Das «Bubble Pub» ist die erste LGBTQ+-Bar Kosovos – zumindest die erste, die tatsächlich ihren Betrieb aufnehmen kann (darf?). «Es gab schon früher Versuche, solche Bars zu eröffnen, aber leider war der Zeitpunkt damals nicht richtig, und ein befreundeter Aktivist, der eine dieser Bars leitete, wurde angegriffen. Soweit wir uns erinnern, war es keine reine Queer-Bar, obwohl sie von einer queeren Person geführt wurde», erzählt Lend Mustafa, Inhaber des Bubble Pubs. Doch auch ihn hat die Eröffnung nicht nur Mut, sondern auch jede Menge Geduld und Geld, das er nicht hatte, gekostet: «Wir haben das Konzept schon vor Jahren entwickelt, aber es wurde nie zum Leben erweckt, weil uns die finanziellen Mittel fehlten. Nachdem wir fast sieben Jahre lang versucht hatten, eine Strategie zu entwickeln, die langfristig funktionieren würde, stellte Bubble schliesslich ein Team zusammen, das für dieses Projekt geeignet war. So begann Yll den Prozess mit ganz viel Power voranzutreiben. Dadurch fanden wir einige grossartige Spender (EED), die dieses Projekt unterstützen.»
Trotzdem werden sich die Masterminds hinter dem Projekt, Lend, Yll und Tina einigen Herausforderungen stellen müssen, denn ganz Pristina spricht über das neue, Tabu brechende Pub. «Es wird so anstrengend, aber ich denke, die grössten Herausforderungen ergeben sich nicht aus der Tatsache, dass es sich um eine queere Bar handelt. Wir haben mehr Schwierigkeiten mit den gestiegenen Preisen. Aber mit einem Team wie dem unseren ist nichts zu schwierig.»
Das Bubble Pub befindet sich in einer Strasse, die als «Kafet e Rakise», was so viel wie «Kaffee und Schnaps» heisst, bekannt ist. Ein Ort, den die LGBTQ+-Gemeinschaft schon vor Jahren besetzt und sie zu einer queerfreundlicheren Strasse gemacht hat – soweit dies möglich war und ist, denn noch immer sind viele der anderen Bars nicht queerfreundlich.
Die bunte Szene im Kosovo ist nach wie vor sehr klein und es fehlt an Akzeptanz und Toleranz. Die Eröffnung des Bubble Pubs ist ein Meilenstein – in vielerlei Hinsicht. Im Pub ist jede:r willkommen. Das Team legt alles daran, diesen Ort so inklusiv wie möglich zu gestalten. So ist das Lokal auch für Menschen mit Behinderungen zugänglich. Die Speisekarten werden zusätzlich in Blindenschrift verfasst und die Treppen sind mit Aufzügen ausgestattet. Auch punkto Sicherheit haben sie sich einiges überlegt; so gibt es Alarmsensoren, Kameras überall, Panikknöpfe in der Bar und in den Schlüsselbändern der Mitarbeitenden, um sexuelle Belästigung oder jegliche Art von Belästigung zu verhindern und/oder zu bekämpfen.
Bei grösseren Veranstaltungen werden zusätzliche Sicherheitskräfte an der Tür und im Inneren des Lokals arbeiten. Denn das Bubble Pub soll nicht nur Bar sein, Lend denkt weiter: «Wir bieten eine Bühne für Drag Queens, queere DJs und queere Künstler:innen, um sich zu präsentieren und davon zu profitieren. Wir haben eine strikte Politik gegen den Bullsh*it: ‚Kannst du das umsonst machen, dann bekommst du Aufmerksamkeit’».
Ausserdem möchte das Team im Untergeschoss einen Raum schaffen, der queeren Start-ups gewidmet sein wird. Das können zum Besipiel Tattoo-Shops, Piercing-Läden oder Beauty-Services sein. Die kostelnlose Nutzung des Raums wird der Community solange gestattet, bis sie Miete zahlen können und wollen, jedoch ganz ohne Druck. Denn das Team ist in erster Linie nicht auf Profit aus, sondern auf Wachstum, Erinnerungen und Zusammengehörigkeit. «Ich freue mich auf eine mutige, kreative, selbstbestimmte und unabhängige Gemeinschaft. Das ist unser Ziel und das werden wir erreichen. Ängste sind irrelevant, solange wir zusammen sind», so Lend.
Ab heute werden wir nicht mehr in einer Bubble sein, heute werden wir aus dieser herausplatzen.
Lend Mustafa
Die Eröffnung des Bubble Pubs fand am 15. April 2022 statt. Wir haben eine Person aus der Community um einen Erlebnisbericht des fulminanten Eröffnungsabends gebeten:
(Übersetzung weiter unten)
Që prej mas luftës, komuniteti lgbtq non stop kanë qenë tu kërku vende për me nejt me njoni – tjetrin. Poget afërsia e rahatia që e nijmë me njoni tjetrin vjen për shkak të empatisë që e kemi për sfidat që i kalojmë.
Një vend i ri u hap në Prishtinë, një vend i sigurtë për neve… Ose ma mirë me thonë një vend për neve, ma n fund!
Bubble u iniciu dhe u hap nga Lend Mustafa, aktivist tash e sa kohë e kontribues i madh i kauzës queer.
«Që 7 vjet o tu e përmend me qelë qit lokal» – Tha një shoqe e Lendit teksa pinin cigare në terasën e Bubble.
