Wie ihr bestimmt alle mitbekommen habt, wurde letzte Woche kurz vor knapp dem Alba Festival die Bewilligung entzogen. Grund dafür: der Kanton äusserte Bedenken bezüglich Corona Lage, da sich das Festival an eine stark von Corona betroffene Community richte. Heisst genau was? Der Bund hat Angst vor Corona Patient:innen, da die albanische Gemeinschaft ja anscheinend so impfunwillig ist.
Im ersten Moment wirkt das vielleicht verständlich. Auch das Frauenfeldli wurde abgesagt wegen Bedenken zur Auslastung der Spitäler. Die Begründung für diese Bedenken ist jedoch signifikant unterschiedlich. Das Frauenfeldli wurde abgesagt, da in Frauenfeld die Spitäler jetzt schon ausgelastet sind, somit die Versorgung der möglichen Patient:innen vor Ort einfach nicht gewährleistet werden kann.
Beim Alba Festival geht es aber darum, dass man einer gesamten demographischen Gruppe unterstellt, fahrlässig zu sein. Dass es sich hierbei um Menschen mit Migrationsvordergrund handelt, ist eben genau der springende Punkt. Was früher die «Tschingen» waren, sind heute die «Jugos», oder in diesem Fall die «Shipis.» Schon seit längerem werden Schweizer:innen mit (kosovo-)albanischen Wurzeln zu Sündenböcken erklärt. Auch während der EM und letzten WM war dies der Fall.
Solche Entscheidungen führen dazu, dass gewisse Nationalitäten einen enorm schlechten Ruf erhalten, dies ganz legal, denn auch das Verwaltungsgericht bestätigte den Entscheid des Kantons. Was neben der offenkundigen Diskriminierung auch schockiert: dieses Wochenende haben in und um Zürich verschiedenste Grossveranstaltungen stattgefunden. Auch die Alba Festival Veranstalter sprachen dies in einem Video an, nicht um andere zu bashen, sondern zu zeigen, wie impertinent der Entscheid des Kantons war. Beispielsweise liefen am Samstag 20’000 Menschen durch Zürich, um sich für die Ehe für alle auszusprechen. Dort gab es kein durchgreifendes Schutzkonzept. Auch weitere Grossanlässe, wie das Energy Air in Bern wurde durchgeführt.
Schwingfeste, mit einem grossen Anteil an SVP-Wählenden, werden auch durchgeführt. Rund 26% der Schweizer Wählenden bekennen sich zur SVP, der «stärksten» Partei der Schweiz. 51% der SVP Wählenden lassen sich nicht impfen. Der (kosovo-) albanische Anteil der Schweizer Bevölkerung wird jedoch auf nur rund 3% geschätzt.
Was beweist das? Dass Minderheiten ohne weitere Bedenken unter dem Staat leiden dürfen. Klar, ein Festival ist nicht lebensnotwendig. Aber auch das kurbelt die Wirtschaft an. Viele Besucher:innen sind aus dem Ausland angereist. Das Fest würde Kultur feiern, besonders den Jungen auch ein wenig Freiheit schenken. Es stellt sich einfach wieder die Frage: wie weit können öffentliche Instanzen mit ihrer internalisierten Diskriminierung gehen?
Noch einmal zur Rekapitulation: es geht hier NICHT darum andere Veranstaltungen in den Dreck zu ziehen oder zu sagen, auch sie hätten abgesagt werden sollen. Es geht lediglich darum zu erkennen, dass es hier nicht nur um das Wohl der Allgemeinheit ging. Wenn das der Fall wäre, hätten andere Veranstaltungen klar nicht stattfinden dürfen. Bei ihnen wurden Schutzkonzepte und Bewilligungen akzeptiert, so wie beim Alba Festival zu Beginn auch. Obschon es in Ländern ausserhalb der Schweiz diesen Sommer zu lockeren Massnahmen kam, war das hierzulande nicht der Fall. Die Besuchenden des Alba Festivals wären wie die Besuchenden der Schwingfeste verpflichtet gewesen, die Massnahmen zu respektieren.