Logo Akutmag
Icon Suche

«Die Fotografieszene in Ghana wird immer vielfältiger» – Kay Kwabia im Interview

Der Fotograf Kay Kwabia lässt sich nur schwer einer bestimmten Kategorie zuordnen. Er versucht ständig, neue Perspektiven zu finden, um mit seinen Bildern die von ihm beobachtete Vielseitigkeit der Umwelt zu beleuchten. Um herauszufinden, wie alles begann und wo es hinführt, haben wir uns mit dem jungen Künstler aus Ghana unterhalten.

Von Joshua Amissah

Ausstellungsteilnahmen an Showcases wie im «Dortmunder U – Zentrum für Kunst und Kreativität». Kampagnenaufnahmen für das «Herschel Magazine» der Kreativagentur «Super Bonjour» aus Montreal. Eine Vielzahl an Portraitaufnahmen für Ghana’s allererste rein männliche Modelagentur «Yafan Models». Digital, aber doch ziemlich unverfälscht schafft er visuelle Dokumentationen von Bergketten, Sumpfgebieten und Feuchtgebieten. Die Rede ist vom Fotografen Kay Kwabia, der als Newcomer idyllische Landschaftsaufnahmen aus Ghana mit Modefotografie und sinnlichen Portraits verschmelzen lässt. Wir haben uns mit ihm ausgetauscht.

Kay Kwabia, Was ist Ihre allererste Erinnerung, als Sie Fotografie sahen und sie ferner auch als eigene Kunstform wahrnahmen?

Kay Kwabia: Das war wohl Instagram. Ich meldete mich 2013 auf der Plattform an und sah, wie sich etliche Fotograf:innen visuell ausdrückten. Die Ideen und die Vielfalt waren damals neu für mich und machten mir gleich klar, dass Fotografie als eigene Kunstform gilt.

Wann und wie haben Sie selbst mit der Fotografie begonnen?

Als ich mein erstes Smartphone bekam, begann ich im Jahre 2013 meine fotografische Reise. Das war das einzige kreative Ventil, das ich zu dieser Zeit hatte. Ich fotografierte vorerst meine Nachbar:innen, den Himmel, Pflanzen und Insekten. Als ich dann 2016 meine erste digitale Spiegelreflexkamera bekam, hatte ich die Möglichkeit, mich visuell weiterzuentwickeln. Ich übte mit anderen Künstler:innen, wie man Ideen konzipiert und umsetzt – das war eine grosse Lernchance. Instagram war auch die erste Plattform, auf der ich meine Fotografie geteilt habe und Menschen dann auch mit meinen Bildern interagiert haben.

Mode als Kleidung, wie auch Textilien allgemein kommen in Ihren Werken oft vor. Woher stammt dieser Bezug?

Ich habe in der Schule Textildesign und -technologie studiert, also habe ich eine Affinität gegenüber Textilkünstler:innen und Stoffen. Das Textilstudium hat mir auch den Zugang zur bildenden Kunst eröffnet, wodurch ich mich auch für Architektur und Landschaften interessiert habe. Ehrlich gesagt hat mir die Tatsache, dass sich die bildende Kunst in fast allen Formen ausdrücken lässt, geholfen, interessante Perspektiven im Alltag zu finden.

Und wer sind Modeschöpfer:innen und Künstler:innen, zu denen Sie aufschauen?

Die Marke Osei Duro gefällt mir, wegen ihrer Ästhetik und der Art und Weise, wie sie mit verschiedenen Stoffen arbeiten. Das ist wirklich erfrischend. Im Moment wird die Fotografieszene in Ghana immer vielfältiger und das inspiriert mich sehr. Künstler:innen wie Nii Obodai, Sackitey Tesa, Eric Gyamfi, Nana Yaw Oduro, Nana Kwadwo Agyei Addo und Carlos Idun gehören zu den Positionen, von denen ich mich inspiriert fühle. Der wachsende Raum der bildenden Kunst hat mich auch mit lokalen und internationalen Akteur:innen bekannt gemacht. Die Nubuke Foundation und die Noldor Residency des Institute Museum of Ghana sind nur einige davon, die dies ermöglicht haben.

Die Fotografie hat es im Bereich der bildenden Kunst immer noch etwas schwer. Wie würden Sie für sich Kunstfotografie als Ganzes definieren? Und vielleicht auch: wo entsteht ein Zusammenspiel zwischen «traditioneller» Kunst und Fotografie?

Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich eine Definition dafür habe, was Kunstfotografie ist. Ich will nicht leugnen, dass eine bestimmte Ästhetik einen Einfluss auf den Ausdruck eines Fotografen haben kann, und aus persönlicher Erfahrung denke ich, dass dies subjektiv ist.

Ich habe meine Ästhetik gefunden, indem ich die Prinzipien der traditionellen Kunst auf meine Fotografie angewandt habe.

Und wie würden Sie Ihre eigene künstlerische Praxis beschreiben?

Ich würde meine künstlerische Praxis als eine ständige Lernerfahrung beschreiben. Da ich gerne ein breites Spektrum an Themen fotografiere, von Mode über Landschaften bis hin zu Stillleben, habe ich das Gefühl, dass es immer etwas zu lernen gibt, etwas, das ich anwenden und meiner Praxis hinzufügen kann. Das ist aufregend!

Sie haben mir vor längerem einmal gesagt, dass die genaue Wahrnehmung und Dokumentation Ihrer Umwelt Sie antreibt. Was sind Aspekte der Umwelt, die Sie interessieren?

Landschaften. Ich habe schon immer Landschaften aus anderen Ländern bewundert, und die Möglichkeit zu erfahren, dass wir in Ghana eine so vielfältige Landschaft haben, ist ehrlich gesagt eines der Dinge, die mich anspornen. Mein Ziel ist es, all die verschiedenen Landschaften zu dokumentieren und eine zusammengesetzte visuelle Dokumentation von ihnen zu erstellen, insbesondere von unseren Bergketten, Sümpfen und Feuchtgebieten.

Haben Sie schon Pläne für mögliche Projekte im Jahr 2023 im Kopf?

Für 2023 plane ich, mit mehr Künstler:innen zusammenzuarbeiten und hoffentlich mit der Filmfotografie zu beginnen. Ich bin gespannt auf die Perspektiven, die sich daraus ergeben werden!

09. Dezember 2022

Support us!

Damit wir noch besser werden