Mit Witz und Frechheit bringen die Gäste der Show «Cay & Ziggis» etwas an die Menschen. Ob es sich nun um doch ernste Themen handelt oder die Frage, wieso Inzucht nicht mehr willkommen geheissen ist – der Podcast macht vor wenig halt. Wer versteckt sich aber wirklich hinter den sympathischen Stimmen? Zu Besuch beim «stabilsten Podcast der Schweiz».
Wir befinden uns in Timis Wohnzimmer, modern eingerichtet mit einigen Pflanzen. Der «Burscht» (dieses Wort ist aus seinem Mund gefallen) offeriert gleich etwas zu trinken. Jozo, der noch kurz auf Toilette war, gesellt sich auch zu uns. Jozos Hündin «Tesla» attackiert mich kurz bevor ich das Interview beginne, doch dann geht das Plaudern los. Jozo und Timi erzählen:
Wer ist «Cay & Ziggis»?
Jozo: Ja schon ich, ich habe das Ganze angefangen, aber ich denke nicht, dass wenn man an «Cay & Ziggis» denkt, nur an mich gedacht wird. Besonders die Jungs, die auch an den Live-Shows dabei waren. Keine Ahnung, vielleicht sind sie das «&» Zeichen vom Podcast. Ich bin «Cay Ziggis» und die Jungs sind das «&».
Wer sind die Jungs die an den Live Shows dabei sind?
Jozo: Timi, Onur, Semi, Bekir. Semi war dabei aber muss nun wegen seiner Arbeit pausieren. Bekir ist eine Art Semi-Ersatz. Also kurz gesagt: einfach meine besten Freunde.
Wie lange kennt ihr euch schon?
Timi: Das müsste 2016 nach dem Militär gewesen sein.
Jozo: Also wir kennen uns schon lange, wir waren halt einfach mehr Kollegen. Seit dem Podcast sind wir wirklich Freunde.
Timi: Wir waren im selben Freundeskreis aber so wirklich alleine haben wir uns ab «Cay & Ziggis» regelmässig getroffen. Ich bin schon lange Podcast-Fan, habe dann immer wieder Lob oder Kritik ausgesprochen und bin so dazugestossen.
Jozo: Das ist halt wirklich noch so. Also heute noch: wenn Timi nicht dabei ist kriege ich 2-3 Tage nach einer neuen Podcast-Episode eine 2-Minütige Sprachmemo was gut war, aber auch was man hätte besser machen können.
Was arbeitet ihr sonst so?
Timi: In der IT-Branche, ich bin Projektleiter, 2019 habe ich den Bachelor für Wirtschaftsinformatik abgeschlossen. Computer, Softwares und so weiter.
Jozo: Ich arbeite im Kundendienst von einem Onlineshop.
Wie bist du zum Namen für den Podcast gekommen?
Jozo: Twitter Umfrage. Der Podcast ist ja eigentlich entstanden weil wir gesagt haben: «Bro, das ist wie wenn du mit deinen Jungs Cay trinkst und Ziggis rauchst, und dann über Gott und die Welt redest.», darum war «Cay & Ziggis» immer so ein Ding. Und dann haben wir eine Twitter-Umfrage gemacht und «Cay & Ziggis» hatte drei Stimmen mehr als «Betriebigstalk», warum auch immer.
Timi: Stell dir vor es würde jetzt einfach «Betriebigstalk» heissen.
Jozo: Das wäre so scheisse.
Timi: «Cay & Ziggis» hat irgendwie auch so einen Ausländer-Vibe.
Jozo: Ja voll, es ist ein Vibe.
Wann habt ihr gemerkt, dass ihr mit eurem Humor andere zum Lachen bringen könnt?
Jozo: Also bei mir war es eine regnerische Oktobernacht 1991, als ich zur Welt gekommen bin. Spass, nein in der Schule glaube ich, als ich noch kleiner war. Es hat mir immer Spass gemacht andere zum Lachen zu bringen und es war mir auch recht egal was es für Konsequenzen mit sich zieht.
