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«Chilbi» – der Wohlfühlort meines inneren Kindes

Ich tauche ein – in ein buntes, blinkendes Labyrinth aus Lichtern, Düften und Geräuschen. Die «Chilbi» in Luzern ist für mich mehr als nur eine Ansammlung von Achterbahnen und Zuckerwatteständen. Es ist ein Ort, der mich Jahr für Jahr zurück in meine Jugend katapultiert.

Von Vanessa Votta

Es ist ein schöner Herbstabend. Ich schlendere durch die «Chilbi» in Luzern. Die letzten Sonnenstrahlen kämpfen sich durch den bewölkten Himmel – darüber ein perfekter Regenbogen. Meine Sinne werden gerade bis zum Äussersten ausgeschöpft. Es riecht nach Zucker – der Geruch einer Bratwurst mischt sich mit der Süsse der gebrannten Mandeln. Von allen Seiten leuchtet und blinkt es, und das Gelächter und Geschrei der Passagiere auf den Achterbahnen hallt nebst den unterhaltsamen Ansagen der Schausteller:innen in meinen Ohren. Es ist ein Ort der Überstimulation. Aber auch ein Ort der Erinnerungen und des Erwachsenwerdens. 

Wenn ich ein paar Jahre zurückdenke, an meine Teenie-Jahre, dann habe ich die «Chilbi» als grosses Spektakel in Erinnerung. Den ganzen Mittwochnachmittag haben wir uns im Lunapark vergnügt, Freunde getroffen und unser Sackgeld für Achterbahnen, Magenbrot und Zuckerwatte verprasst. Oft mit der Hoffnung, dass der Crush vielleicht vorbeikommt und mit uns abhängt oder sogar auf dem Riesenrad rumknutscht. Dass wir dieses Mal vielleicht bei den coolen Kids und den Putschiautos chillen durften. Es war DER Treffpunkt. Für zwei Wochen im Jahr fühlte sich alles so surreal an. 

Noch heute hat die «Chilbi» einen ähnlichen Effekt auf mich wie damals. Alles wirkt wie eine andere Welt, in der mein inneres Kind förmlich aus mir rausspringt. Ich verliere mich in diesem Überfluss, versuche mich im Dosenwerfen. Mein Freund gewinnt beim Ballonschiessen einen Plüsch-Schmetterling, während ich mich in einem Sugar-High von der Zuckerwatte, dem Hot-Dog, dem Soft-Ice und dem Magenbrot, die ich mir alle innert zwei Stunden reingeballert habe, befinde. Neben mir läuft auf einer Achterbahn noch dieselbe CD wie damals – vier Lieder drauf, die in Dauerschlaufe spielen. Im Gegensatz zu früher verdiene ich heute mein eigenes Geld, das ich hier mit Freude aus dem Fenster werfen kann. Weit weg von der Realität lass ich mich auf diese Sinnesachterbahn ein. An meiner Seite mein jetziger Crush, mein Freund, mit dem ich ganz oben auf dem Riesenrad rumknutschen darf. Mein 14-jähriges Ich wäre stolz auf mich. Auf meine Errungenschaften, meine Freund:innen, mein Zuhause und mein Leben.

15. Oktober 2024

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