Zürcher Grafiker Max Miedinger entwickelt und sorgt seither für eine Spaltung unter den Grafiker:innen. Viele vergöttern sie, andere versuchen sie so gut es geht zu meiden. Doch die vielen Diskurse, welche es bereits um sie gab, können ihr bis heute nichts anhaben und niemand kann leugnen, dass sie einen festen Platz in unserer Kultur hat. Vom Spaceshuttle zu den U-Bahnen in New York bis hin zu Lufthansa, Skype, BMW und Harley Davidson: Ein Stück Schweiz lässt sich auf der ganzen Welt finden.
USM Möbelbausystem: Grossraumbüroflair
Man liebt sie oder man hasst sie und es führt kein Weg an ihnen vorbei; die gerne eingesetzten «USM» Möbel. Schlicht, zeitlos und elegant. Wer ein Möbel von «USM» sein Eigen nennen darf, besitzt es oft ein Leben lang. Die modularen Möbel lassen sich stetig neu zusammensetzen und passen sich so neuen Wohnsituationen problemlos an. Was seit 2001 in der permanenten Sammlung des Museum of Modern Art (MoMA) in New York ist, begann 1963 als Architekturentwurf von Fritz Haller und Paul Schärer. Der Entwurf, der für den Eigenbedarf gedacht war, ist heute ein fester Teil der Schweizer Designkultur.
Landi Stuhl: Die Erfolgsgeschichte eines Gartenstuhls
Für die Schweizerische Landesausstellung im Jahr 1939 (Landi 39) sollten 1500 Stühle für den Aussenbereich hergestellt und auf dem gesamten Areal verteilt werden. Angenommen hat sich dieser Aufgabe der Schweizer Designer Hans Coray. Er entwarf einen Stuhl aus Aluminium, welcher nicht nur wetterfest, sondern auch unglaublich leicht war. Die einfachen Formen und die clevere Nutzung des Materials machten den Stuhl zum meistverkauften Freilandstuhl des 20. Jahrhunderts und inspirierte auch andere Designer wie Charles und Ray Eames. Da Hans Coray sich das Patent für seinen Stuhl aber nicht sicherte, profitierte er nicht vom grossen Erfolg seines Entwurfes.
Wäscheständer Stewi: Frische Wäsche im Garten
Wer in einem Einfamilienhaus auf dem Land gross geworden ist, kennt den Wäscheständer «Stewi» mit grosser Sicherheit. Sobald die Sonne hinter den Wolken hervorkommt, riecht es in den idyllischen Vorgärten dank der Wäschespinne nach frisch gewaschener Wäsche. Entworfen vom Schweizer Erfinder Walter Steiner, erschien der Ständer erstmals 1947 aus Holz und Hanfseilen und wurde wenig später aus Aluminium und Kunststoff gefertigt. Er gehört ebenso zum Bild der Vorgärten wie der Gartenzaun und die Thujahecke.
TMP Paper Collector: Luxus fürs Altpapier
Wenn es ums Altpapier geht, sind wir Schweizer doch alle ein wenig bünzlig. In kaum einem anderen Land wird das Papier so korrekt gebündelt wie bei uns und auch für die stilvolle Entsorgung ist hierzulande seit 1989 durch die Erfindung von Willi Glaeser gesorgt: Der originale Papiersammler aus verchromtem Stahldraht ist geradlinig, funktional, und offen gestaltet. Bis heute hat er sich über eine Million Mal verkauft. Verzichten wollen wir darauf garantiert nicht mehr!
Rey Chair: Zusammenarbeit mit den Dänen
Der wohl erfolgreichste Stuhl im Schweizer Möbelhandel ist der «Rey Chair» von Dietiker. Entworfen von Bruno Rey, ging der Stuhl erstmals 1971 in Produktion und war der erste schraubenlose Stuhl mit patentierter Aluminiumkonsole. Anfang 2022 lancierte Dietiker eine Neuauflage des Stuhls in Zusammenarbeit mit dem Dänischen Möbelhaus «HAY». Neue Farben und eine leichte Anpassung in der Höhe sollen dem Stuhl einen erneuten Aufschwung ermöglichen.
30. August 2022