Timi: Ja, bei mir war es auch in der Schule. Ich war auch immer der Clown irgendwie, die Leute haben immer gelacht und ich dachte mir: «wenigstens gebe ich ihnen etwas zum Lachen». Das hat sich auch so durchgezogen. Und ich habe auch als Kind schon Witzbücher gekauft. Ich fand mich dann richtig cool, wenn ich meinen Eltern Witze daraus erzählt habe. Und ich glaube es ist irgendwie eine Charaktereigenschaft. Wenn man über etwas lachen kann, kann man es auch verarbeiten.
Jozo: Ich glaube ich mochte Aufmerksamkeit schon immer. Dann habe ich gemerkt, dass ich diese Aufmerksamkeit bekomme wenn ich andere zum Lachen bringe. Vielleicht macht es mir deshalb so Spass. Alle Lachen, alle schauen auf mich. Mein Hirn funktioniert bei Sachen wie logischem Denken nicht, aber ich bin schlagfertig. Deshalb kann ich auch so gut lügen.
Timi: Stimmt, ich kann auch wirklich gut lügen.
Wo äussert sich das?
Jozo: Ich bin einfach gut in Notlügen. Auf frischer Tat ertappt und schon platzt eine Ausrede raus. Darin bin ich super.
Timi: Ich glaube das hat auch mit der Erziehung bzw. dem Aufwachsen zu tun. Ich wusste genau: Wenn ich zuhause irgendwas verkacke bin ich am Arsch, deshalb hatte ich irgendwie schon drei Schritte voraus irgendwelche Notlügen bereit. Ich war immer gefasst um zu lügen.
Also ganz à la strenge Eltern machen gute Lügner?
Jozo: Kommt drauf an…
Timi: Doch, ja, ganz klar.
Jozo: Bei mir war es einfach so: Ich war mir den Konsequenzen bei allem bewusst, aber es war mir egal. Wenn ich auffliege, muss ich eine Lüge bereit haben.
Timi: Vielleicht sind wir auch deshalb so lustig, weil witzig muss man im richtigen Moment sein. Es bringt dir nichts wenn dir ein guter Konter später in der Dusche in den Sinn kommt.
Jozo: Ganz ehrlich, Lügen ist gar nicht so schlimm.
Timi: Lügen ist eigentlich gut.
Jozo: Ja, weil wenn ein Freund mich fragt «Wie findest du meine Zeichnung?» und die Zeichnung ist richtig scheisse, aber er hat Freude daran, lüge ich lieber als ihn zu verletzen. Also klar es ist nicht dasselbe wie wenn man seine Freunde zu «DSDS» schickt aber man weiss sie singen wie eine tote Katze. Aber manchmal ist ein bisschen schwindeln einfach sozialer.
Was hat sich im Podcast seit Beginn verändert?
Timi: Also ganz allgemein die Qualität. Nicht nur die Tonquali, welche am Anfang echt scheisse war, sondern auch dieses Zusammenspiel welches halt die Zuhörer so an sich nicht mitbekommen. Es herrscht eine viel bessere Synergie.
Neben «Cay & Ziggis» betreiben die Jungs einen zweiten Podcast. Angepriesen wird er damit dass «kein Thema tabu ist und […] über Sachen geredet werden welche du deinen Jungs verheimlichst».
Wieso habt ihr eine zweite Plattform gegründet mit «sadboys»?
Jozo: «sadboys» ist ja bekanntlich der traurigste Podcast der Schweiz. Das hat bei «Cay & Ziggis» einfach keinen Platz gehabt. Wir wollten darüber reden aber das hatte eine andere Identität. Hätten wir es nicht getrennt wäre das auch recht komisch. Man kann nicht in einer Folge Witze über alles reissen und in der nächsten ultra traurig und ernst sein.
Timi: Es war auch so, dass Semi zu dieser Zeit schwierige Dinge durchmachen musste und er irgendwie darüber reden wollte. Dann hatte er mich gefragt ob ich mit ihm eine Folge aufnehmen möchte und so hat sich das Ganze entwickelt. Die Art und Weise wie die Folgen entstehen ist auch etwas komplett anderes. Also bei «Cay & Ziggis» wird das absolute Minimum an Vorbereitung reingesteckt. Bei «sadboys » wird alles zuerst abgesprochen, fast minutiös geplant. Allgemein ist «sadboys» viel anstrengender, weil man sich ein paar Stunden lang aktiv mit seinen Sorgen und Problemen auseinandersetzen muss.