Shumë shpejt terrasa e Bubble u mbush me njerz të ndryshëm e me prapavija të ndryshëm, mirëpo krejt të buzqeshuna. Teksa socializoheshim në terasë, Lendi dul dhe i tha disa fjali mikëpritëse e domethënëse:
«Me ditë që familja që e kemi zgjedhë tash e ka një shtëpi të dytë është andrra që mu ka realizu Shpresoj se kjo hapsinë ka me qenë Bubble i jonë, një vend ku shprehemi, fuqizohemi e bashkohemi. Dashnija jem për komunitetin po rritet çdo ditë. Bubble ka mu konë ktu për juve në kohna të mira e të kqija, në momente të lumtuna e të trishtushme, sepse kjo është çka ni familje bon. Na jetojmë me ni Bubble çdo ditë, kshtu që, hajde knaqemi në to. Gëzuar për queers, ekzistenca e të cilëve është revolucionare.»
E pas atij fjalimi, ja nisëm me u turrë mrena haha. Ambient i ngrohtë e i sigurtë, si me konë n shpi tonde! Natës ja nisën dy DJ-a lokal, Genti edhe Rebiswan, të cilët tash e një kohë ftohen në neja queer për me kallë natën. Njerzit meniher mas do minutave ja nisën mu ni rahat e me kcy, sjanë nalë mo ton natën.
Në katin e parë si të hysh, e ke shankun ku mujshe me u shërby me pije prej stafit të Bubble.
Koktella të llojllojshëm, me dhe pa alkool i shihshe në durt e njerzve, tu u hargjitë mas çdo kange që u kryjke. E krejt ato pije të vijshin ma shijshëm kur e dijshe që je tu kontribu në ni lokal queer.
Një dance-floor që mezi na nxijke, mirëpo krejt u bojshim duq qaty e kcejshim si t trentë. Nëse t vijke nxehtë, shkojshim në katin poshtë me dhezë naj cigare. Në podrumin e Bubble (smoke area) aty ku u bojshin llafet ma kualitative e fotot ma të mira, rrijshin krejt tu e festu e vlersu hapësinën tonë të re, kallxojshim fore e u ngucshim kapak aty ktu. Amo kudo që shkojshe (nëpër bubble), u nijshe rahat e si në shpi, se tek e fundit, kjo o shpija jonë e dytë e musht me familjen që na e zgjedhim…<3
D:
Seit dem Krieg suchen wir, die LGBTQ-Community im Kosovo, ununterbrochen nach Orten, an denen wir zusammen sein können. Es scheint, dass die Nähe und Geborgenheit, die wir füreinander empfinden, aus der Empathie resultiert, dass wir die gleichen Herausforderungen meistern müssen.
In Pristina hat endlich ein neues Lokal eröffnet, ein sicherer Ort für uns. Oder besser gesagt, endlich ein Platz für uns! Das Bubble Pub wurde von Lend Mustafa initiiert und eröffnet, einem langjährigen Aktivisten und wichtigen Mitwirkenden für die queere Sache.
«Seit sieben Jahren spricht er davon, dieses Lokal zu eröffnen», sagt eine Freundin von Lendi als sie eine Zigarette auf der Terrasse des Bubble Pubs raucht. Sehr schnell wird diese Terrasse mit Menschen verschiedener Hintergründe gefüllt. Die Freude steht ihnen ins Gesicht geschrieben.
Während wir uns auf der Terrasse unterhalten, kommt Lendi dazu und sagt einige einladende und bedeutungsvolle Sätze:
«Mit dem Wissen, dass die von uns ausgewählte Familie, nun ein zweites Zuhause hat, wird für mich ein Traum wahr. Ich hoffe, dass dieser Raum unsere Bubble wird. Ein Ort, an dem wir uns ausdrücken dürfen, stärken und vereinen können. Meine Liebe für die Gemeinschaft wächst jeden Tag. Das Bubble Pub wird in guten wie in schlechten Zeiten und in glücklichen wie traurigen Momenten für euch hier sein, denn das ist es, was eine Familie ausmacht. Wir müssen jeden Tag in einer Blase leben, also kommt und geniesst sie. Cheers to the queers, deren Existenz revolutionär ist.»
Nach dieser Rede stürmen wir alle ins Pub. Das Ambiente wirkt warm und sicher, als wäre es unser eigenes Zuhause. Die Nacht beginnt mit zwei lokalen DJs, Genti und Rebiswan, die seit einiger Zeit zu queeren Anlässen eingeladen werden, um einzuheizen. Die Gäste fühlen sich innerhalb Minuten sehr wohl und beginnen zu tanzen und hören auch bis zum Morgengrauen nicht damit auf.
Auf der ersten Etage steht die Bar, an der Getränke von Bubble-Mitarbeitenden serviert werden.
Verschiedene Cocktails, mit oder ohne Alkohol, die nach jedem abgespielten Lied schon wieder leer getrunken sind. Und all diese Cocktails schmecken umso köstlicher, weil wir wissen, dass wir damit ein queeres Lokal unterstützen.
Die Tanzfläche ist kaum gross genug für uns alle, aber wir stopfen uns trotzdem darauf und tanzen wie verrückt. Wenn es zu heiss wird, gehen wir in den unteren Stock, um eine Zigarette anzuzünden. Im Untergeschoss (Smoke Area), indem die Unterhaltungen spannender und die geschossenen Fotos besser gelingen, schätzten wir alle unseren neuen Space, erzählen uns Witze und necken uns hier und da ein bisschen.
Aber egal in welchem Raum des Bubble Pubs wir sind, wir fühlen uns geborgen, denn schliesslich ist dies unser zweites Zuhause bei der Familie, die wir uns ausgesucht haben… <3
Interview und Übersetzung: Arzije Asani
Redaktion: Leila Alder
28. April 2022