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Black Film Festival Zurich – auf der Suche nach Identität und Selbstfindung

Am Wochenende vom 6. bis zum 8. Dezember 2024 heisst es im Houdini Kino in Zürich: Vorhang auf für aussergewöhnliche Werke jenseits des Mainstreams! Die vierte Ausgabe vom Black Film Festival Zurich bringt wieder zeitgenössische Werke von Schwarzen Filmschaffenden und Künstler:innen auf die grossen Leinwände der Stadt – und wir verlosen Tickets!

Von Janine Friedrich

Im gemütlichsten Monat des Jahres zieht es uns ja fast schon automatisch ins Kino! Gut, dass es dieses Jahr wieder eine grossartige und vielseitige Auswahl an Filmen gibt, die Stereotype durchbrechen, Horizonte erweitern, Boxen sprengen, berühren und provozieren und zum Reflektieren einladen! Das Black Film Festival schafft damit einen kulturellen Raum für Schwarze Menschen und People of Color. Neben den Filmen, Kurzfilmen und Dokumentationen hält das diesjährige Rahmenprogramm unter anderem auch eine Masterclass zum Thema «Cultivating Collective Care through Queer Imagination» von New Kyd und dem Kollektiv x_collective_x bereit sowie spannende Q&As mit Regisseur:innen und Expert:innen bereit. Um die Entscheidung zu erleichtern, welche Kinosäle einen Besuch wert sind, haben wir hier einen kleinen Einblick in einige der spannenden Filmwelten. Doch das sind längst nicht alle, die gezeigt werden – ein bisschen Sich-Überraschen-lassen muss eben auch sein.

Von kolonialer Ausbeutung zur kulturellen Rückbesinnung

Im Spotlight ist dieses Jahr die ausdrucksstarke Dokumentation «Dahomey» von Mati Diop, denn sie feiert im Rahmen des Festivals ihre Vorpremiere in der Schweiz. Die französische Regisseurin und Drehbuchautorin verbildlicht in ihrem Werk die ergreifende Geschichte des ehemals westafrikanischen Königreichs Dahomey, dem heutigen Benin, und beleuchtet dabei die Bedeutung der Restitution kolonialer Raubkunst für das Volk.

Dazu ein kurzer Rückblick in die Geschichte: Das Königreich Dahomey, welches im 17. Jahrhundert gegründet wurde, war eine bedeutende regionale Macht mit einer strukturierten Wirtschaft, zentralisierter Verwaltung und einer berühmten weiblichen Armee, den Agodjié. Nach der Eroberung durch Frankreich 1892 wurde Dahomey 1895 Teil des französischen Kolonialreichs. 1960 erlangte das Land als Republik Dahomey die Unabhängigkeit. Das während der Kolonialzeit unfreiwillig verstreute Erbe und die geraubten Kunstschätze aus Dahomey wurden im November 2021 von Paris zurück nach Benin gebracht und im Präsidentenpalast ausgestellt.

Bild zVg. Black Film Festival

Die Rückgabe der Schätze hat einen kollektiven Einfluss auf die Menschen in Benin. Ohne Kommentare oder Erklärungen verbindet Diop in der Dokumentation diese echten Impressionen der historischen Rekonstruktion und der Ausstellungseröffnung und lässt die dort lebende Bevölkerung zu Wort kommen. In intimen Gesprächen wird Fragen nach kultureller Identität nachgegangen und ein lebendiger Diskurs über gesellschaftliches Erbe angestossen. Das Ergebnis ist ein facettenreiches Bild, das zeigt, wie viel Arbeit immer noch nötig ist, um koloniale Ungerechtigkeiten aufzuarbeiten und das kulturelle Erbe wiederherzustellen. Die Thematik kann bei einer exklusiven Führung der Ausstellung «Im Dialog mit Benin. Kunst, Kolonialismus und Restitution» im Museum Rietberg aktuell weiterverfolgt werden (Teil des Rahmenprogramms).

