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«Musik soll nicht an die Rechnungen, die man noch bezahlen muss, erinnern – man soll Fairies sehen.» – im Gespräch mit Akira

Akiras Musik bewirkt das, was nur wenige moderne Tracks schaffen: Sie nimmt einen mit – auf eine Reise durch unbekannte, magische Welten. So auch seine neue EP «Las Flores De Mi Barrio». Unter anderem darüber habe ich mich mit Akira im Zürcher Seefeld unterhalten.

Von Leila Alder

Seefeld. Café Mühlebach. 15:00. Ich mag Menschen, die pünktlich zu Interviews erscheinen. Meistens bedeutet es, dass sie nicht so full of themselves sind. Auf Akira trifft dies zu. Bescheiden und mit einer Sanftheit spricht der Zürcher Musiker über sein Schaffen. Dies rührt wohl daher, dass seine Musik so organisch entsteht, wie sie klingt.

Akira, erzähl mir etwas mehr von dir, bevor ich loslege.

Akira: Ich komme von nirgendwo. Ich bin ein Vagabund. Ich bin niemand. Ich bin der Sohn von meiner Mutter und meinem Vater. Auch sie sind niemand. Ich versuche jeden Tag so korrekt wie möglich zu sein, alle zu respektieren – that’s it. Ich habe eine Lehre gemacht als Gärtner – drei Winter habe ich überstanden. Nach dem vierten entschied ich mich, nur noch im Sommer zu arbeiten und die restliche Zeit der Musik zu widmen.

Jedes Mal, wenn ich deine Musik höre, fühle ich mich, als würde ich mich auf eine Reise begeben. Die Destination ändert sich, je nach Track. 

Schön, dass du das sagst. Es ist auch das, was mich an Musik fasziniert – wenn sie dich in eine andere Welt holt. Wenn ich Musik mache, fühlt es sich auch so an, als würde ich eine Welt erschaffen – wie ein Kind. Ich kann mich frei entfalten, ausleben, ganz ohne Grenzen. Mein Sound soll einen nicht in der Realität festhalten. Musik soll nicht an die Rechnungen, die man noch bezahlen muss, erinnern – man soll Fairies sehen. Es freut mich, wenn mir das gelingt.

In deiner Musik spürt man immer wieder die Connection zur Natur – ist die Gärtnerlehre dafür verantwortlich?

Bestimmt auch. Aber die Natur ist unsere Essenz. Wenn dein Herz gebrochen ist, dann wird die Natur das Einzige sein, das dich heilen wird. Wenn du in den Wald läufst, dann fühlst du dich wie eine Feder – dein Spirit wird getragen und du kannst vergessen, was zwischen den Betonblöcken abgeht. Die Natur ist unsere Mutter. Sie schaut auf uns. Sie gibt Geborgenheit. Sie will uns nichts tun. Naturkatastrophen passieren, aber das sind wir, nicht sie. Wir hurten sie und sie wehrt sich. Wir sind wie Parasiten – grausam, aber part of it.

Besonders «Flores» tauchen immer wieder in deiner Arbeit auf. So auch in deiner neuen EP «Las Flores De Mi Barrio».

Ich habe eine Regel in meinem Leben: Mindestens einmal am Tag musst du an einer Blume riechen. Der Duft gibt dir das wärmste Feeling überhaupt. Ich bin weit davon entfernt, diese Regel jeden Tag zu befolgen, aber Blumen sind etwas vom Wundervollsten, das es gibt. Sie wachsen einfach – manchmal an den verrücktesten Orten. Das passt zur EP – sie war auch ein natürlicher Prozess. Die ist einfach entstanden. Für mich ist «Las Flores De Mi Barrio» eines der schönsten und vollkommensten Dinge, die ich je kreiert habe. Es ist das erste Mal, dass ich richtig zufrieden bin mit einem Projekt.

Warum?

Die Tracks lagen zwei Jahre lang halbfertig auf meinem Laptop herum. Zuerst wollte ich sie bereits im Sommer raushauen, ehe ich mich entschied, ihnen mehr Zeit zu widmen. So konnte ich gemeinsam mit verschiedenen talentierten Menschen etwas Schönes kreieren. Die einzelnen Tracks spielen richtig nice zusammen – es ist ein dreamy Gesamtwerk.

Nochmals zurück zu den Blumen: Wir Menschen sind ja auch ein bisschen wie Blumen. Wir wachsen, blühen irgendwann und verblühen dann wieder. Je nachdem, wie gut wir uns schauen, blühen wir intensiver und länger.

Yes! Es ist mir extrem wichtig, mir und meinem Körper gut zu schauen. Ich bin in der unteren Mittelschicht aufgewachsen. Trotzdem war es meiner Mutter immer ein grosses Anliegen, dass wir clean essen. Lieber clean und dafür weniger. Mein Vater ist Argentinier. Er legte mir einen Ball an den Fuss, sobald ich gehen konnte – seither betreibe ich viel Sport. Ich habe schon früh ein Bewusstsein dafür entwickelt, was es heisst, sich um sich selbst und um seine Energie zu kümmern. Ich will die beste Version von mir selbst sein.

Besonders Kreativität und Schöpferkraft benötigen Energie. Wenn wir uns nicht schauen, können wir ja auch nicht viel von uns erwarten.

Absolut! Das ist die Basis von allem. Viele ignorieren das. Es wird so viel Trash produziert und konsumiert. Wenn man kurz innehält und schaut, was einem gut tut, merkt man: Es gibt Dinge, die den Spirit beflügeln, und solche, die ihn kaputt machen. Es muss aber jede und jeder selbst wissen, wofür sie sich schlussendlich entscheiden. Man kann niemandem etwas aufzwingen. Deshalb pushe ich auch meinen Sound nicht so. Ich sag vielleicht ein paar Mal: «Yo, ich bin cool, hört meinen Sound», und dann entscheiden alle selber (lacht).

Sound-Credits:
Artist: Akira
Produced: Akira, Kira Noah, Mick Egert
Mix/Master: GB Conte

Video-Credits:
Concept: Akira
Director: Lino A. Kalt
Cinematography: Aaron Markus Graf
Edit/Grading: Lino A. Kalt, Akira
Set Design: Nicola Oberholzer
Hair: Coiffeur UME
Cast: Lou Kaena, Noa Manca, Oliver Schmid, Alexander Schreiner, Nicolai Jaron Kager, Matteo Keiser

23. November 2024

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