Jozo: Absolut. Die erste Season war echt cool, ich denke sie hat auch vielen geholfen. Auch wenn es nur einem von fünf Hörern etwas gebracht hat – wir konnten ernste Dinge besprechen. Die zweite Season wird auch richtig gut.
Was erwartet die Zuhörer?
Jozo: In der ersten Season konnten wir alle gewisse Traumata verarbeiten. Wir haben auch alte Probleme wieder hervorgeholt und uns damit beschäftigt. Aber jetzt sind wir damit durch, wir können das Ganze nicht künstlich in die Länge ziehen. Klar können wir Probleme erfinden, aber das wäre ja nicht ehrlich.
Ganz schön paradox im Zusammenhang mit euren Aussagen über das Lügen.
(Beide Schmunzeln)
Jozo: Das stimmt, aber das ist ja nicht dasselbe. In der zweiten Staffel wollen wir anderen Menschen eine Plattform bieten, in welcher sie über ihre Probleme oder Erfahrungen sprechen können und wir einfach Fragen stellen. So lernen wir bestimmt etwas dazu und bullshitten nicht.
Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen Live-Shows zu machen?
Jozo: Knackeboul und Luuk waren da unsere «Inspo». Mir ging es irgendwie auch nicht in den Kopf, dass Leute zwei Stunden unten sitzen und wirklich Geld bezahlen, um uns auf der Bühne zuzuhören. Nach einem Gespräch mit den Jungs und meinen Jungs haben wir uns aber entschieden dem Ganzen eine Chance zu geben. Zum Glück.
Wie unterschieden sich die Live-Shows von den Podcasts?
Timi: Auch hier enorm in der Vorbereitung. Also gut, bei der ersten Live-Show war der Gesprächsverlauf nicht wirklich ausgetüftelt, sprich viel Spontanität. Bei der zweiten habe ich dann einiges übernommen, um so eine genauere Struktur in die Show zu bringen. Jozo und ich sind in dieser Hinsicht ein gutes Team, ich mache das Organisatorische und er das Spontane.
Was sind eure Ziele mit dem Podcast?
Jozo: Mehr auf der Bühne zu sein. Das macht mir enorm viel Spass. Einfach auch diese Interaktion mit dem Publikum gibt einem viel. Wir haben auch einiges geplant für diesen Sommer, aber das hängt halt alles von unserem Freund Herr Berset und einem Virus ab. Toll wäre es, aber mal sehen.
Was sind allgemein eure Zukunftspläne, auch unabhängig vom Podcast?
Timi: Ich persönliche sehe den Podcast auch eher als Hobby. Ich liebe meine Arbeit und bin auch Karriere-Mensch, beides gemeinsam finde ich super. Bei Jozo ist das ja anders.
Jozo: Also ich wünsche mir schon mit Comedy irgendwann mein Geld zu verdienen, um richtig abzuheben.
Zum Abschluss eine Message an eure Fans?
Timi: Egal wie cringe das jetzt klingen mag: Macht einfach was ihr gerne machen wollt. Also ohne Spass – egal was andere denken, wenn ihr einen Traum habt, verfolgt ihn. Wenn es nicht klappt, dann ist es so, wenn schon, umso besser.
Jozo: Bei mir hat es auch 28 Jahre gedauert, bis ich etwas gefunden habe, das mir wirklich enorm viel Spass macht. Es muss nicht immer alles auf Anhieb klappen.
Ich bin gespannt was es zukünftig von den Jungs zu hören und zu sehen gibt. In meiner Freundesgruppe selbst hat der Podcast schon für enorm viel Gesprächsstoff gesorgt.
Hier findet ihr die Jungs:
«Cay & Ziggis» auf Spotify & Instagram
«sadboys» auf Spotify
«würsch?» auf Youtube
08. Februar 2021