Diversität und Inklusion auf dem Prüfstand 

Die humorvolle und tiefgründige Satire «Clashing Differences» von Merle Grimme beleuchtet die Herausforderungen echter Solidarität und die Komplexität von Identitäten: Um nicht gecancelt zu werden, muss der Verein «House of Womxn» sein geplantes Panel für die internationale Frauenkonferenz so schnell wie möglich anhand einer Diversity-Checkliste anpassen. In der Folge wird eine Gruppe von queeren Frauen und Women of Color eingeladen, um an einer vermeintlich inklusiven Podiumsdiskussion teilzunehmen. Schnell wird deutlich, wie tief Vorurteile über Unterschiede und systemische Probleme verwurzelt sind, aber auch bestärkende Gemeinsamkeiten kommen zum Vorschein. Für diesen Film, den wir selbst vor Ort anmoderieren werden, verlosen wir demnächst zwei Tickets auf Instagram!

Wo Träume und Selbstverwirklichung auf Traditionen und Erwartungen treffen

Im Film «Baada ya Masika / After the Long Rains» zeigt Damien Hauser mit gefühlvoller Kameraführung die fesselnde Geschichte eines kenianischen Mädchens, die davon träumt, Schauspielerin zu werden. Um ihrer Berufung nachgehen zu können, lehnt sie sich mit sehr viel Mut und Entschlossenheit gegen die Erwartungen ihrer Gemeinschaft und Familie auf. Für ihre persönliche Selbstverwirklichung bricht das Mädchen lang erhaltene Traditionen und kollidiert mit kulturellen Normen und den tief verwurzelten Denkweisen älterer Generationen. Dieses Meisterwerk erinnert daran, dass genug Ambition und Glaube selbst die Grenzen eines noch so kleinen Dorfes sprengen können, um gross zu träumen und über bekannte Lebensweisen hinauszuwachsen.  

Bild zVg. Black Film Festival

Emotionen, Selbstwert und menschliche Beziehungen

Das surreale Drama «The Sleeping Negro» von Filmemacher Skinner Myers gibt lang angestauter Wut ein Ventil und gibt durch die Perspektive des Protagonisten Einblick in die oft schmerzhaften Erfahrungen als Schwarzer Mann in Amerika. Eine Einladung zur tiefgründigen Auseinandersetzung mit Rassismus und Selbstakzeptanz für alle Zuschauer:innen.

Brenda Akele Jorde spürt im Dokumentarfilm «The Homes We Carry» einer über drei Länder verstreuten Familiengeschichte nach. Die Regisseurin begleitet dabei Sarah auf ihrer emotionalen Reise, die Gegenwart und Vergangenheit zu einem Puzzle zusammenfügt und sie erkennen lässt, was sie ihrer Tochter heute ermöglichen möchte: Jene Beziehungen, die ihr als Kind fehlten. 

In «White Nanny, Black Child» gibt Andy Mundy-Castles jenen westafrikanischen Kindern eine Stimme, die zwischen 1955 und 1995 von weissen, britischen Pflegefamilien aufgezogen wurden. Die Dokumentation ist für die heute Erwachsenen ein hilfreiches Tool, um die oft schmerzhaften Erlebnisse aus der Kindheit, die alle miteinander verbindet, gemeinsam und im Kollektiv heilen und aufarbeiten zu können. 

Ausserdem gibt es drei Kurzfilmblöcke, die thematisch den Halt von Familie, Verlust und Liebe sowie Ängste und Hoffnungen in den Mittelpunkt rücken. «Family Ties», «Overcoming» und  «Schweizer Kurzfilme»  nehmen das Publikum mit auf eine Reise durch verschiedene Kulturen und persönliche als auch kollektive Kämpfe, die alle auf der Suche nach Identität und trotz vieler gesellschaftlicher Herausforderungen Frieden finden wollen.  

Diese und viele weitere Meisterwerke werden sich vom 6. bis zum 8. Dezember 2024 wohlverdient auf den grossen Leinwänden breit machen, während wir dasselbe in den Kinosesseln des Houdinis tun! 

Wir verlosen hier 1×2 Tickets für die Vorstellung von «Clashing Differences» am Samstag, 7. Dezember 2024 um 19.00 Uhr.

Tickets sind hier oder an der Kinokasse erhältlich (Vorverkauf läuft bereits).

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