Demisexualität – was ist das genau?
Wie der Name bereits verrät, handelt es sich bei der Demisexualität um eine «halbe» Sexualität. Sie befindet sich nämlich in der Grauzone zwischen der Asexualität und der Sexualität. Nach wie vor wird sie aber dem Spektrum der Asexualität zugeteilt und bis vor Kurzem existierte noch nicht einmal ein Wikipedia-Eintrag für Demisexualität. Aussehen tut das Ganze so: Demisexuelle Menschen können nur sexuelle Anziehung empfinden und auch ausleben, wenn eine starke emotionale Bindung zum Gegenüber besteht. Fehlt diese, werden keinerlei sexuelle Bedürfnisse wahrgenommen. Bei der Demisexualität handelt es sich also nicht um eine Vorliebe, sondern um eine klare sexuelle Orientierung, die aber keine persönliche Entscheidung ist und auch nichts mit gesellschaftlichen oder religiösen Umständen zu tun hat.
Wie ist es, demisexuell zu sein?
Viele demisexuelle Menschen nehmen sich fälschlicherweise oftmals lange als asexuell wahr, da sie grundsätzlich keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen verspüren. Ganz unabhängig vom Geschlecht sowie persönlichen und gesellschaftlichen Überzeugungen. Um sexuelle Lust spüren zu können, brauchen sie ein tiefes Vertrauen zu ihrem Gegenüber. Dieses Empfinden zeigt sich bereits im Teeniealter, wenn Stars mit nackten Oberkörpern und prallen Hintern die Handy-Backgrounds von Mitschüler:innen schmücken und heiss diskutiert wird, wer wen genau spitz macht. Was für andere ganz normal ist, können demisexuelle Personen meist nicht nachvollziehen – und vor allem nicht nachfühlen. Auch One-Night-Stands, Fuck-Dates oder spontane Sessions sind für Demisexuelle unvorstellbar und der Gedanke daran löst oftmals Ekel in ihnen aus. Dies führt nicht selten dazu, dass demisexuelle Menschen ihre Sexualität erst sehr spät ausleben oder entdecken und bis dahin mit vielen Vorurteilen von Aussen zu kämpfen haben. So werden sie dann schnell als prüd, verklemmt oder naives Persönchen, das auf die Liebe des Lebens wartet, abgestempelt.
Demisexualität beim Daten
Tinder? No, thanks. Viele Demisexuelle tun sich schwer beim Onlinedating, da dieses auf Oberflächlichkeiten basiert und oftmals auf Sex, statt auf eine tiefe emotionale Bindung, abzielt. Auch beim traditionellen Dating stellt sich leider meistens nach dem ca. dritten Date die Frage: Zu dir oder zu mir? Ein Szenario, das demisexuelle Menschen in die Ecke drängt, da das (sexuelle) Zurückweisen des Gegenübers oftmals als Desinteresse gedeutet wird. Eine klare Kommunikation von Beginn an ist hierbei hilfreich und essentiell – wenn Interesse besteht.
Demisexuelle Menschen in einer Beziehung
Für Demisexuelle ist es wichtig, einen Menschen zu finden, der sich Zeit nimmt, aber auch Zeit gibt, um eine emotionale Bindung aufzubauen und das nötige Verständnis hat. Gut Ding will schliesslich Weile haben! Denn wenn die Beziehung erstmal stark genug ist, leben demisexuelle Menschen ihre Sexulität oftmals emotionaler und viel stärker aus. So kann es auch für die Partnerin oder den Partner eine einzigartige Erfahrung werden, weil sich die ganze sexuelle Anziehung so stark auf den einen Menschen konzentriert und ein tiefes Vertrauen besteht.
Anzeichen für Demisexualität
Du bist dir nicht ganz sicher, ob du demisexuell bist? Hier ein paar Anzeichen, die dafür sprechen.
- Du denkst nie bis selten an Sex
Solange dich niemand emotional berührt, denkst du auch nicht an Sex, egal wie attraktiv du jemanden findest.
- Pornos jeglicher Art stossen dich ab
Anderen Menschen, zwischen denen keine tiefere Beziehung besteht oder dir vertraut sind, beim Sex zuzuschauen ekelt dich an.
- Techtelmechtel mit Fremden ist ein No-Go
Schon nur das Küssen oder intime Berührungen mit einer dir fremden Person ist dir unangenehm. Auch hier spielt Attraktivität keine Rolle.
- Sexting und Dating ist dir unangenehm
Zweideutige Anspielungen oder oberflächliche Datingversuche lösen ein Unwohlsein in dir aus.
11. Oktober 2021